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Führungsstil der Linkspartei-ChefinKipping wehrt sich gegen Kritik

Die Vorsitzende der Linken entgegnet den Vorwürfen einer „Verschwörung“ gegen Gregor Gysi mit einem offenen Brief. Gegen einen Bericht im „Spiegel“ geht sie juristisch vor.

Hat was klarzustellen: Katja Kipping. Bild: dpa

BERLIN dpa | Linke-Chefin Katja Kipping setzt sich gegen Kritik aus der eigenen Partei und den Medien an ihrem Führungsstil zur Wehr. In einer auf ihrer Internetseite veröffentlichten Erklärung weist sie unter anderem den Vorwurf zurück, sie habe sich mit Vizefraktionschefin Sahra Wagenknecht gegen Fraktionschef Gregor Gysi verschworen. „Entweder wird uns Zickenkrieg oder Stutenbeißen um die Macht unterstellt. Wenn wir für dies auch so gar keine Belege liefern, wird die böse (Hexen-)Verschwörung zweier Frauen heraufbeschworen“, schreibt Kipping unter der Überschrift „Eine Klarstellung“.

Sie bezieht sich auf einen Spiegel-Artikel mit dem Titel „Katja, die Grobe“, gegen den sie auch juristisch vorgeht. Darin wird ihr unter anderem eine Mitverantwortung für den Parteitagsbeschluss von Mitte Mai zugeschrieben, nach dem die Fraktion bis Ende des Jahres eine Doppelspitze erhalten soll. Gysi hat sich bisher erfolgreich gegen eine solche Doppelspitze gewehrt.

Nach der Bundestagswahl im September war der 66-Jährige erneut für zwei Jahre zum alleinigen Fraktionschef gewählt worden. Wagenknecht wurde zu seiner „Ersten Stellvertreterin“. Kipping verteidigt diese Entscheidung, die von ihr mitausgehandelt worden war: „Diesen Kompromiss anzugreifen, halte ich für politisches Harakiri“, schreibt sie in ihrer Erklärung.

Sie weist auch den Vorwurf der Intrige gegen den ehemaligen Schatzmeister Raju Sharma zurück, der auf dem Berliner Parteitag dem Bundestagsabgeordneten Thomas Nord in einer Kampfabstimmung erst im zweiten Wahlgang knapp unterlegen war. Kipping und ihr Co-Vorsitzender Bernd Riexinger hatten sich offen für Nord ausgesprochen. In ihrem Umfeld hieß es, sie hätten das Vertrauen in Sharma verloren. Genauer erläutert wurde das aber nicht.

Kipping begründet ihr Verhalten nun vor allem mit einem „problematischen Kommunikationsverständnis“ Sharmas. „Wir haben bewusst darauf verzichtet, eine Liste zu führen, wer sich alles bei uns beschwert hat.“ Sharma hatte Kipping nach seiner Abwahl in einem auf Facebook veröffentlichten Brief eine alles übertreffende „Stil- und Kulturlosigkeit politischen Handelns“ vorgeworfen.

Die 36-jährige Dresdnerin war auf dem Parteitag im Mai für weitere zwei Jahre zur Vorsitzenden gewählt worden. Sie führt die Linke seit 2012 zusammen mit Riexinger.

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13 Kommentare

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  • Es geht um die Macht innerhalb dieser Partei. Da reagieren alle führenden Politiker gleich. Linke haben schon immer ein Problem mit Autoritäten oder Ängste um Machtverlust. Das liegt in der Natur ihrer Sache. Auf die kommenden Probleme sollten sie eine wegweisende Antwort geben. Andernfalls landen sie in der Gosse des Vergessens.

  • der gute herr sharma arbeitet für die politische konkurrenz, die die zerlewgung der LINKEN unverwandt auf der agenda hat, in der kieler staatskanzelei, wird von frau kipping in dem text erläutert erläutert...

     

    die "daruin ist was darin ist" interpreationsregel von rumi..

     

    es gibt da auch "direktere" ausdrücke..

     

    die inhaltsangabeist "auch sonst so" noch etwas lückenhaft..

  • Es bleibt - wieder einmal - festzustellen, daß die Linke, mittlerweile stärkste Oppositionspartei im Bundestag, in TAZ wie SPIEGEL (und all den anderen Medien) so gut wie nie mit ihren politischen Ideen und Positionen vorkommt. Wenn doch, dann nur, um ihr das Ewiggestrige anzuhängen (die TAZ schaffte es, den Pazifismus einiger Linken-Abgeordneter als eine Art Stalinismus zu geißeln). Ansonsten wird die Linke meist ignoriert und nur berichtet, wenn es bei ihr Streit oder Skandale gibt. Übrigens bin ich kein Linken-Wähler, finde die hier geübte Ignoranz bloß unfair.

  • Da es im Postenspektrum der Demokratie wie auch der Politik darum geht, das Universam mittels einer Spektralanalyse für Pöstchenverfügbarkeit universell auszuloten, um das Universum bis in alle Ewigkeit gültig mit Parteipersonal aufzufüllen, steht einem Versuch der Kipping-Riexinger Achse nichts im Wege, es der Hollande-Schäuble Achse gleichzutun. Achtung, es drohen Kollisionskurs Gespräche sowohl mit der Merkel-Gabriel Achse, als auch mit der Obama-Putin Achse und der Juncker-Schulz Achse. Demgegenüber ist zu beachten, daß innerhalb der SPD geführten Regierung die Steinmeier-Nahles Achse heimlich den Achsbruch der deutschen Gesellschaftsordnung vollzogen hat. Einzig verständlicher Grund bisher, mit Macht und Vorliebe am Schreibtisch alle Probleme der Welt und der Gegenwart außerhalb der eigens für solche Fälle geschaffenen Parlamentswirklichkeit aussitzen. Der Rest hat sich bekanntlich in Schweigen zu hüllen. Ansonsten meldet sich der Ordnungsstaat mit seiner Spitzelkenntnis häufig unrühmlich zu Wort. Oder will jemand, daß wir auch noch Panzer auffahren.

  • D
    D.J.

    Frau Kipping habe ich ebensowenig wie Frau Wagenknecht jemals lächeln sehen. Gut, je linker, desto verbitterter und griesgrämiger, könnte man zunächst meinen - bei all dem Elend der Welt im Allgemeinen und in Deutschland insbesonder ja auch verständlich. Aber Herr Gysi bringt es doch auch manchmal fertig, nicht wie ein alle Mühsal der Welt tragender Schmerzensmann zu wirken. Also wohl doch eher ein persönliches Problem.

    • @D.J.:

      Wowereit und noch so einige andere lachen ständig. Was ist gewonnen?

      • D
        D.J.
        @wirdschonnoch:

        Ja. Und? M.W. ist Herr Wowereit nicht gar so links.

        Und im Übrigen habe ja gerade nicht behauptet, dass alle Linken so griesgrämig wirken.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @D.J.:

      Besorg Dir ne Brille.

    • @D.J.:

      Sahra kann so wunderschön lächeln... :)

      • @RPH:

        Das ist ein gequältes Hämorroiden-Lächeln, @D.J. hat recht.

  • Es gibt Zeiten da wünsch ich mir die Aufbruchphase der PDS zurück.