Fußball-WM 2022 in Katar wird verlegt: Public Viewing im Schneesturm
Der Fußballelite bleibt der schweißtreibende katarische Sommer erspart. Die WM 2022 wird auf die Monate November und Dezember verlegt.
BERLIN taz | Die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 wird nicht im heißen katarischen Sommer stattfinden. Die sogenannte Task Force des Fußballweltverbandes Fifa „zu Terminfragen im Zeitraum von 2018 bis 2024“ empfahl gestern, das Großereignis vom 18. November bis 18. Dezember auszutragen. Das Finale steigt voraussichtlich einen Tag vorm dritten Advent, mitten in der deutschen Weihnachtszeit.
Am 19. oder 20. März wird das Exekutivkomitee der Fifa dieser Empfehlung der Task Force folgen. Das heißt: In Katar muss nicht bei Temperaturen zwischen 40 und 45 Grad im Juni gekickt werden, sondern bei moderaten 25 Grad.
Katar hatte trotz Warnungen vor der großen Hitze in einer skandalumwitterten Abstimmung 2010 mit 14:8 Stimmen gegen die USA den Zuschlag für die Weltmeisterschaft erhalten. Dabei schlugen die Katarer vor, die Stadien im Wüstenstaat mit speziellen Klimasystemen herunterzukühlen. Die müssen sie nun nicht installieren, womit das Organisationskomitee einen dreistelligen Millionenbetrag spart, den sie am besten als Entschädigungszahlung an diverse Fußballklubs und Ligaverbände weiterreicht, an Vereine, die wegen des neuen Termins kräftig umplanen müssen.
Vertreter des europäischen Ligaverbandes EPFL waren in der Task Force ebenso vertreten wie Umberto Gandini und Michele Centenaro als Abgesandte der europäischen Topklubs, ECA. Nach Ansicht der ECA unter Vorsitz von Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge wären die klimatischen Bedingungen von Anfang Mai bis zu einem WM-Finale Anfang Juni mit Durchschnittstemperaturen von maximal 35 Grad akzeptabel gewesen; im schlimmsten Falle hätten die Mannschaften dann mit Bedingungen klarkommen müssen, wie sie auch bei einigen Spielen während der WM 2014 in Brasilien und bei den Turnieren 1986 in Mexiko und 1994 in den USA vorgeherrscht hätten.
Diskussion über Entschädigungen
Aber der Vorschlag der europäischen Klubs, der ohnehin nur vorgebracht wurde, um in Opposition zur Fifa zu stehen und in einer besseren Verhandlungsposition um Entschädigungen zu sein, scheiterte. Fakt ist: Bundesliga, Premier League oder Primera División werden sich die Saison-Unterbrechung in sieben Jahren teuer bezahlen lassen.
Bereits vor einem guten Jahr hatte Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke die Fifa-Linie klargemacht. Entweder werde im November/Dezember gespielt oder aber im Januar und Februar 2022. Doch da am 4. Februar die Olympischen Winterspiele in Kasachstan (Almaty) oder China (Peking) beginnen und eine Überschneidung der Sportgroßereignisse nicht erwünscht ist, war recht schnell klar, dass ein WM-Finale im Dezember steigt. In der Diskussion war auch eine Austragung im April, doch am zweiten dieses Monats beginnt der Fastenmonat Ramadan.
Die Task Force, die Scheich Salman Bin Ebrahim al-Khalifa aus Bahrain leitete und an der auch Fifa-Boss Sepp Blatter teilnahm, tagte drei Mal: in Zürich, Melbourne und zuletzt in Doha. „Natürlich gibt es Vor- und Nachteile bei allen vorgeschlagenen Terminen. Es gibt aber eine Lösung – November/Dezember“, verkündete nun Jerome Valcke.
Uefa stimmt zu
In einer Mitteilung des Weltverbandes hieß es zudem, dass „der Vorschlag die Unterstützung aller sechs Kontinentalverbände“ habe. Die Europäische Fußball-Union (Uefa) „begrüßte“ die Entscheidung: „Das ist das Beste für Spieler und Fans.“
Eine Verlegung der eigenen Wettbewerbe stehe für die Uefa derzeit nicht zur Debatte. Weniger freudig reagierte indes der Chef der englischen Premier League, Richard Scudamore. Der BBC sagte der Brite am Dienstag „Das ist enttäuschend. Es ist die falsche Entscheidung.“ Man sei von der Uefa im Stich gelassen worden. „Das wird unser Geschäft beeinflussen“, assistierte Karl-Heinz Rummenigge. „Die Kosten können nicht von den Vereinen übernommen werden.“
Der Confederations Cup 2021, eigentlich ein Testlauf für die Fußball-WM, könnte nun in einem anderen Land ausgetragen werden, dies bestätigte die Fifa. Demnach ist es möglich, den Confederations Cup in einem anderen, zur Asiatischen Fußball-Konföderation AFC gehörenden Land auszutragen. Als Testlauf für die WM könnte im Umkehrschluss die Klub-WM 2021 in Katar stattfinden. (mit dpa)
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