piwik no script img

Freispruch für MonchiLoidee, Hammägeil!

Der Sänger von Feine Sahne Fischfilet war vor Gericht, weil er eine Flüchtlinge vor Neonazi-Angriffen beschützt hat. Nun wurde er freigesprochen.

Monchi performt mit Pyroshow auf der Bühne Foto: dpa

Mit breitem nordischen Dialekt verkündet Jan Gorkow die erfreulichen Neuigkeiten. „Loidee. Hammägeil. Freispruch. Ich freu mir ’n Arsch ab, für mich, auch für die anderen“, sagt der Sänger der Punkband „Feine Sahne Fischfilet“ am Montagabend vor dem Amtsgericht in Güstrow.

„Monchi“, so sein Spitzname, war neben zwei weiteren jungen Männern angeklagt, weil er im Mai 2015 in Güstrow einen Stuhl auf eine Gruppe Neonazis geworfen haben soll. Dabei waren es in Wahrheit die Neonazis, die eine Kundgebung von Flüchtlingen angegriffen und mit Stühlen attackiert hatten. Aufgrund der Aussage eines Polizisten wurde das Delikt aber statt den Rechten Gorkow angelastet. Der aber hatte sich tatsächlich schützend zwischen Neonazis und Flüchtlinge gestellt. Das Gericht sprach ihn frei.

Der in Rostock lebende Musiker, Jahrgang 1987, hat sich mit seiner Band seit deren Gründung 2007 offensiv der rechten Szene in Mecklenburg-Vorpommern entgegengestellt. Er scheut keine klaren Worte, kritisiert – auch in Songs – Polizeigewalt gegen linke Demonstranten und das Versagen der Behörden, wenn es gegen rechts geht. Von 2011 bis 2014 tauchte die Band unter dem Punkt „Linksextremismus“ im Landesverfassungsschutzbericht auf. Mitgrund: Eine „explizit anti-staatliche Haltung“.

Der Fall aus Güstrow zeige, wie verheerend der Umgang mit Rechtsextremismus sei, sagte Gorkow: „Dass es an diesem Tag keinerlei Verletzte gab, lag nicht an der Polizei, sondern an den Menschen, die sich schützend vor die Asylsuchenden stellten. Genau gegen drei dieser Menschen erhebt die Staatsanwaltschaft Anklage.“ Die Ermittlungen gegen die Neonazis wurden dagegen zunächst fallengelassen, obwohl diese auf Bildern gut zu erkennen waren.

„Feine Sahne Fischfilet“, die im Januar ein neues Album veröffentlichen, fuhren zum Gerichtstermin übrigens mit einem fetten Tourbus vor. Besser kennenlernen kann man ihren Sänger im kommenden Frühjahr. Dann kommt mit „Wildes Herz“ ein Dokumentarfilm über ihn in die Kinos.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare