Fünf-Sterne-Bewegung in Italien: Spaltung gerade noch abgewendet
Gründer Grillo und der baldige Chef Conte hatten sich um die Zukunft der Fünf-Sterne-Bewegung in Italien verkracht. Die Spaltung haben sie nun verhindert.
Darum allein nämlich war es gegangen: um die Frage, wer in Zukunft bei den Fünf Sternen kommandiert. Grillo hat sich zwar schon seit Jahren aus der tagespolitischen Führung der Bewegung zurückgezogen, beanspruchte aber als deren „Garant“ immer wieder das letzte Wort bei richtungweisenden Entscheidungen, zuletzt etwa, als das M5S im Februar überraschend dafür optierte, die von fast allen italienischen Parteien getragene Regierung unter Mario Draghi zu stützen.
Conte zeigte sich jedoch nur dann zur Übernahme des Chefpostens bereit, wenn im neuen Statut deutlich fixiert wurde, dass er dann als Vorsitzender nicht seine Macht mit Grillo teilen muss. Grillo warf ihm daraufhin vor, Conte kenne die 5-Sterne-Bewegung gar nicht, er habe „keine Vision, keine Organisationserfahrung, keine Innovationsfähigkeit“. Conte seinerseits warf deshalb vor zwei Wochen hin, drohte jedoch mit der Gründung einer eigenen Liste und damit der Spaltung des M5S.
Von der Basis ebenso wie von den Parlamentarier*innen, von denen viele mit Conte sympathisieren, wurde diese Aussicht als Horrorszenario empfunden. Bei den Wahlen von 2018 war das M5S mit 33 Prozent zur stärksten politischen Kraft Italiens geworden. In den letzten Umfragen kommt die Protestbewegung nur noch auf 15 bis 17 Prozent – und die Spaltung hätte nach Auskunft der Meinungsforscher*innen als Resultat zwei Listen gesehen, die beide für höchstens 8 Prozent gut wären.
Es waren am Ende sieben führende Politiker*innen des M5S, unter ihnen der Außenminister Luigi Di Maio und der Präsident des Abgeordnetenhauses Roberto Fico, die zwischen Grillo und Conte vermittelten. Conte konnte sich in dem Kompromiss weitgehend durchsetzten. Er ist laut dem neuen Statut der „alleinige Zuständige und Verantwortliche für die Festlegung und die Umsetzung der politischen Linie“. Grillo bleibt als „Garant“ der „Hüter der Werte des politischen Handelns“. Ob der Kompromiss trägt, wird sich jedoch erst zeigen müssen: Auch in Zukunft kann Grillo Conte jederzeit in die Parade fahren, wenn er die „Werte“ der Fünf Sterne verletzt sieht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!