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Geiselnahme AlgerienVerhandlungen abgeleht

Nach der Tötung vieler Geiseln ist die Lage im algerischen Ölfeld weiterhin unübersichtlich. Die Befreiungsoperation wird am Freitag bei Tageslicht weitergehen.

In dem „In Amenas“ Erdgasfeld in der algerischen Wüste wurden die Geiseln festgehalten. Bild: dapd

ALGIER dapd/dpa | Blutiges Ende im Geiseldrama in der Sahara: Bei einer Militäraktion gegen islamistische Entführer auf einem Erdgasfeld haben algerische Streitkräfte nach Regierungsangaben zahlreiche Geiseln befreit und viele Extremisten getötet. Über die genaue Zahl der Opfer und entkommenen Geiseln gab es zunächst allerdings widersprüchliche Angaben.

Das algerische Staatsfernsehen meldete, bei dem Befreiungsversuch seien zwei Briten und zwei Philippiner getötet worden. 13 weitere Menschen, darunter sieben Ausländer, seien bei dem Einsatz verletzt worden, hieß es in dem Bericht unter Berufung auf ein Krankenhaus weiter. Weitere Geiseln stammten aus den Frankreich, Norwegen, Rumänien, Malaysia, den USA und Algerien. Der forsche Befreiungsversuch rief im Ausland große Bestürzung und scharfe Kritik hervor.

Eine „multinationale Terrorgruppe“ wolle „Algerien destabilisieren, in den malischen Konflikt hineinziehen und die Infrastruktur für Erdgas zerstören“, sagte der algerische Kommunikationsminister Mohand Said Oubelaid am Donnerstagabend im Radio.

Hinter der Geiselnahme steht nach algerischen Angaben die Organisation Al-Kaida im islamischen Maghreb (AQMI). Die militanten Islamisten forderten ein Ende des französischen Einsatzes in Mali. Die algerische Regierung lehnt Verhandlungen mit den Terroristen strikt ab.

„Zahlreiche Geiseln sind befreit und viele Terroristen getötet worden“, sagte der algerische Kommunikationsminister Mohand Said Oubelaid im Radio. „Wir bedauern, dass einige getötet und verletzt wurden.“

Kritik am forschen Einsatz

Die Entführer hatten über die mauretanische Nachrichtenagentur NIA zuvor erklärt, 35 Geiseln und 15 Entführer seien bei dem Hubschrauberangriff der algerischen Streitkräfte getötet worden. Sieben Geiseln hätten den Befreiungsversuch überlebt. Aus Sicherheitskreisen verlautete, mindestens 20 der ausländischen Geiseln sei die Flucht gelungen.

Der algerische Alleingang beim Militäreinsatz stieß im Ausland auf Skepsis und Kritik. Der Angriff habe das Leben der Geiseln gefährdet, sagte der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe. Der Sprecher der Weißen Hauses, Jay Carney, erklärte, die US-Regierung „ist besorgt angesichts der Meldungen über Tote und verlangt Klarheit von der algerischen Regierung“.

Zuvor hatten US-Präsident Barack Obama und der britische Premierminister David Cameron in einem Telefonat ihre beiderseitige Verwirrung über den Vorfall ausgedrückt. Nach Angaben amerikanischer Regierungsvertretern überflog eine unbemannte US-Überwachungsdrohne das unweit der libyschen Grenze gelegene Areal, als es die algerischen Streitkräfte stürmten.

Einigen festgehaltenen Amerikanern sei die Flucht gelungen. Zuvor habe Washington der Regierung in Algier militärische Hilfe zur Geiselbefreiung angeboten, hieß es weiter. Algerien habe die Offerte jedoch abgelehnt.

Beratung von Anti-Terrorspezialisten

Knapp zwei Tage nach Beginn des Geiseldramas sagte ein britischer Beamter dem US-Sender CNN am Freitag, dort gebe es an mehreren Stellen noch „Aktivitäten“. Es sei jedoch unklar, was genau geschehe. Unter den Opfern des Terrorüberfalls sei eine „erhebliche“ Zahl von Britten. Bitische und amerikanische Beamte sagten voraus, die Militäroperation werde am Freitag bei Tageslicht weitergehen. Es gebe weiter Geiseln und Terroristen dort, zitierte der Sender einen nicht namentlich genannten hohen US-Beamten.

US-Anti-Terrorspezialisten stünden derzeit in Kontakt mit ihren algerischen Kollegen, teilte US-Außenministerin Hillary Clinton am Donnerstagabend (Ortszeit) in Washington mit. Zudem wolle sie ein weiteres Mal mit dem algerischen Ministerpräsidenten Abdelmalek Sellal telefonieren. Weitere Details nannte Clinton jedoch nicht.

Derweil wurden allerdings Einzelheiten über die dramatischen Erlebnisse einiger entkommener Geiseln publik. Dem irischen Elektriker Stephen McFaul gelang nach Angaben seiner Familie die Flucht. Die Extremisten zwangen die Geiseln demnach, bei ihren Angehörigen anzurufen und deren Forderungen mitzuteilen.

„Er (McFaul) rief mich um neun Uhr morgens an und sagte mir, dass ihn die Al-Kaida entführt hat“, sagte seine Mutter Marie. „Ich sollte die irische Regierung kontaktieren, weil sie Aufmerksamkeit wollten. Das war der Albtraum. Das mache ich nicht noch einmal mit. Er geht nicht zurück.“

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