Friedensnobelpreis für Narges Mohammadi: Für ein Ende der Tyrannei
Der Nobelpreis für die iranische Menschenrechtsaktivistin ist ein wichtiges Zeichen. Er sollte der westlichen Kuscheldiplomatie zu denken geben.
Taghi Ramahi, Ehemann von Narges Mohammadi, zeigt ein altes Foto von ihnen zusammen Foto: Christian Hartmann/reuters
Der Friedensnobelpreis für die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi ist eine gute Nachricht in einem Meer aus schlechten Nachrichten. Die 51-Jährige sitzt zum Zeitpunkt der Verkündung ihrer Auszeichnung in Haft; im Teheraner Evin-Gefängnis verbüßt sie eine Strafe dafür, dass sie an Gleichberechtigung und Freiheit nicht nur glaubt, sondern dafür kämpft. Sie sitzt in einem Land im Gefängnis, in dem eine 16-jährige Kurdin vor wenigen Tagen in der Teheraner U-Bahn so stark misshandelt wurde, dass sie ins Koma fiel. Der Grund für den Angriff der Sittenwächter*innen: Das Mädchen trug kein Kopftuch.
Für diese Mädchen und Frauen setzt sich Narges Mohammadi seit vielen Jahren ein. In einem Brief, den sie im Dezember 2022 aus dem Gefängnis schmuggelte, schrieb sie über sexualisierte Gewalt, die ihr und anderen Frauen in Haft widerfährt. Außerdem schrieb sie, wie wichtig es sei, dass die Welt hinschaut: „An dieser Stelle möchte ich betonen“, schrieb Mohammadi, „dass Tapferkeit, Mut, Ausdauer und Kampf etwas bewirken und erreichen können, wenn sie von der Aufmerksamkeit der Medien und der Institutionen, die sich für die Menschenrechte einsetzen, begleitet werden.“ Oder anders: Die Menschen werden ihre Freiheit nicht erreichen, wenn sie allein kämpfen müssen.
Das iranische Regime begeht seine Verbrechen am effektivsten – also am grausamsten –, wenn niemand zusieht. Nur sieht die Welt schon lange nicht mehr hin. Als die Nachricht über das Koma der jungen Kurdin Armita Garavand bekannt wurde, reagierte auch die deutsche Außenministerin. Es sei „unerträglich“, so Annalena Baerbock, dass „schon wieder eine junge Frau in Iran um ihr Leben kämpft“. Das Problem: Es ist offensichtlich sehr wohl erträglich, zumindest für die internationale Gemeinschaft. Die internationale Diplomatie ist zu einem Umgang mit dem Regime zurückgekehrt, den es vor der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung pflegte.
Ein bemerkenswerter Brief
Die UN-Generalversammlung im September war eine Zusammenkunft der Schande. Iranischstämmige Journalist*innen wurden von Regimetreuen bedroht, westliche Politiker*innen, die so gern von Menschenrechten sprechen, ließen sich Hände schüttelnd mit den Schlächtern aus Teheran abbilden, was von iranischen Staatsmedien genüsslich propagandistisch genutzt wurde. Der Nobelpreis sollte auch ein Signal an westliche Politiker*innen sein: Ihr steht auf der falschen Seite.
Ihren Brief aus dem Dezember 2022 beendete Narges Mohammadi so: „Wir werden nicht nachgeben, bis der Sieg errungen ist: die Einführung von Demokratie, Frieden, Menschenrechten und ein Ende der Tyrannei.“ Ein Satz, würdig der Trägerin eines Friedensnobelpreises.
Friedensnobelpreis für Narges Mohammadi: Für ein Ende der Tyrannei
Der Nobelpreis für die iranische Menschenrechtsaktivistin ist ein wichtiges Zeichen. Er sollte der westlichen Kuscheldiplomatie zu denken geben.
Taghi Ramahi, Ehemann von Narges Mohammadi, zeigt ein altes Foto von ihnen zusammen Foto: Christian Hartmann/reuters
Der Friedensnobelpreis für die iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi ist eine gute Nachricht in einem Meer aus schlechten Nachrichten. Die 51-Jährige sitzt zum Zeitpunkt der Verkündung ihrer Auszeichnung in Haft; im Teheraner Evin-Gefängnis verbüßt sie eine Strafe dafür, dass sie an Gleichberechtigung und Freiheit nicht nur glaubt, sondern dafür kämpft. Sie sitzt in einem Land im Gefängnis, in dem eine 16-jährige Kurdin vor wenigen Tagen in der Teheraner U-Bahn so stark misshandelt wurde, dass sie ins Koma fiel. Der Grund für den Angriff der Sittenwächter*innen: Das Mädchen trug kein Kopftuch.
Für diese Mädchen und Frauen setzt sich Narges Mohammadi seit vielen Jahren ein. In einem Brief, den sie im Dezember 2022 aus dem Gefängnis schmuggelte, schrieb sie über sexualisierte Gewalt, die ihr und anderen Frauen in Haft widerfährt. Außerdem schrieb sie, wie wichtig es sei, dass die Welt hinschaut: „An dieser Stelle möchte ich betonen“, schrieb Mohammadi, „dass Tapferkeit, Mut, Ausdauer und Kampf etwas bewirken und erreichen können, wenn sie von der Aufmerksamkeit der Medien und der Institutionen, die sich für die Menschenrechte einsetzen, begleitet werden.“ Oder anders: Die Menschen werden ihre Freiheit nicht erreichen, wenn sie allein kämpfen müssen.
Das iranische Regime begeht seine Verbrechen am effektivsten – also am grausamsten –, wenn niemand zusieht. Nur sieht die Welt schon lange nicht mehr hin. Als die Nachricht über das Koma der jungen Kurdin Armita Garavand bekannt wurde, reagierte auch die deutsche Außenministerin. Es sei „unerträglich“, so Annalena Baerbock, dass „schon wieder eine junge Frau in Iran um ihr Leben kämpft“. Das Problem: Es ist offensichtlich sehr wohl erträglich, zumindest für die internationale Gemeinschaft. Die internationale Diplomatie ist zu einem Umgang mit dem Regime zurückgekehrt, den es vor der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung pflegte.
Ein bemerkenswerter Brief
Die UN-Generalversammlung im September war eine Zusammenkunft der Schande. Iranischstämmige Journalist*innen wurden von Regimetreuen bedroht, westliche Politiker*innen, die so gern von Menschenrechten sprechen, ließen sich Hände schüttelnd mit den Schlächtern aus Teheran abbilden, was von iranischen Staatsmedien genüsslich propagandistisch genutzt wurde. Der Nobelpreis sollte auch ein Signal an westliche Politiker*innen sein: Ihr steht auf der falschen Seite.
Ihren Brief aus dem Dezember 2022 beendete Narges Mohammadi so: „Wir werden nicht nachgeben, bis der Sieg errungen ist: die Einführung von Demokratie, Frieden, Menschenrechten und ein Ende der Tyrannei.“ Ein Satz, würdig der Trägerin eines Friedensnobelpreises.
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Proteste in Iran
Kommentar von
Gilda Sahebi
Autorin
Ausgebildet als Ärztin und Politikwissenschaftlerin, dann den Weg in den Journalismus gefunden. Beschäftigt sich mit Rassismus, Antisemitismus, Medizin und Wissenschaft, Naher Osten.
Themen
Gilda Sahebi: Unser Schwert ist Liebe