Fußball-Bundesliga Sonntagsspiele: Meisterschaftsgesänge in Dortmund
Nach dem Sieg gegen Leverkusen sehen die Borussia- Fans ihr Team schon auf dem Weg zum Titel. Stuttgart verliert gegen Schalke. Und Augsburg schafft drei Punkte.
Mit dem elften Sieg im elften Pflichtspiel der Saison verdrängte die Mannschaft von Thomas Tuchel den ebenfalls verlustpunktfreien FC Bayern München wieder an der Tabellenspitze. „Ein verdienter Sieg, das fühlt sich top an“, meinte Tuchel.
Nie zuvor waren die Schwarz-Gelben besser in die Saison gestartet. Mit 15 Punkten aus fünf Spielen und 18:3 Toren wurde sogar noch der Start aus der Saison 2013/14 übertroffen, als es ebenfalls vom Start weg fünf Erfolge gab. „Wir spielen wesentlich konsequenter als in der vergangenen Saison und haben heute ein super Spiel gezeigt“, sagte Marcel Schmelzer.
Die Leverkusener, die in den vergangen beiden Jahren in Dortmund gewonnen hatten, mussten dagegen schon die dritte Bundesliga-Pleite in Serie einstecken. „Wir sind in einen Dornröschenschlaf verfallen. Da müssen wir schnell wieder raus“, kritisierte Bayer-Sportchef Rudi Völler.
Vor 81.359 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park brachte Hofmann mit seinem Tor in der 19. Minute Dortmund auf die Siegerstraße. Shinji Kagawa (58.) und Pierre-Emerick Aubameyang mit seinem sechsten Saisontor (74.) erzielten die weiteren Treffer für den BVB, der gegen den Champions-League-Teilnehmer die erste echte Reifeprüfung der Saison bestand. Zwei Wochen vor dem Gipfeltreffen beim FC Bayern scheinen sich die Westfalen wieder zum echten Herausforderer zu entwickeln.
Das Ergebnis auf dem Rasen kann sich dabei sehen lassen. Der DFB-Pokalfinalist setzte mit flüssigem Kombinationsfußball auf Offensive und spielte mutig nach vorn. Die Leverkusener versuchten das Dortmunder Spiel früh zu stören, offenbarten aber in der Defensive Lücken.
So waren die ersten Torchancen die logische Folge. Erst prüfte Mchitarjan den Bayer-Keeper Bernd Leno mit einem Schuss von der Strafraumgrenze (13.), dann setzte Ilkay Gündogan nach Zuspiel von Shinji Kagawa den Ball knapp neben das Tor (15.).
Ansehnliche Bundesligapartie
Die Dortmunder Führung resultierte allerdings aus einem Fehler von Leno. Nach einem langen Ball von Kagawa sprang der Schlussmann beim Rauslaufen am Ball vorbei, Hofmann musste den Ball nur noch ins Tor schieben. Der Ex-Mainzer durfte von Beginn an auflaufen, weil Marco Reus nach dessen Zehenbruch noch geschont wurde.
Und Bayer? Die Leverkusener, die unter der Woche noch mit einem 4:1 gegen BATE Borissow in der Königsklasse gestartet waren, brauchten gut 20 Minuten, um sich vom Anfangsdruck zu erholen. Dann aber hatte Javier „Chicharito“ Hernandez die erste Chance, als er frei auf Roman Bürki zulief und scheiterte (20.). Dazu kam Kevin Kampl gegen seinen Ex-Club zu einer Schussgelegenheit, auch hier war Bürki zur Stelle (38.).
In einer ansehnlichen Bundesligapartie ging es auch in der zweiten Halbzeit weiter. Erst scheiterte Aubameyang an Leno (51.), im Gegenzug war Hernandez frei durch. Der Mexikaner wurde durch einen Schubser von Marcel Schmelzer aus dem Tritt gebracht, was ein Elfmeter wert gewesen wäre (52.).
Der BVB im Glück, und sechs Minuten später auch wieder im Torjubel. Über Gündogan und Mchitarjan kommt der Ball zu Kagawa, der den Ball an Leno vorbei ins Tor schiebt. Und es kam noch schlimmer für Leverkusen: Nach Foul von Wendell an Matthias Ginter zeigte Schiedsrichter Deniz Aytekin auf den Punkt, Aubameyang traf sicher zum 3:0. Der Ex-Leverkusener Gonzalo Castro hätte bei einem Pfostenschuss sogar noch erhöhen können (90.).
Applaus für die Stuttgarter trotz Niederlage
Selbst die fünfte Niederlage im fünften Bundesliga-Spiel quittierten die Zuschauer mit Applaus für die Fußballprofis des VfB Stuttgart. „Das ist erstaunliches Fingerspitzengefühl, das die Fans beweisen“, bemerkte Sportvorstand Robin Dutt nach dem völlig unverdienten 0:1 (0:0) gegen den FC Schalke 04.
Trotz eines Dutzend hochkarätiger Chancen für die Gastgeber entschied ein Kontertor von Schalkes Leroy Sané die Partie (53. Minute). „Nach so einem Spiel nicht einfach nur notorisch ihre Wut über das Ergebnis rauszulassen, sondern eine Leistung anzuerkennen: Das ist nicht selbstverständlich“, sagte Dutt.
Die dritte Heimniederlage der Saison – so schlecht war ein Stuttgarter Bundesliga-Start noch nie – stand erneut im krassen Gegensatz zur Performance. „Wir konnten uns zwischendurch das Lachen auf der Bank nicht verkneifen. Das war heute ein mehr als glücklicher Sieg“, sagte Schalke-Trainer André Breitenreiter, der sich zudem über das Comeback von Weltmeister Benedikt Höwedes freute. Dankbar war der Coach vor allem seinen Torhüter Ralf Fährmann: „Weltklasse gehalten.“
Matchwinner neben Fährmann war Sané. Ein langer Ball aus der eigenen Hälfte sicherte der 19-Jährige im Laufduell mit dem bis dato stark spielenden Florian Klein. Eine Körpertäuschung reichte, um den Nationalspieler Österreichs stehen zu lassen und überlegt einzuschieben.
Vor 48.510 Zuschauern war Stuttgart in der Mercedes-Benz Arena das klar bessere Team und spielte die Schalke-Abwehr mitunter schwindelig. Dennoch bleibt der VfB mit null Punkten Tabellen-17. Schalke dagegen hat vor der Mittwochs-Partie gegen Eintracht Frankfurt mit zehn Punkten den Kontakt zur Spitzengruppe gehalten.
Der Katastrophen-Start war Stuttgart dabei nicht anzusehen gewesen. Die auf vier Positionen veränderte Startelf setzte Schalke drei Tage nach deren Europapokalauftritt auf Zypern gleich unter Druck. Timo Werner, in Berlin vergangene Woche nicht einmal im Kader und nun neben Daniel Ginczek zweite Spitze im 4-4-2, lieferte die beiden ersten Gelegenheiten der Partie (8. und 17.). „Er hat genau das gezeigt, was ich mir durch die Maßnahme erhofft habe“, lobte Traienr Alexander Zorniger.
Die Gäste aus Gelsenkirchen kamen kaum zu eigenen Strafraumszenen und profitierten meist von Fehlern im Aufbauspiel der Schwaben. Der VfB produzierte und vergab Chancen im Minutentakt. Daniel Ginczek (27./34./36.), Maxim (33.) oder Gentner (41.) zielten aber zu ungenau, vertändelten oder scheiterten am starken Schalke-Keeper Ralf Fährmann.
Hannover startet in die Saison so schlecht wie noch nie
Der FC Augsburg hat gegen Hannover 96 seine Ergebniskrise beendet und den ersten Bundesliga-Sieg der Saison eingefahren. Alexander Esswein (29.) und Kapitän Paul Verhaegh (32./Foulelfmeter) sorgten am Sonntag beim 2:0 (2:0)-Erfolg mit einem Doppelschlag binnen zwei Minuten für die Tore des Europa-League-Teilnehmers. Die Gäste aus Niedersachsen sind nach dem schlechtesten Saisonstart der Vereinsgeschichte weiter im Fußball-Tief: Das 96-Team von Michael Frontzeck rangiert mit nur einem mageren Punkt auf Tabellenplatz 16. Nur Mönchengladbach und der nächste Hannover-Gegner Stuttgart sind schlechter.
Mit dem ersten Pflichtspielerfolg überhaupt gegen Hannover hat Augsburg nun vier Zähler auf dem Konto. Und erst einmal wieder Ruhe. Nach nur einem Unentschieden aus den ersten vier Ligaspielen sowie dem verpassten Erfolg bei Athletic Bilbao war das Überraschungsteam der Vorsaison Gefahr gelaufen, in der Liga früh den Anschluss an das Tabellenmittelfeld zu verlieren. „Das war unter dem Strich ein verdienter Sieg“, resümierte Manager Stefan Reuter.
Überlegen agierten die ohne ihren angeschlagenen Mittelfeldmotor Daniel Baier angetretenen Hausherren, doch die erste echte Torchance hatten die Gäste: Edgar Prib (22.) scheiterte mit einem 30-Meter-Schuss an FCA-Torhüter Marwin Hitz. Auch nach dem kurzen Schreck machten die Augsburger das Spiel, Hannover verteidigte tief und lauerte auf Konter. Als das Fronzteck-Team vor 28.511 Zuschauern in der WWK-Arena etwas mutiger wurde, schlug der Bundesliga-Fünfte der letzten Saison zu: Der starke Verhaegh bediente Esswein, der den Ball ins Tor schlenzte.
Etwas im Glück war dann Verhaegh beim berechtigten Foulelfmeter gegen Keeper Ron-Robert Zieler, der vor den Augen von Bundes-Torwarttrainer Andreas Köpke die Ecke ahnte, aber nicht mehr an den Ball kam. Der Brasilianer Marcelo hatte zuvor den für den Südkoreaner Dong-Won Ji zurück die Startelf gerückte Tobias Werner von den Beinen geholt.
Nach der Pause parierte Zieler in der 60. Minute glänzend gegen Tim Matavz. Der Slowene vergab wenig später noch einmal eine große Chance. In der 72. Minute entschärfte Zieler einen Freistoß von Konstantinos Stafylidis in prima Manier. Beinahe hätte sich die mangelnde Chancenverwertung der FCA-Profis gerächt, doch Schiedsrichter Christian Dingert verweigerte den Gästen in der 80. Minute eine klaren Handelfmeter. „Wenn Du da ran kommst, wäre etwas möglich gewesen“, meinte Frontzeck.
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