Geflüchtete in Dänemark: Bloß schnell weg
Bespuckt und drangsaliert: Dänemark zeigt, dass Flüchtlinge nicht willkommen sind. Es gibt aber auch private Hilfe.
Stattdessen sind die Menschen wild entschlossen, die 195 Kilometer nach Malmö einfach zu Fuss zu laufen. Während die Frau den sich nähernden Flüchtlingstrupp, aus dem heraus einige „Malmö, Malmö“ skandieren, mit ihrem Smartphone fotografiert, spuckt der Mann plötzlich hinunter und ruft dann, sie sollten sich nach Hause machen.
Das Spuck-Bild wurde am Dienstag Tausendfach in den sozialen Medien geteilt, nachdem die linke Tageszeitung Information es am gleichen Tag im Zusammenhang mit einer Reportage über die Vorgänge in Rødby veröffentlicht hatte. Dort sind seit Sonntag über Deutschland mehr als Tausend vorwiegend syrische Flüchtlinge angekommen, die eigentlich keinen anderen Wunsch haben, als Dänemark so schnell wie möglich wieder zu verlassen. Die meisten mit den Zügen aus Hamburg und mit Bahntickets ins südschwedische Malmö.
In Dänemark will kaum jemand bleiben, eher scheinen sie Angst vor diesem Land zu haben. Sie haben gehört, wie Flüchtlinge hier behandelt werden und wissen, dass sie allenfalls eine vorübergehende Aufenthaltserlaubnis für ein Jahr erhalten. Die kann dann zwar verlängert werden, aber ihre Familien dürfen sie im ersten Jahr nicht nachkommen lassen. Anders ist es in Schweden, das syrischen Flüchtlingen schon seit 2 Jahren gleich automatisch ein dauerhaftes Bleiberecht gewährt und wo es kaum Hindernisse bei der Familienzusammenführung gibt.
Vor der Registrierung verschwunden
Doch obwohl sich das offizielle Dänemark ansonsten mit Händen und Füssen gegen Flüchtlinge wehrt und die Regierung ausgerechnet gerade an diesem Montag wieder eine neue Abschreckungskampagne mit Annoncen in libanesischen Zeitungen gestartet hat, scheint die Polizei jedenfalls in Rødby die Anweisung bekommen zu haben, den aus Deutschland Ankommenden die Fingerabdrücke zu nehmen und sie als Asylsuchende in Dänemark zu registrieren.
Am Dienstag meldete die dänische Polizei, dass mehrere Hundert Flüchtlinge, die die deutsch-dänische Grenze überschritten hätten und die eigentlich registriert werden sollten, „verschwunden“ seien. Offenbar schafften es viele mit Regionalzügen nach Kopenhagen oder wurden von hilfsbereiten Autofahren mitgenommen. Ein Verstoss gegen das Ausländergesetz, der mit Geldbusse und Haft bis zu zwei Jahren bestraft werden könne.
Kristian Thulesen Dahl, Vorsitzender der rechtspopulistischen Fortschrittspartei spricht von „unhaltbaren Zuständen“. Es gehe nicht an, dass sich „Illegale“ einfach so in Dänemark bewegen könnten. Und er fordert die Wiedereinführung lückenloser Grenzkontrollen. Die gibt es nicht und nach Aussagen von Flüchtlingen, die es nach Schweden schafften, scheint vor allem der Weg über die deutsch-dänische Grenze zwischen Flensburg und Padborg bislang relativ unproblematisch zu sein. Dort sei auch in Zügen nicht kontrolliert worden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Iran als Bedrohung Israels
„Iran könnte ein Arsenal an Atomwaffen bauen“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut