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Gentech aus dem Bioladen

Stiftung Warentest findet in jeder dritten Lebensmittelprobe genmanipulierte Zusätze. Nicht einmal Bio-Ware ist frei davon. Tester fordern niedrigere Grenzwerte und bessere Kontrollen

aus Berlin MATTHIAS SPITTMANN

Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Zutaten sind weiter verbreitet, als man glaubt: 31 von 82 Lebensmitteln, die die Stiftung Warentest auf entsprechende Spuren untersucht hat, erwiesen sich als „positiv“. Spitzenreiter war eine Backmischung, die fünf verschiedene Sorten Gen-Mais und -Soja enthielt – eine dieser Sorten allein brachte es auf einen Anteil von 20 Prozent an der Gesamtmaismenge. Und: Gentechnik-Ware gibt es auch in Reformhäusern und Bioläden.

Gesucht haben die Tester nach einer Soja – sowie den fünf zugelassenen und einer in Europa nicht zugelassenen Maissorte. Selbst beim nur in den USA erlaubten „Roundup Ready“-Mais des Monsanto-Konzerns, der gegen den hauseigenen Unkrautvernichter resistent ist, wurden die beiden beauftragten Forschungsinstitute unabhängig voneinander fündig.

Auf höhere Anteile – zwischen 0,1 und einem Prozent der Sojamenge – stießen die Prüfer bei einem Brotaufstrich, einer Diät-nahrung und zwei Fleischersatz-produkten. Überhaupt scheint Fleischersatz nach dem in der Augustausgabe der Zeitschrift test veröffentlichten Ergebnis ein Tummelplatz für gentechnisch veränderte Zusätze: Nicht ein einziges Produkt war ohne manipuliertes Soja, obwohl viele im Reformhaus gekauft wurden, eines gar aus ökologischem Anbau stammen und als gentechnikfrei deklariert war.

Es kommt noch härter für die Öko-Branche: Eines der drei besonders stark belasteten Produkte war zwar weder als „bio“, noch als gentechnikfrei gekennzeichnet, dafür aber in den Tiefkühltruhen vieler Bioläden zu finden. Allerdings hat der Hersteller des veganen Vanilleeises „Tofutti“ seine Produktion im Oktober letzten Jahres umgestellt und verwendet kein Soja aus den USA mehr. Er garantiert schriftlich, dass das Eis gentechnikfrei ist. Dass die Tester trotzdem fündig wurden, erklärt sich der deutsche Importeur Ökofrost damit, dass sie „Ware aus dem Restbestand“ erwischt hätten, der längst verkauft sein müsste.

Die meisten befragten Hersteller allerdings verwiesen darauf, dass bei ihren eigenen Untersuchungen keine gentechnisch veränderten Bestandteile gefunden worden seien und zweifelten die Testmethoden der Stiftung Warentest an.

Wissenschaftler, die sich mit dem brisanten Thema beschäftigen und deshalb ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, sagte dagegen: „Wenn die was gefunden haben, dann ist da was drin.“ Davon unabhängig sei allerdings die Frage, ob sich solche Verunreinigungen heutzutage überhaupt noch vermeiden ließen. Allerdings müsse man immer nach der Ursache suchen, wenn man eine Belastung im Endprodukt feststelle.

Dass niemand mehr ein hundertprozentig gentechnikfreies Produkt garantieren kann, erkennen auch Verbraucher- und Umweltverbände an. Allerdings ist ihnen der derzeitige Grenzwert von einem Prozent viel zu hoch: Die Stiftung Warentest fordert die Halbierung dieses Wertes, Umweltverbände streben eine Grenze von 0,1 Prozent an.

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