Gastkommentar Verkehrspolitik: Extra-Urlaubstag für Radler!
Radfahren verursacht keine Abgase und verringert das Stauaufkommen. Aber soll, wer mit dem Rad zur Arbeit kommt, auch einen Extra-Urlaubstag bekommen?
V ergangene Woche schlug ich vor, dass Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit pendeln, einen extra Urlaubstag bekommen sollen. In lokalen bis internationalen Medien entbrannte daraufhin eine Debatte, die viele naheliegende Fragen aufwarf: Ist die Idee nicht unfair gegenüber Menschen, deren Arbeitsweg zu weit ist oder die gar nicht Rad fahren können? Führt das Ganze nicht zu einer Kontrolle des Verhaltens von Arbeitnehmer*innen? Ist Fahrradfahren gefährlich?
Alle diese Fragen und Bedenken lassen sich leicht beantworten: Die gesundheitlichen Vorteile überwiegen schon jetzt die Gefahren des Radfahrens. Radfahren muss trotzdem noch deutlich sicherer werden. Der Arbeitsweg muss nicht überwacht werden, sondern eine verbindliche Vereinbarung und Vertrauen genügen vollauf. Für Menschen, die aus verschiedenen Gründen nicht mit dem Rad pendeln können, gibt es andere Anreizsysteme, umweltbewusster mobil zu sein.
Der Vorschlag ist zugegebenermaßen zugespitzt und provokant. Die Idee greift zwei Punkte auf, die mir wichtig sind: einerseits die positiven Effekte des Radfahrens. Wer Rad fährt, verursacht keine Abgase und weit weniger wahrscheinlich einen schweren Unfall. Staus werden durch mehr Radverkehr verringert.
Andererseits wirft mein Vorschlag die Frage auf, wie Arbeitgeber*innen, dazu beitragen können, ihre Mitarbeiter*innen zum Radfahren zu motivieren. Bisher beschränkt sich das Mobilitätsmanagement vieler Unternehmen darauf, Dienstwagen und teure Parkplätze bereitzustellen. Der tägliche Weg zur Arbeit hat jedoch einen enormen Anteil am Verkehrsaufkommen.
Stefan Gelbhaar ist Sprecher für städtische Mobilität und Radverkehr der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen sowie Obmann im Verkehrsausschuss.
Damit die Verkehrswende gelingt, müssen auch die Unternehmen ihre Verantwortung erkennen – und umdenken. Ausreichend sichere Radabstellplätze, Duschen, Schließfächer und Lademöglichkeiten für E-Bikes sind in Zukunft ein Muss. Über Anreize wie einen zusätzlichen Urlaubstag muss ebenso diskutiert werden.
Über all das müssen wir reden. Der Anfang ist gemacht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?