George Grosz Museum in Berlin: Ein toller Beobachter Berlins
Eine ehemalige Tankstelle an der Schöneberger Bülowstraße wird zum Museum für den großen Berliner Künstler der Weimarer Republik, George Grosz.
Das Leben und Werk des berühmten Malers George Grosz ist von Berlin geprägt, wie kein anderer hat er die Stadt als Ausgang der größten Krise der Menschheit porträtiert. Der Sohn eines Gastwirts kommt als Teenager im Jahr 1912 nach Berlin und besucht schon damals lieber Rummelplätze und andere Vergnügungsstätten als Kunstausstellungen, um Motive für seine berühmten Kneipen-, und Straßenszenen voller Berliner Abseitigkeiten und Klassenkampf zu sammeln.
Schlüsselfigur des Dadaismus
Im Ersten Weltkrieg entwickelt sich Grosz zum glühenden Pazifisten und ändert seinen deutschen Namen Georg Groß in den englischer klingenden George Grosz um. Seine Arbeiten werden immer bissiger, was ihm massiven juristischen Ärger einbringt. Wie kaum ein anderer beobachtet und karikiert er das Fortleben von Militarismus und toxischer Männlichkeit in der Weimarer Republik.
Er wird zu einer Schlüsselfigur der Dada-Bewegung, wenig später Mitglied der KPD. Schon kurz nach der Flucht in die USA wird er ausgebürgert, die Nazis vernichten und verramschen seine Bilder, fast die Hälfte der Werke aus seiner Berliner Zeit gelten als verschollen. Erst kurz vor seinem Tod 1956 kehrt Grosz nach Berlin zurück.
„Das Museum an diesem Standort ist auch ein Angebot an die Stadt“, sagt der Galerist Juerg Judin also zu Recht, der die alte Tankstelle schon vor ein paar Jahren gekauft und bewohnt hat. Das Kuratoren-Team des neuen Museums plant eine multimediale Dauerausstellung zum Leben und Werk des Künstlers und zwei Themen-Wechselausstellungen pro Jahr, die bislang weniger bekannt sind: Die Eröffnungsausstellung etwa wird sich mit dem zeichnerischen Werk des Kindes und Jugendlichen Georg Ehrenfried Gross befassen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei VW
Massiver Gewinneinbruch bei Volkswagen
VW-Vorstand droht mit Werksschließungen
Musterknabe der Unsozialen Marktwirtschaft
Verfassungsgericht entscheidet
Kein persönlicher Anspruch auf höheres Bafög
Kamala Harris’ „Abschlussplädoyer“
Ihr bestes Argument
Zu viel Methan in der Atmosphäre
Rätsel um gefährliches Klimagas gelöst
Nahostkonflikt in der Literatur
Literarischer Israel-Boykott