Gambias widerspenstiger Präsident: Der Diktator sitzt in der Falle
Gambias Präsident Jammeh erkennt seine Wahlniederlage nicht an. Die Regionalmacht Nigeria droht deshalb mit Einmarsch und lockt mit Asyl.
Je näher der Termin rückt, an dem Jammeh sein Amt an Barrow übergeben soll, desto mehr hat sich die Lage zugespitzt. Gambias Armee bekundete ihre „volle Loyalität“ für den Noch-Präsidenten. Auf der anderen Seite wetzte die Regionalorganisation Ecowas (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft) die Messer und drohte mit einem militärischen Eingreifen.
Jetzt erhöht Nigeria, das mit Abstand gewichtigste Ecowas-Land, den Druck immer mehr. Für die Öffentlichkeit recht überraschend kündigte Nigerias Parlament am Mittwoch an, am Donnerstag über Asyl in Nigeria für den Präsidenten aus Gambia zu debattieren. Am Donnerstag berichtet die Onlinezeitung Premium Times, dass nigerianische Truppen bereit stünden, um Jammeh vom Rücktritt zu überzeugen. Zum Einsatz kommen könnten sie am 19. Januar. Ein Offizier wird zitiert mit den Worten: „Wir sind bereit. Die nigerianische Armee ist stark und professionell.“ Außer Nigeria dürfte auch Senegal, dessen Staatsgebiet Gambia vollständig umschließt, längst für ein Eingreifen bereitstehen. Jammeh hat den großen Nachbarn immer wieder mit Grenzschließungen und plötzlichen Mautgebühren genervt.
Nigerias Plan, Jammeh loszuwerden, ist wohl schon länger in Vorbereitung. Am vergangenen Dienstag hatte der oberste Gerichtshof in Gambias Hauptstadt Banjul die Entscheidung über Jammehs Wahlanfechtung auf Mai vertagt. Doch sie waren gar nicht vollzählig: Mehrere Richter waren vergangenes Jahr von Jammeh abgesetzt worden oder waren aus Gambia geflohen, so dass der Vorsitzende des obersten Gerichts Ersatzrichter in Nigeria anforderte. Aber nach Berichten nigerianischer Onlinemedien weigerte sich Nigerias oberstes Gericht bereits im Dezember, dieser Bitte nachzukommen: Ein Richter aus Nigeria könne erst ab Mai nach Banjul kommen.
Jammeh betont nun, er wolle so lange auf das Urteil über seine Klage gegen die Wahlen warten. Damit kann er nun Zeit gewinnen – oder aber die Geduld der anderen westafrikanischen Staaten endgültig zum Platzen bringen. So wirtschaftlich und politisch unbedeutend Gambia ist, bis Mai will niemand eine unklare Situation hinnehmen.
Wie es weitergeht, könnte sich am heutigen Freitag entscheiden, wenn Nigerias Präsident Muhammadu Buhari sowie drei weitere hochrangige Ecowas-Politiker nach Gambia reisen und mit Jammeh sprechen. Die Zusammenkunft war eigentlich für Mittwoch geplant gewesen. Jammeh ließ sie auf Freitag verlegen. Eventuell, um über Asyl in Nigeria nachzudenken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!