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Geplanter FamilienbesuchDeutsche in Ägypten verschwunden

Sie reisten nach Ägypten, dann verlor sich ihre Spur. Zwei deutsche Männer sind unabhängig voneinander verschwunden.

Seine Regierung schweigt sich aus: Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi Foto: dpa

Kairo/Berlin dpa/taz | In Ägypten sind zwei Deutsche verschwunden. „Es geht um zwei verschiedene Fälle von deutschen Staatsangehörigen“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums am Montag in Berlin. Angehörige der beiden Männer bestätigten dies gegenüber der taz. Beide haben den Verwandten zufolge eine deutsche Mutter und einen ägyptischen Vater und besitzen neben der deutschen auch die ägyptische Staatsbürgerschaft.

Um diese beiden Männer geht es:

Isa El Sabbagh, 18, aus Gießen wollte am 17. Dezember über die südägyptische Stadt Luxor nach Ägypten einreisen, um seinen Großvater in Kairo zu besuchen. Vor dem Weiterflug in die Hauptstadt brach der Kontakt ab, bestätigte sein Vater. „Er ist nicht angekommen.“ Sein Onkel habe in Kairo auf ihn gewartet.

Mahmoud Abdel Aziz, 23, aus Göttingen wollte mit seinem Bruder Malik am 27. Dezember über den Flughafen Kairo nach Ägypten einreisen. Die Behörden hielten den jungen Mann am Flughafen fest und ließen nur seinen Bruder passieren, wie seine Mutter bestätigte. Seitdem ist Mahmoud Abdel Aziz verschwunden.

In beiden Fällen tappen die Angehörigen im Dunkeln. „Es sind jetzt drei Wochen und es gibt keine Spur“, sagt der Vater des 18-Jährigen. „Niemand weiß, ob er noch am Leben ist.“ Er geht davon aus, dass ägyptische Sicherheitskräfte seinen Sohn festgenommen haben und er seitdem in Gewahrsam ist. Gründe für eine mögliche Festnahme kennt er nicht. Sein Sohn, der wahrscheinlich mit seinem ägyptischen Pass einreisen wollte, habe nichts getan.

Die Mutter von Mahmoud Abdel Aziz wandte sich in einem Brief an den deutschen Botschafter in Ägypten und bat um Hilfe. Durch Kontakte in Kairo habe man herausgefunden, dass sich der Sohn angeblich in einem Gebäude der „Hauptstelle des Geheimdienstes“ in der Hauptstadt befinde. Er werde demnach ohne jegliche Begründung festgehalten.

Sein Bruder Malik Abdel Aziz ging zunächst davon aus, dass es sich um eine Verwechslung handele, weil sein Bruder einen „sehr typisch ägyptischen Namen“ habe. Fast zwei Wochen nach dem Verschwinden halte er das jedoch nicht mehr für wahrscheinlich, sagte er taz, „ich habe überhaupt keine Anhaltspunkte.“

Zehntausende politische Gefangene

Die ägyptische Regierung hat Menschenrechtsorganisationen zufolge in den vergangenen Jahren Zehntausende Menschen aus politischen Gründen eingesperrt. Human Rights Watch beziffert die Zahl der Menschen, die seit 2013 aus politischen Gründen festgenommen oder verhört wurden, auf 60.000.

Bei einigen Fällen handelte es sich um Doppelstaatler. Diese behandelt der ägyptische Staat als Ägypter, so dass die Möglichkeiten der Einwirkung für ausländische Regierungen gering sind, was an die Festnahmen deutscher Staatsbürger mit Doppelpass in der Türkei erinnert.

Ägypten wird von dem Militärmachthaber Abdel Fattah al-Sisi regiert. Dieser übernahm 2013 in einem von Teilen der ägyptischen Bevölkerung begrüßten Putsch die Macht. Seither geht er rigoros gegen Unterstützer der oppositionellen Muslimbrüder vor, die gegen den Militärputsch auf die Straße gingen, bevor der Protest in einem Massaker im August 2013 blutig niedergeschlagen wurde. Heute ist die Muslimbruderschaft verboten; ihre Unterstützer werden verfolgt.

Kein Kontakt zur Muslimbruderschaft

Einer der beiden verschwundenen Deutschen, Mahmoud Abdel Aziz, sei ein religiöser Mensch, wie sein Bruder Malik der taz berichtete. Von 2014 bis 2016 sei Mahmoud Abdel Aziz in Ägypten gewesen, um sich über den Islam zu informieren.

Mittlerweile haben die beiden Brüder ein Stipendium erhalten, um in Saudi-Arabien an der Universität von Medina Islamstudien nachzugehen. Saudische Universitäten stehen der Muslimbruderschaft in der Regel kritisch bis feindlich gegenüber. Kontakt zu Muslimbrüdern habe sein Bruder nicht gehabt, betont Malik Abdel Aziz. „Mein Bruder hat überhaupt gar nichts mit der Muslimbruderschaft zu tun“, sagt er, „er lehnt ihr Gedankengut ab.“

Das ägyptische Innenministerium gab bis Dienstag keine Auskunft zum Verbleib der beiden Verschwundenen. Auf Anfrage der Deutschen Presseagentur bat es darum, später noch einmal anzurufen. Danach wurden die Telefonate nicht mehr angenommen.

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