Gedenken an Mauerbau vor 60 Jahren: „Zeugnis des Scheiterns“
In Berlin erinnern Politiker*innen an den Bau der Mauer. Bundespräsident Steinmeier nennt sie „unübersehbares Zeichen eines Unrechtsstaats“.
„Der 13. August 1961 war ein Schicksalstag für uns Deutsche und für die Welt – und ein Tag, der Träume und Hoffnungen zerstörte, der Kinder von Eltern, Enkel von Großeltern trennte, der schmerzlich und leidvoll in das Leben ungezählter einzelner Menschen eingriff“, sagte er weiter. „Wenn wir heute an den Mauerbau erinnern, dann erinnern wir uns auch an die Toten und Verletzten und an die Verhafteten – an alle, die ihr Leben aufs Spiel gesetzt haben um der Freiheit willen.“
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) lenkte ebenso das Augenmerk auf die Mauertoten. „Wir denken auch an jene, die nach einem gescheiterten Fluchtversuch in Gefängnissen wie Berlin- Hohenschönhausen Haft, Misshandlung, Entwürdigung erleiden mussten“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Aufarbeitung der Diktatur in der DDR und die Erinnerung an ihre Opfer „ist unsere Aufgabe und Pflicht für die Zukunft“, betonte er. Dafür werde sich der Bund auch weiterhin mit erheblichen Mitteln einsetzen.
Der Bundespräsident rief ebenfalls dazu auf, es nicht beim Rückblick zu belassen. Die Erinnerung an Mauer und Teilung sei eine bleibende Herausforderung. „Freiheit und Demokratie sind nie naturgegeben und nie ein für alle Mal erreicht. Freiheit und Demokratie müssen erkämpft, dann aber auch geschützt, verteidigt und erhalten werden.“ Das fange mit der Beteiligung an demokratischen Wahlen an, „Wahlen, die die Mauer und das, wofür sie stand, so lange so vielen verwehrte. Denken Sie alle daran, wenn bald ein neuer Bundestag gewählt wird.“
155 Kilometer war die Mauer lang, sie stand 28 Jahre
Am 13. August 1961 hatte der Bau der Berliner Mauer begonnen, der die deutsche Teilung besiegelte. Das Bollwerk war rund 155 Kilometer lang und umschloss den Westteil Berlins. 45 Kilometer lang verlief die Mauer quer durch die Stadt. Erst nach mehr als 28 Jahren ging die Teilung mit dem Mauerfall am 9. November 1989 zu Ende. Allein in Berlin starben nach dem Mauerbau nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mindestens 140 Menschen durch das DDR-Grenzregime. An der innerdeutschen Grenze waren laut Bundesregierung mindestens 260 Todesopfer zu beklagen.
„Nirgendwo sonst hat sich der menschenverachtende Charakter der SED-Diktatur so offensichtlich gezeigt wie bei der Mauer“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) bei der Gedenkstunde. „Bis in die 80er Jahre hinein perfektionierte die DDR-Führung die innerberliner Grenze zu einem Bauwerk von schier unüberwindlicher Monstrosität.“ Trotzdem hätten viele versucht, die Mauer zu überwinden, viele hätten das mit ihrem Leben bezahlt.
„Dass die Wiedervereinigung Berlins an der Nahtstelle von Ost und West so wunderbar gelungen sei, ist ein großer Triumph über Jahrzehnte der Teilung“, so Müller. Dies sei aber auch ein großer Triumph für jene Ostdeutschen, die 1989 mutig auf der Straße für ihre Freiheit demonstriert und die Mauer zu Fall gebracht hätten.
Auch SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz würdigte die Leistung der DDR-Bürger bei der Überwindung der deutschen Teilung. „Das ist von den Bürgerinnen und Bürgern zustande gebracht worden – die haben die Mauer eingerissen“, sagte er bei einer Gedenkveranstaltung in Potsdam. FDP-Generalsekretär Volker Wissing erklärte, der Jahrestag des Mauerbaus sei „Mahnung und Verpflichtung zugleich, unermüdlich für die Freiheit einzutreten“.
Erinnerung mit Plakaten
An mehr als 300 Orten in Berlin erinnern seit Freitag Plakate an den Mauerbau. Sie zeigten bekannte und weniger bekannte historische Motive, auf denen die Bedeutung des Mauerbaus in ihrer ganzen Tragik deutlich werde, teilte die Kulturprojekte GmbH mit. Es gehe um Stacheldraht, zerrissene Familien, Flucht, Protest, Militär und die Opfer des DDR-Grenzregimes.
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