Gefährliche Stoffe in Alltagsprodukten: Frankreich verbietet Ewigkeitschemikalien weitgehend
Die Nationalversammlung in Paris hat für ein Gesetz gestimmt, das sogenannte PFAS bald als Bestandteile von Kosmetik und anderen Waren ausschließt.

Dass eine breite Mehrheit der Abgeordneten von links bis hin in die konservative Rechte mit Ja gestimmt hat, ist bemerkenswert. Seit Monaten ist diese Parlamentskammer in fast allen Fragen total gespalten und die Regierung verfügt nicht über eine absolute Mehrheit.
Bezeichnend ist auch, dass die extreme Rechte, die Fraktion von Marine Le Pens Rassemblement national, gegen diese Umweltschutzmaßnahme war. Es sind diese Gegner eines PFAS-Verbots, die sich – angeblich im Interesse der Landwirte – immer wieder auch im Kampf gegen gesundheits- und umweltschädliche Pestizide quer stellen.
Die Tatsache, dass die Gesetzesvorlage gegen diese Chemikalien von der Fraktion der französischen Grünen eingebracht worden war, stellte wohl noch ein zusätzliches Motiv für die Rechten dar, die Interessen der Chemie- und Agrarlobby über diejenigen der öffentlichen Gesundheit zu stellen.
Praktisch, aber gefährlich
Die Gefahren dieser rund 10.000 in verschiedensten Bereichen verwendeten PFAS-Moleküle sind seit Langem bekannt. Die Substanzen werden wegen ihrer wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaft unter anderem in der Herstellung von Verpackungen, Waschmitteln, Kosmetika, Farben, Brandschutzschaum oder Antihaft-Pfannenbelag benutzt. Sie gelten aber als potenzielle Krebserreger, schaden der Leber und dem Hormonsystem.
Bedenklich sind diese Risiken erst recht, weil diese „ewigen“ Substanzen kaum abgebaut werden, sondern auf unabsehbar lange Zeit in der Umwelt bleiben, wo sie sich im Boden und im Grundwasser ansammeln. Das vom Senat ebenfalls verabschiedete Gesetz sieht auch vor, dass das Trinkwasser auf den Gehalt dieser Substanzen kontrolliert wird.
Das Verbot soll in Frankreich nun schrittweise in Kraft treten: Ab 2026 ist die Produktion, Ausfuhr und Einfuhr PFAS-haltiger Kosmetikprodukte, Schuhe und Kleider sowie gewisser Gleitmittel für den Wintersport untersagt. Ausgenommen vom Verbot sind vorerst Schutzanzüge für das Militär oder Rettungsmannschaften.
Weil auch Küchenutensilien mit PFAS zunächst weiter produziert und verkauft werden dürfen, vermutet die Zeitung Libération ein erfolgreiches Lobbying des französischen Pfannenherstellers SEB. Allerdings wird mit dem französischen Gesetz durchgesetzt, dass Industrie nach dem Verursacherprinzip für die Umweltverschmutzung mit PFAS aufkommen muss.
Ewigkeitschemikalien sind nicht nur in Frankreich ein Problem. Kürzlich wies die Umweltorganisation Greenpeace hohe Konzentrationen der Stoffe im Meeresschaum an deutschen Küsten nach. In den Niederlanden warnt bereits das Gesundheitsministerium vor Kontakt mit dem Meeresschaum in der Nordsee.
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