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G7-Gipfel 2020 in Trumps eigenem HotelDer Präsident lädt zum Golfen

Bernd Pickert
Kommentar von Bernd Pickert

Donald Trump will die G7-Vertreter kommendes Jahr in sein eigenes Golfresort einladen. Das ist so schamlos, dass sie geschlossen ablehnen sollten.

Der US-Präsident möchte die G7 gerne selbst bewirten. In seinem Golfressort bei Miami Foto: dpa

D a gibt es nichts herauszufinden, es braucht keinen Ermittlungsausschuss des US-Kongresses und keine Whistleblower: Vor aller Öffentlichkeit verkündete am Donnerstag Mick Mulvaney, derzeit Interims-Stabschef des US-Präsidenten Donald Trump, der nächste G7-Gipfel werde im Juni kommenden Jahres in Florida stattfinden: in Trumps eigenem Doral-Golfressort bei Miami.

Und wieder einmal fühlt man sich erinnert an Trumps Ausspruch im Wahlkampf, er könne mitten auf der 5th Avenue in New York jemanden erschießen und würde keine Wählerstimmen verlieren. Die Staatschefs der G7-Nationen und ihre riesigen Delegationen auf Staatskosten ins eigene Hotel einladen – das Ziel der illegalen Selbstbereicherung ist so offenkundig, so unbestreitbar, dass es eigentlich nur eine Interpretationsmöglichkeit gibt: Gerade weil er sich ohnehin schon einem Amtsenthebungsverfahren ausgesetzt sieht, fallen auch die allerletzten Hemmschwellen, falls da je welche waren.

Und wieder sind es bislang nur liberale Medien und demokratische Politiker, die das Offenkundige aussprechen, auf die US-Gesetze hinweisen und fassungslos von einem neuen Höhepunkt präsidentieller Korruption sprechen. Die Republikaner – „Bananenrepublikaner“ titelten kürzlich die KolumnistInnen Gail Collins und Bret Stephens in der New York Times – halten sich wie immer seit Trumps Amtsantritt vornehm zurück. Egal, wen Trump noch alles auf der 5th Avenue öffentlich erschießt.

Natürlich haben die Medien sofort recherchiert. Dem Doral Ressort geht es finanziell nicht gut, die Umsätze sind eingebrochen, im Juni ist es in Südflorida so heiß, dass die Hotels nicht ausgelastet sind, die Frage der Sicherheit für die Staatschefs und -chefinnen ist dort schwer zu bewerkstelligen.

Was in den USA geht, geht bald auch woanders

Das ist alles gut zu wissen und unterstreicht die böse Absicht. Aber eigentlich braucht es all diese Informationen gar nicht.

Bei Trump gibt es keinen doppelten Boden: Das offensichtliche ist genau so. Der Mann hat nie irgendeine Achtung vor dem Gesetz gehabt, von auch nur einem Funken Anstand ganz zu schweigen, er ist in seiner ganzen Karriere immer damit durchgekommen, und er hat auch nach seiner Wahl nie daran gedacht, dass er daran irgend etwas ändern müsste. Für die US-Demokratie, die nun wahrlich ohnehin schon ausreichend Baustellen hatte, vom ungerechten Wahlsystem bis zum übergroßen Einfluss der Lobbys auf die Politik, ist es der Todesstoß, so einen Herrscher einfach gewähren zu lassen.

In Abwandelung von Trumps jüngsten Aussagen zum Angriff der Türkei auf Nordsyrien könnte man nun sagen: Wenn die USA es zulassen wollen, dass ihr Staats- und Regierungschef sich so verhält, dann sollen sie das halt tun. Viel Glück dabei – was geht es uns an?

Aber leider stimmt das nicht. So wie George W. Bushs „Anti-Terror-Krieg“ de facto grünes Licht für Menschenrechtsverletzungen durch Diktatoren weltweit gab, hat auch das Verdrängen von Anstand, Rechtsstaat und Scham aus der US-Politik Auswirkungen auf den ganzen Globus. Was in den USA geht, geht bald auch überall woanders. Es wäre ein gutes Zeichen, würden die Regierungen der G7-Staaten sofort klarstellen, dass sie gern in die USA kommen, aber nicht nach Doral – oder in irgendeinen anderen Trump-Besitz.

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Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. Bluesky: @berndpickert.bsky.social In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
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11 Kommentare

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  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Schade, dass das G7-Treffen schon im Juni 2020 stattfinden soll.

    Vielleicht könnte man es noch mit der Verleihung des Friedensnobelpreises im Herbst 2020 synchronisieren. Dann kann in Trumps Golfressort durch die hauseigene Anlage die Ansage gejagt werden: "And the winner is ..."

    Dass wir nach Trumps bisheriger Amtszeit noch immer nicht wissen, wer der "Große Wohltäter" ist: ein Bild des Jammers - ohnegeichen.

    Ironie Ende.

  • Was soll die PC? Trump ist offen korrupt, seine Wähler finden's toll und die Staatschefs können einfach durch buchen einer größeren Suite Trumps Wohlgefallen finden - man muss Ihn nicht umständlich mit Sachargumenten überzeugen.



    Trump ist käuflich und das ist gut so!

  • Hingehen und hernach sagen, dass es ganz nett war und da „ganz nett“, die kleine Schwester von „irgendwie aber auch Scheisse“ ist, wird die Bettenburg bestimmt 2021 endgültig abgerissen.

  • Solange das Resort kostenfrei oder zum Selbstkostenpreis bereitgestellt wird, ist das nicht verwerflich, denn dann wäre es keine Bereicherung.

    • @J_CGN:

      Naivling :-)

  • Sofort wieder diese medial inszenierte Empörung, Entrüstung über Trump Trump-Bashing. Ich finde man kann nicht stets so einseitig über Trump berichten. Trump will also, dass das nächste G7-Gipfel Treffen im Juni kommenden Jahres in Florida, in seinem eigenem Doral-Golfressort bei Miami stattfindet.



    Warum muss das gleich mit Korruption oder mit Verstößen gegen die US Gesetze verbunden sein? Nur weil es Trump ist?



    Wie allgemein bekannt, ist Trump einer der wenigen Präsidenten in der US Geschichte, der vollständig auf die Auszahlung seiner Präsidentenvergütung verzichtet hat. Es ist auch vorstellbar, dass Trump sein Hotel für das G7 Treffen im Doral-Golfressort bei Miami zum Selbstkostenpreis ausschreibt.



    Das es Trump gar nicht um Geld geht, sondern vielleicht nur um den Ruhm, dass alle Welt sein Hotel besucht, wäre doch auch eine Möglichkeit. Jedenfalls ergeben die Ermittlungen der Journalisten nichts Gegenteiliges.

    • @Nico Frank:

      Das Präsidentengehalt (von Obama) betrug 400.000 $ (im Jahr) und ist gesetzlich geregelt.

      Vergleich:



      Der G7 in Elmau (Bayern ) kostete in Summe 350 Mio.€. Elmau selbst ist aber so klein, dass der Tross überwiegend woanders nächtigen musste.

      Das bei Trump 10% der der vergleichbaren Kosten im deutlich größeren Resort hängenbleiben, ist sicher eine gute Schätzung.



      Das wären also knapp 40 Mio. $, also das Präsidentengehalt für 100 Jahre.

      Dafür musste ich 5 Minuten googlen.



      Hätte Sie gerne auch selber machen können.

      Und Trump angeht, so macht der das eben richtig. Keine Peanuts.



      Kriminell ist es trotzdem.

    • @Nico Frank:

      Die Dummen, insbesondere unter den Trump-Fantoyboys, werden nie aussterben. Schade drum. Donald Dumb möchte sich wieder auf Kosten derer, die er zu protegieren vorgibt, bereichern.



      Lock him endlich und dauerhaft up.

    • @Nico Frank:

      "Das es Trump gar nicht um Geld geht, sondern vielleicht nur um den Ruhm, "

      Also völlig selbstlos...die Ehre und der Ruf.



      Kein Mensch käm auf die hochnotpeinliche Idee, eine so hochrangige Delegation mehr oder weniger zu sich nach Hause einzuladen.



      Nicht nur, weil man das einfach nicht macht in diplomatischen Kreisen, sondern vielleicht auch, weil der Verdacht von Korruption natürlich sofort an oberster Stelle steht.



      Aber weil Trump ja "le roi, le loit, l'etat...c'est moi" denkt...

    • @Nico Frank:

      Ahhhahahaha genau mein Humor! Trump der verkannte Philanthrop und selbstlose Wohltäter.

      "Warum muss das gleich mit Korruption oder mit Verstößen gegen die US Gesetze verbunden sein? Nur weil es Trump ist? "



      Näh. Weil es eben genau das ist. Korruption und Gesetzesbruch. Sind sie auch Putin-Fan? So nen starken Mann, der keine Konventionen kennt, ja sowas bräuchte Deutschland auch Mal wieder. Oder?

    • @Nico Frank:

      5 CFR § 2635.702 - Use of public office for private gain.