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Gegen „Black Friday“-KonsumwutBlock Friday und Amazon

Attac und Greenpeace in Frankreich ärgert der „Black Friday“. Der Schnäppchentag erzeuge zu viele CO2-Emissionen. Amazon wird blockiert.

Proteste im Einkaufszentrum in La Défense in Paris am Freitag Foto: Thibault Camus/ap

Paris taz | In Clichy bei Paris haben am Freitagmorgen mehrere Dutzend Personen den Zugang zum Geschäftssitz von Amazon in Frankreich vorübergehend mit einem Sit-in blockiert. Die Fotos der von Attac und Greenpeace organisierten Aktion waren kurz darauf auf Twitter zu sehen.

Der Hashtag #BlockFriday erklärt den Sinn der Proteste: Es ging darum, den umweltschädlichen Unsinn des „Black Friday“ mit seiner Anstiftung zum übermäßigem Konsum anzuprangern. Das Online-Versandgeschäft von Amazon stand dabei wegen seiner weltweiten Expansion und den aggressiven Verkaufspraktiken besonders im Visier. „Amazon ist für ebenso viel Treibgasemissionen verantwortlich wie ein Staat“, sagte Greenpeace-Direktor Jean-François Julliard.

Ein zusätzliches Motiv für die Aktion war der Vorwurf, dass der amerikanische Internetkonzern für seine Geschäfte und Gewinne in Frankreich viel zu wenig Steuern bezahle. Unter den TeilnehmerInnen waren auch zwei bekannte Politikerinnen der linken „France insoumise“, Manon Aubry und Clémentine Autain. „Es braucht mehr denn je solche Aktionen des zivilen Ungehorsams, denn Amazon ist ein Symbol für die Straflosigkeit (dieser Steuerpraktiken)“, sagte die EU-Abgeordnete Aubry.

Auch Warenlager in Lyon abgesperrt

In anderen Städten wurden ähnliche Aktionen organisiert, an denen sich unter anderem Jugendliche von Youth for Climate und Mitglieder der Bewegung Extinction Rebellion organisiert. Vor den Zufahrten zu einem Warenlager von Amazon in Saint-Priest bei Lyon am Freitagvormittag von DemonstrantInnen fesselten Demonstranten sich zum Teil mit Ketten untereinander, um die Räumung durch die Polizei zu behindern.

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Die Ordnungshüter gingen, wie auf Videos zu sehen ist, brutal gegen die gewaltlosen BesetzerInnen, vor. In Rennes waren die Eingänge eines großen Warenhauses vorübergehend blockiert, und im Büro- und Businessviertel La Défense westlich von Paris demonstrierten im Einkaufszentrum „Quatre Temps“ rund fünfzig Personen mit Spruchbändern gegen die Konsumgesellschaft und forderten einen „Klima-Notstand“.

Wer eine ungeschützte Mailadresse hat, wurde zwischen Marseille und Calais seit Tagen mit Reklame für den „Black Friday“ bombardiert. Das war in Frankreich wohl nicht besser als in anderen Ländern, die den verkappten Ausverkauf vor Thanksgiving aus den USA importiert haben. Als militante Antwort darauf sollen nun jedes Jahr, und so lange wie nötig, „BlockFriday“-Aktionen auf den Kalendern der Klima-Bewegung und antikapitalistischen GegnerInnen der Konsumwut stehen.

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11 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Wie bei vielen anderen Themen ist auch hier die hinlänglich bekannte Schwarz-Weiß-Zuspitzung von Talk-Shows wenig erkenntnisfördernd und zielführend.

    Wie ich hörte, soll es nicht auszuschließen sein, dass Amazon mit der rechten Hand Emissionen fördert und sie mit der linken Hand wieder einspart. Nämlich (indirekt) dort, wo Kunden (statt mit PKW oder ÖPNV in die nächste Einkaufsstadt zu fahren) bestellen.

    Statt beide Optionen gegeneinander aufzurechnen, wäre der klügere Weg, die Einsparpotenziale bei beiden zu effektivieren.

    ... Sag ich hier mal ganz pragmatisch-undogmatisch ...

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    „Amazon ist für ebenso viel Treibgasemissionen verantwortlich wie ein Staat“

    Gut und schön. Und der stationäre Handel läuft emissionsfrei.

    Ask the Öko-Institut:

    www.oeko.de/oekodo...47/2014-698-de.pdf

    Kann so sein, kann so sein. Man weiß es noch nicht.

    Was man weiß: Amazon ist böse.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Sie können ja als Zeichen "linker" Solidarität, den Streikbrecher*innen ein Geldschein zukommen lassen, so Sie die Tage bei Amazon einkauften ;)

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @Uranus:

        Also wenn es Arbeitskämpfe bei Amazon gibt und die gab es ja auch schon in der Vergangenheit und dabei die Kunden zum wie auch immer gearteten Boykott aufgerufen würden, dann wäre ich natürlich dabei.

        Nur werden die Kolleginnen und Kollegen von Amazon kein Interesse daran haben, ihre Arbeitsplätze abzuschaffen, indem sie etwa fordern würden, gar nicht mehr dort einzukaufen.

        Es ist leider so, dass es sich die wenigsten aussuchen können, wo sie ausgebeutet werden.

        Was bleibt, ist die Hoffnung:

        "Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften ist die Geschichte von Klassenkämpfen. " Marx

        Wenn der Klimawandel nicht schneller ist. Und den kannte Marx ja nicht.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @88181 (Profil gelöscht):

      Na, da meldet sich wohl das schlechte Gewissen des Vielfach-Bestellers?

      Merke: Wer zu offen mit eigenen Unzulänglichen tatsächlicher oder vermeintlicher Natur umgeht, muss sich nicht wundern, wenn ihm det Janze wie en Bumerang an die eigene Kuppel donnert. ;-)

      • 8G
        88181 (Profil gelöscht)
        @76530 (Profil gelöscht):

        Hallo?

        Das Ökoinstitut hat mir die Absolution erteilt.

        Aber im Ernst: Ich halte nichts davon, immer den scheinbar schlimmsten und bösesten Akteur anzugreifen.

        Das verschleiert nur die strukturelle Problematik und öffnet Tür und Tor für fragwürdige Erklärungsansätze.

        Auf einmal ist dann von der Westküste die Rede oder von Georg Soros. Oder von dem einen Prozent.

        So, jetzt muss ich noch etwas bestellen.

        • @88181 (Profil gelöscht):

          Es ging um die Blokade des Schnäpchentags, bzw. um den Zusammenhang zwischen Konsum und Klima. Weniger darum, ob es fürs Klima besser ist, wenn Sie sich auf den Drahtesel schwingen fürs Shoppen.

        • 7G
          76530 (Profil gelöscht)
          @88181 (Profil gelöscht):

          So ändern sich die Zeiten. Ich dachte, für die Absolution gäbe es nur eine Instanz?

          Der Link war übrigens hilfreich. Hat mir als faktenscheuem Wesen weiter geholfen.

          Ich darf erst morgen wieder bestellen. Neuer Monat. Neue Chance.

          Gestern habe ich bei einem bekannten Discounter einen Rioja erworben. Der wird heute dran glauben müssen.

          • 8G
            88181 (Profil gelöscht)
            @76530 (Profil gelöscht):

            Also dann:

            "Let's drink to the hard working people



            Let's drink to the lowly of birth



            Raise your glass to the good and the evil



            Let's drink to the salt of the earth"

            www.youtube.com/watch?v=eOiLH-2hTPQ

  • Werbung ist auch Anstiftung zum übermäßigen Konsum. Warum höre ich da nix?



    Ich habe vor Jahren mal einen Grünen danach gefragt, der hatte da aber auch nichts zu beanstanden. Wenn wir wirklich etwas in Sachen Klima- und Umweltschutz erreichen wollen, darf diese Frage nicht außen vor bleiben. Das Geld muss umgelenkt werden in Umweltschutz und Soziales.

  • Warum richten sich solche Aktionen gegen den Online-Handel und nicht gegen den Einzelhandel, dessen Klimabilanz insgesamt sicher schlechter aussieht?