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Führungsstreit bei Mediengruppe RTLTanit Koch ist schon wieder weg

Bei RTL haben sich die Bewahrer durchgesetzt. Ex-“Bild“-Chefin Tanit Koch geht – und hinterlässt nach ihrem Abschied einen ziemlichen Männerclub.

Tanit Koch verlässt RTL Foto: Marina Rosa Weigl/MG RTL

A uf der Titelseite des Stern bekennen diese Woche 40 Frauen: „Ich bin eine Quotenfrau“. Womit wir mitten im Thema Medienfrauen in Führungspositionen wären, beziehungsweise bei Tanit Koch. Sie gehört nicht zu Stern-Coverfrauen und ist nun weiß Gott keine Quotenfrau, aber bei der Mediengruppe RTL Deutschland auch schon wieder weg.

Tanit Koch hat Journalismus von der Pike auf – und leider bei Springer – gelernt. Dort war sie bis März 2018 Chefredakteurin der Bild-Zeitung. Man kann zu dem Blatt stehen wie man will, aber das ist eine Leistung. Dann haute sie in den Sack, weil testosterongesteuerte Arschgeigen … Oder höflicher formuliert, weil Springer ein immer noch männerdominiertes Medienhaus ist. Koch ging zu RTL und übernahm den Nachrichten­kanal n-tv.

Und was ist jetzt da los? In der Pressemitteilung des Senders steht staksig: „Die Mediengruppe RTL Deutschland gründet zum 1. Februar 2021 die RTL News GmbH und damit die schlagkräftigste journalistische Unit für crossmediale Nachrichten, Infotainment, investigativen Journalismus sowie Dokutainment in Deutschland“. Erst hinten im zweiten Absatz wird dann Tanit Koch verabschiedet. Diese „Unit“ sollte eigentlich eine Zentralredaktion mit Tanit Koch als Chefin werden.

Sie wollte zu viel Veränderung

Doch sie habe sich „aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die künftige Struktur und den weiteren Weg – aber in bestem Einvernehmen – dazu entschieden, das Unternehmen zu verlassen“, heißt es weiter. Die Nummer mit dem besten Einvernehmen darf getrost bezweifelt werden, weil es schlicht den unterschiedlichen Auffassungen widerspricht. Nun raunen angebliche RTL-Insider, Koch habe es an „Sensibilität im Umgang mit langjährigen Mitarbeitern und Führungskräften“ missen lassen, berichtet das Hamburger Abendblatt. Das zeigt klar, worum es geht. Tanit Koch hat zu viel Veränderung gewollt.

Denn bei RTL wird zentralisiert und zusammengelegt. Im Klartext heißt das bei allen Medienunternehmen, egal ob privat oder öffentlich-rechtlich, dass hinterher weniger bleibt als früher, manchmal sogar bei den Leitungspöstchen. Kommerz-TV hin oder her, RTL ist mittlerweile ähnlich verkrustet – pardon: solide aufgestellt – wie ARD und ZDF. Der Laden hat schließlich auch schon 40 Jahre auf dem Buckel.

Offenbar haben sich jetzt bei RTL die „Bewahrer“ durchgesetzt. Denn von wirklicher Zentrale kann nicht die Rede sein. Unterhalb der neuen News-Unit sollen weiter vier eigenständige Bereiche für Nachrichten, Magazine, den News-Kanal n-tv und – hoppla! – Digitales bestehen, eigene Chefetagen inklusive. Die bleiben übrigens mit 3:1 ein ziemlicher Männerclub. Es ist also mehr als verständlich, dass Tanit Koch auf den Posten als Königin ohne Land keine Lust hatte. Vielleicht wird ja beim Stern was frei.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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3 Kommentare

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  • taz: "Tanit Koch hat Journalismus von der Pike auf – und leider bei Springer – gelernt. Dort war sie bis März 2018 Chefredakteurin der Bild-Zeitung. [...] Koch ging zu RTL und übernahm den Nachrichten­kanal n-tv."

    Und was soll uns das sagen? Doch wohl nur, dass Frau Koch sich bei solchen "Medien" wie Springer und RTL-Bertelsmann "pudelwohl" gefühlt hat. Springer und Bertelsmann bestimmen seit Jahrzehnten was in diesem Land die "Wahrheit" ist, und solange diese Medien alles fest in der Hand haben, wird sich hier auch nichts zum Guten ändern.

  • Für jeden Bild-“Journalisten”, zumal die ehemalige Chefredakteurin gilt nach wie vor Max Goldts Zitat:

    “Diese Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun.”

  • ob der Wechsel einer BILD Kader zu RTL etwas am Programm zum besseren geändert hätte, das es in der Taz kommentarwürdig wäre...?



    ich habe da so meine Zweifel.