piwik no script img

Geflüchtete aus der UkraineSchutz suchen in Berlin

Die ersten Geflüchteten aus der umkämpften Ukraine sind in Berlin angekommen. „Wichtig ist erst mal, in Sicherheit zu sein“, sagt eine junge Frau.

Angekommen in Berlin: Menschen aus der Ukraine Foto: ap

Berlin dpa | In Berlin sind bis Samstagabend rund 120 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen worden. „Natürlich stehen wir an der Seite der ukrainischen Bevölkerung. Wir heißen die Menschen, die vor dem schrecklichen Krieg fliehen müssen, mit offenen Herzen und Armen willkommen“, sagte Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) am Samstag im Ankunftszentrum im Stadtteil Reinickendorf.

„Wir brauchen eine schnelle und unbürokratische Regelung für eine Arbeitserlaubnis“, sagte Kipping. An die Berlinerinnen und Berliner appellierte sie: „Reichen Sie den Menschen die Hand und heißen Sie sie herzlich willkommen.“

Unter den Flüchtlingen sind auch Julia und Aleksandra. Die beiden 20 und 21 Jahre alten Frauen sind aus Minsk nach Berlin gekommen. Sie können hier bei Bekannten unterkommen, müssen nicht im Ankunftszentrum bleiben. „Die Menschen sitzen in den Kellern in Kiew“, berichteten die beiden. „Es ist eine große Katastrophe.“

Gleich mit Beginn des Krieges hätten sie sich mit dem Zug auf den Weg gemacht. Statt sonst etwa neun Stunden seien sie rund 20 Stunden für eine der Strecken unterwegs gewesen. „Viele unserer Bekannten wollen weg aus der Ukraine, aber sie haben keine Chance.“

Nun hoffen sie auf Unterstützung in Deutschland. „Wichtig ist erst mal, in Sicherheit zu sein.“ Sollte es wieder sicher sein in der Ukraine, wollten sie zurück.

Die aus Minsk kommenden Flüchtlinge Julia (l.) und Aleksandra in Berlin Foto: dpa

Bange Blicke in die Ukraine

Volodymyre aus Odessa ist schon vor einigen Wochen als Urlauber nach Deutschland gekommen. Er ist Jurist und würde gerne in Deutschland arbeiten. In der Zeit seines Urlaubs war er quer durch das Land unterwegs und hat Freunde in Süddeutschland besucht. Wegen des Krieges kann er jetzt nicht wieder zurück. Er weiß nicht, wie es weitergehen soll. „Meine Mutter ist alleine zu Hause“, erzählt der Mann. „Ich mache mir Sorgen. Der Keller ist als Schutzraum umgebaut worden. Die Gegend wurde beschossen. Kampfflugzeuge sind in der Luft. Das Internet ist ausgefallen. Die Kommunikation ist schwer.“

Zuvor hatten am Samstag wieder einige Hundert Menschen gegen den Angriff Russlands auf die Ukraine demonstriert. Am Sonntag will ein Bündnis aus Gewerkschaften, linken Initiativen, Umweltschutzorganisationen und Friedensgruppen in Berlin auf die Straße gehen. Die Veranstalter hoffen auf 20.000 Teilnehmer, die sich ab 13 Uhr auf der Straße des 17. Juni an der Siegessäule zusammenfinden wollen. Der Titel lautet: „Stoppt den Krieg. Frieden für die Ukraine und ganz Europa“.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • 4G
    47202 (Profil gelöscht)

    „Wichtig ist erst mal, in Sicherheit zu sein“, sagt eine junge Frau.

    So ist es!



    Wir sollten massiv helfen!

  • Ungeklärt ist in Berlin die Zuständigkeit für Unterbringung, Sozialhilfe und med, Versorgung. Einstweilen sind dafür die Bezirksämter zuständig und es gilt die Anspruchsausschlussklausel des § 23 III SGB XII, die eigentlich auf EU Bürger zielt, rechtlich aber leider auch hier greift.

    Hierzu muss Katja Kipping sich klar positionieren, die Zuständigkeiten auf das Land übertragen, um Unterbringung und Versorgung sicherzustellen!

    Und der Bund muss die Aufenthaltserteilung mit Arbeitserlaubnis nach §§ 23 oder 24 AufenthG sicherstellen. Bis die Titel erteilt sind, ist aber Berlins Sozialsenatorin am Zug.