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Geschäftsmodell des E-Autobauers NioBatterien wechseln statt laden

Der Tesla-Konkurrent Nio aus China bietet sein Geschäftsmodell bald auch in Deutschland an. E-Autofahrer können Batterien tauschen statt laden.

Demnächst in Deutschland mit Wechselbatterie? Ein Elektroauto von Nio aus China Foto: VCG/imago

Berlin taz | Ein bisschen erinnert es an die Postkutsche, für die Pferde für die Weiterreise an Stationen getauscht wurden: Damit das E-Auto weiterfahren kann, werden die Batterien nicht aufgeladen, sondern ausgewechselt. Mit diesem Geschäftsmodell drängt das chinesische Start-up Nio von Deutschland aus auf den europäischen Markt. Ende des Jahres will das Unternehmen seine Autos auch hierzulande anbieten. In Norwegen ist es bereits aktiv.

Nio ist einer von vielen chinesischen Autobauern, die international expandieren. Das Unternehmen wurde 2014 in Schanghai gegründet und beschäftigt nach eigenen Angaben weltweit mehr als 14.000 Mitarbeiter:innen. Es gilt als Tesla-Konkurrent, Preise und Ausstattung liegen in der Luxusklasse. Noch vor zwei Jahren hatte das Unternehmen Finanzierungsprobleme. Doch die wurden mithilfe chinesischer Banken gelöst.

Rund 100.000 Fahrzeuge hat Nio bislang produziert, auch mit vielen Bauteilen deutscher Zulieferer wie Bosch oder Conti. Die Fahrzeuge sind hochwertig ausgestattet, etwa mit Assistenzsystemen. Im Innenraum wird statt Plastik Material aus der Rattanpalme verarbeitet. Aber die Öko-Freude hält sich in Grenzen. Die Modelle dürften der Albtraum aller Freun­d:in­nen der Verkehrswende sein: drei SUVs und eine Limousine.

Nio hat seine Europazentrale in München angesiedelt, auch das globale Designzentrum befindet sich hier. „In diesem Jahr wird Nio auch in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und Dänemark Produkte und Services anbieten“, sagt Florian Otto, Nio-Kommunikationschef für Europa. Zu Details wie geplanten Absatzzahlen oder Preisen will er nichts sagen.

Wechsel dauert drei Minuten

Hergestellt werden die Autos in China. Um die Infrastruktur für den Batteriewechsel zu schaffen, kooperiert Nio mit dem Energieriesen Shell, dessen Ladenetz Nio-Fahrer:innen nutzen können, denn die Batterien können auch aufgeladen werden. Der Austausch ist zeitlich allerdings viel attraktiver. „Das dauert drei Minuten“, sagt der Sprecher. Das Auto kann autonom in Boxen fahren, in denen der Austausch von Maschinen vorgenommen wird. Nut­ze­r:in­nen schließen dafür ein Abonnement ab. In China gibt es laut Otto 700 dieser Austauschstationen. Wie viele für Deutschland vorgesehen sind, will der Sprecher nicht verraten. „Bis 2025 sind 1.000 Stationen außerhalb Chinas vorgesehen“, sagt er nur.

Der Batterietausch ist keine neue Technik. Auch Renault und Tesla haben damit experimentiert, sich aber wegen fehlender Kundenakzeptanz dagegen entschieden. Die Nio-Manager:innen glauben, dass sich das Modell nicht wegen unkompliziert verlängerbaren Reichweiten durchsetzt, sondern wegen des Weiterverkaufswerts. „Der Nio wird immer mit neuen Batterien verkauft werden können“, sagt Otto. Viele Käu­fe­r:in­nen würden sich die Frage stellen, wie leistungsstark die Batterien in einigen Jahren seien.

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6 Kommentare

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  • Elektromobilität ist eine feine Sache, wenn man sie richtig betreibt:

    1. Statt Batterien, die gewechselt oder aufgeladen werden müssen, empfiehlt sich die Stromzufuhr via Oberleitung oder Stromschiene.

    2. Ein Auto für drei bis sechs Personen ist Energie- und Platzverschwendung. Man sollte 180 bis 240 Menschen mitfahren lassen.

    3. Gummireifen auf Asphalt? Schlechte Idee! Stahlräder auf Schienen sind viel effizienter!

    Und schon hat man die elektrische Straßenbahn, die es seit 140 Jahren gibt: de.wikipedia.org/w..._Groß-Lichterfelde

  • Ich frage mich, welche Kunden die Autokonzerne gefragt haben, um zu dem Schluss zu kommen, dass Wechselbatterien unerwünscht wären. Mit dem Batterietausch bleibt das Risiko des vorzeitigen Batterietodes beim Hersteller. Wer will das wohl nicht? Wirklich der Kunde?

  • Heute ist Tesla-Tag.



    Es gibt -zumindest für die Mehrheit unseres Landes- nichts zu feiern: Mit jeder neuen Fabrik fallen an einer anderen Stelle weltweit Arbeitsplätze weg, die Globalisierer können billiger produzieren ! Jeder € an Unterstützung, der häufig auch von SPD-Führern genehmigt werrden in ihrem Wettebewerb um Arbeitsplätze Brandenburg versus Baden-Würtetemberg oder China raubt Existenzen an anderer Stelle. Und auch für die Globalisierer wird es eng: Schließlich senkt eine mörderischer Wettbewerb die Profitraten, woanders (ausser in China?) geben Unternehmen auf und hinterlassen Ruinen, vielleicht (wieder China) gewinnen sogar undemokratische Systeme die Oberhand und zeigen den Globalisierern die Arschkarte, Menschen sind ja nur Verschiebemasse , Manpower halt....

  • Nach dem Krieg ums Öl folgt der Krieg um Edelmetalle. Austauschbatterien werden den Bedarf im Zweifel nochmals massiv erhöhen.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Ein solches Konzept gab es bis zu einer marknahen Reif schon vor einigen Jahren aus Israel. Es wurde von den "westlichen" Autokonzernen nicht aufgenommen.

    • @31841 (Profil gelöscht):

      Na dann haben sich die "östlichen" Autokonzerne bestimmt gefreut!