Fußball-EM in der Hauptstadt: Berlin ballaballa
Vier Wochen lang wird die EM Berlin ihren Stempel aufdrücken. Fanmeile, Hooligans, Pride House und Bierpreise – die taz sagt, was wichtig ist.
Fanmeile: Hotspot neben dem Olympiastadion ist die Fanmeile auf der Straße des 17. Juni, die schon seit Wochen mit Kunstrasen ausgelegt ist. Der soll nachhaltigerweise nach der EM auf Bolzplätzen liegen. Ob er dann noch benutzbar ist? Am Tag nach der Eröffnung am Mittwochabend glänzte der weiche Untergrund sauber wie zuvor in der Sonne.
Getränke: Für umsonst lässt sich am Wasserspender trinken. Selbstversorgung ist erlaubt – aber nur alkoholfrei und in höchstens halblitergroßen Plastikflaschen oder Tetrapackungen. Wer’s alkoholig mag, muss an den Getränkeständen sechs Euro für ein Bier und sieben Euro für ein Weizen auszugeben bereit sein.
Awareness: In der Nähe des Stadions am Reichstag findet sich eine Anlaufstelle für Antidiskriminierung, etwa bei sexualisierter Gewalt – ein Novum bei dieser EM.
Public Viewing: Gemeinsames Fußballschauen gibt es in der ganzen Stadt, etwa im 11 Freunde Quartier im Astra Kulturhaus, in Biergärten und vor Spätis. Oder lauschig am Stadtrand mit einem Bad in der Halbzeitpause im Strandbad Wendenschloss in Köpenick. Eine Ausnahmeregelung der Lärmschutzvorschriften erlaubt Public-Viewing-Übertragungen auch nach 22 Uhr. Das Rufen der Polizei wegen lärmender Tor-Jubel ist zwecklos.
Pride House: Hier gibt’s Fußball ohne Rumgemacker. Im Poststadion in Moabit sollen insbesondere queere Menschen die Spiele live übertragen in respektvoller Atmosphäre sehen können. Das Pride House beruht auf einem Konzept für geschützte Räume bei sportlichen Großevents. Der Eintritt ist frei.
Tickets: Wer knapp 200 Euro übrig hat, kann sich bei semi-seriösen Anbietern noch Tickets für die Vorrunden sichern, für 2.000 Euro lässt sich sogar noch ein Platz fürs Finale ergattern. Über freie Tickets durften sich rund 50 Jugendtrainer:innen, Schiedsrichter:innen oder andere Engagierte aus dem Berliner Sport freuen: Die Grünen und die Linken haben ihre Eintrittskarten, die der Senat an Parlamentarier:innen ausgegeben hat, an sie weitergereicht.
Sicherheit: Die Angst vor Hooligan-Festspielen begleitet jedes große Fußballturnier, ebenso jene vor Terroranschlägen. Mit Polen wird eine der schlagkräftigsten Fanszenen schon in der Vorrunde in Berlin auflaufen. Für die Polizei bedeutet das Urlaubssperre. Am Sicherheitskonzept wurde zwei Jahre lang gefeilt, mehr als zehn Millionen Euro wurden investiert – in Lkw-Sperren oder spezielle Fahrzeuge zur Drohnen-Abwehr. Super-Recognizer sollen Hooligans erkennen, Aufenthaltsverbote sie gleich ganz von neuralgischen Punkten fernhalten. „Nie sind die Sicherheitsmaßnahmen intensiver“ gewesen, so Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Ganz wichtig: Nicht erlaubt sind Rucksäcke und Taschen, die DIN-A4-Format überschreiten. Außerdem sind nur Fahnen von teilnehmenden Ländern erlaubt – also nicht von Israel, Palästina oder Russland.
Verkehr: Die BVG feiert sich dafür, „gut vorbereitet“ zu sein. So bekommt die U1 an den Spieltagen eine neue Linienführung und fährt alle zehn Minuten von der Warschauer Straße zum Olympiastadion. Die U2 soll „bis in den späten Abend im dichten Takt“ verkehren. Gleiches gilt für die U5 zur Fanmeile. „Ihr könnt entspannt feiern, wir fahren euch“, so BVG-Chef Henrik Falk. Was unerwähnt bleibt: Auf den Nicht-EM-Linien U4, U6, U7 und U9 wird der Fahrplan an Spieltagen ordentlich ausgedünnt. Aber hey, am U-Bahnhof Olympiastadion soll ein DJ „für gute Laune beim Warten“ auf den Zug sorgen.
Mommsenstadion: Das altehrwürdige Stadion im Eichkamp wurde in einer Hauruckaktion für den Trainingsbetrieb der in Berlin gastierenden Nationalmannschaften hergerichtet. Es gibt einen neuen Rasen, eine verbesserte Flutlichtanlage und eine LED-Anzeigetafel. Aus dem ursprünglichen Plan, das Stadion, Heimat von Oberligist TeBe, drittligatauglich zu machen, rückte man angesichts des gescheiterten Aufstiegs des BFC Dynamo ab – verzichtete also auf die Errichtung von Pressetribüne und Überwachungskameras. Charlottenburg bleibt den Hohenschönhausenern damit erspart – und umgekehrt.
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