Gegen Pelz auf die Straße: Tierschützer kopieren Scharia-Polizei
Aktivisten in Uniform ziehen als „Pelz-Polizei“ durch deutsche Innenstädte. Die Kampagne erinnert an eine Aktion Wuppertaler Salafisten.
Aufmerksamkeit bekommt Peifer für seine Aktion tatsächlich – das liegt aber vor allem an der provokanten Kleidung seiner Leute. Die tragen nämlich grau-blaue Jacken, die mit der Aufschrift „Pelz Polizei“ und einem Pseudoabzeichen versehen sind, das man auf den ersten Blick für ein Polizei-Abzeichen halten kann.
Man habe das zuvor rechtlich prüfen lassen, sagt Peifer. Der Begriff „Polizei“ sei nicht rechtlich geschützt. Auch die Polizei in Bremen, wo die Pelz-Polizei als Nächstes auftreten will, sieht das grundsätzlich so.
Allerdings wurde erst im November ein zwei Jahre dauerndes Strafverfahren abgeschlossen, das deutlich macht, dass der Begriff nicht unproblematisch ist: Der Salafisten-Prediger Sven Lau war zusammen mit sieben Mitstreitern angeklagt, weil die Gruppe in Wuppertal als „Shariah Police“ aufgetreten war. Die Männer hatten Warnwesten getragen, auf denen dieser Begriff stand. So bekleidet, sprachen sie Passanten auf vermeintlich nicht gottgefälliges Verhalten wie Glücksspiel und Alkoholkonsum an.
Auch wenn das Verfahren mit einem Freispruch endete – zumindest die Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre lang argumentiert, dass es den Salafisten darum gegangen sei, das Rechtssystem der Bundesrepublik abzuschaffen. Dies wurde von der Feststellung untermauert, dass es die Patrouille darauf angelegt habe, von den Passanten wie eine Streife von Ordnungsamt oder Polizei wahrgenommen zu werden.
Sachlich und nicht autoritär
Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte damals gesagt: „Niemand darf sich anmaßen, den guten Namen der deutschen Polizei zu missbrauchen.“ NRW-Innenminister Ralf Jäger hatte mit einem Erlass an die Polizeidienststellen reagiert und das Tragen der Westen wegen „Amtsanmaßung“ verboten.
Dieser Erlass sei auf die „Pelz-Polizei“ nicht anwendbar, teilt das Ministerium nun mit. Das Auftreten der Tierschützer erfülle auch nicht den Tatbestand der Amtsanmaßung.
Der Vereinsvorsitzende Peifer weist darauf hin, dass die Aktivisten sachlich mit den Passanten sprächen und nicht autoritär aufträten. Es gehe nicht darum, den Menschen das Tragen eines Pelzes zu verbieten, sondern sie zu sensibilisieren.
Dazu testen die Mitarbeiter des Tierschutzbüros Pelze auf ihre Echtheit. Sie begutachten die Beweglichkeit der Haare, schauen das darunter liegende Material an und verbrennen einzelne Haare. Geübte Prüfer könnten brennendes Echthaar am Geruch von Kunstfaser unterscheiden, so Peifer. Pelze müssen in Europa als solche deklariert werden. Doch das ist laut Tierschutzbüro oft nicht der Fall. Selbst Händler hätten darum oft Pelz im Angebot, ohne es zu wissen. Ein Händler habe nach der Aktion angekündigt, seine Ware zurückzusenden.
Nach Städten in Nordrhein-Westfalen und einer Aktion in Hannover sind die Tierschützer an diesem Freitag in Bremen und Hamburg unterwegs. In der kommenden Woche werden sie in Berlin und dann in Süddeutschland sein.
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