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Freihandelsabkommen mit KanadaDeutschland lehnt Entwurf ab

Die EU plant ein Freihandelsabkommen mit Kanada. Die Bundesregierung soll aberVorbehalte haben. Das dürfte auch Auswirkungen auf die TTIP-Verhandlungen haben.

Scheitert die Generalprobe für TTIP? Bild: rtr

BERLIN rtr | Deutschland lehnt den Entwurf für ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Kanada einem Zeitungsbericht zufolge ab. Die Bundesregierung habe Vorbehalte gegen den Investorenschutz in dem fertig verhandelten Abkommen, berichtete die Süddeutsche Zeitung am Samstag unter Berufung auf deutsche EU-Diplomaten.

Das entsprechende Kapitel sei problematisch und derzeit nicht zu akzeptieren. Das dürfte auch Auswirkungen auf das geplante Freihandelsabkommen mit den USA haben, denn auch in diesem Fall hat die Bundesregierung Bedenken gegen den von den Amerikanern gewünschten Investorenschutz. Vom Wirtschaftsministerium in Berlin war zunächst keine Stellungnahme zu bekommen. Den Abkommen müssen alle 28 EU-Staaten zustimmen.

Kritiker fürchten, dass Investoren durch die Schutzklauseln im Freihandelsabkommen umfassende Klagemöglichkeiten in der EU erhalten und Gesetze blockieren oder rückgängig machen könnten. Nach dem Bericht der Süddeutschen Zeitung sind die Klauseln zum Investorenschutz im Entwurf für den Freihandelsvertrag mit Kanada deckungsgleich mit den bislang geplanten Klauseln für den Vertrag mit den USA. Die Zeitung zitierte einen hohen beamten der EU-Kommission mit den Worten, der Freihandelsvertrag mit Kanada sei ein Test für das Abkommen mit den USA. Werde es abgelehnt, „dann ist auch das mit den USA tot“.

Die EU-Kommission hat angekündigt, sich erst im November zu dem geplanten Investorenschutz, der derzeit mit den USA verhandelt wird, zu äußern. Bislang gab es sechs Verhandlungsrunden zwischen der EU und den USA. Wirtschaftsexperten sehen in dem Freihandelsabkommen eine Art Konjunkturprogramm, dass zu vermehrten Exporten und Schaffung vieler neuer Arbeitsplätze führen werde. Kritiker warnen unter anderem, Verbraucherschutz-Standards könnten verwässert und kleinbäuerliche Strukturen wegen der preisgünstigeren Konkurrenz aus Übersee zerstört werden.

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5 Kommentare

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  • Bei all dem sollte man jedoch nicht zu viel Schulden machen. Das Ergebnis ist in Frankreich zu sehen.

  • Die Metadaten der NSA sind die Chlorhühnchen des TTIP sind die Rentenkorrekturen der Regierung sind die Bankenabgabe des Finanzsektors

    Alle 4 Medienphrasen bewusst gelegte Spuren, um uns glauben zu machen: wenn die Probleme mit den Chlorhühnchen resp. den Metadaten resp. den Rentengerechtigkeitslücken (Mütterrente, Rente mit 63 ...) resp. den Bankenabgaben gelöst sind, sind alle weiteren Probleme gelöst. Diese Strategie scheinen selbst hochrangige deutsche Politikerinnen und Politiker zu verfolgen. Aber dieser Vertuschung gehen wir nicht auf den Leim.

    Auch das flächendeckende Absaugen von Metadaten erlaubt personenbezogene Profile, daher: Freiheit vor Sicherheit!

    Anstelle der (Sonder-)Rechte des Kapitals wird es Zeit, wieder die Pflichten (Eigentum verpflichtet) in den Vordergrund zu stellen!

    Das Rentenniveau muss wieder weg von Altersarmut hin zu solidarischer Mindestrente entwickelt werden!

    Bankenabgaben sind so zu bemessen, dass die Risiken nicht mehr dem Steuerzahler aufgebürdet werden und dies nicht erst in 50 Jahren!

    Wenn man diese Themen auf der politischen Bühne verfolgt, wird einem klar, warum die Politikverdrossenheit zunimmt.

    Der Revoluzzer, Rock'nRoller und Singer-Songwriter Sigismund Ruestig hat sich dieser Themen auf YouTube angenommen:

    http://youtu.be/_a_hz2Uw34Y

    http://youtu.be/-q0gF597WEA

    http://youtu.be/TgAi7qkD8qg

    http://youtu.be/0zSclA_zqK4

    Viel Spaß beim Anhören.

  • 3G
    3618 (Profil gelöscht)

    Naja, ich bin da höchst misstrauisch, denn es soll ja ein Gremium (Bei TTIP, aber ganz sicher auch bei CETA8 geben, in dem schon im Vorfeld zu geplanten Gesetzesvorhaben die Konzerne, die Wirtschaft sagen darf, wie sie es gerne hätte.

    Da kann man dann ja auch auf den Investorenschutz durch Schiedsgereichte verzichten, der findet dann schon ganz am Anfang statt, bevor Gesetze überhaupt formuliert werden.

    Ich traue dieser Bande keine 3 Schritte über den Weg.

  • ".....kleinbäuerliche Strukturen wegen der preisgünstigeren Konkurrenz aus Übersee zerstört werden". Ich wusste nicht, dass Kleinbauern unter Naturschutz stehen? Vielleicht auch kleine Schreinereibetriebe, kleine Elektrobetriebe, kleine Arztpraxen, kleine Autowerkstätten. Vielleicht Auto-Unger, Aldi, und Media-Markt verbieten, da sie kleine Gewerbetreibende zerstört haben. Es geht hier um Standards und um die Erhaltung ländlicher Räume. Standards kann man unabhängig von der Betriebsgröße definieren. Die Hälfte des Einkommens der deutschen Bauern sind Subventionen, also Hartz4, wen auch gebunden an diese und jene Maßnahme. Ländliche Räume kann man beleben, wenn man das Geld dazu hat und das möchte. Die Tendenz geht jedoch eher zu den Ballungsräumen. Das sieht man schon an der Karte: "Wo lohnt sich der Hauskauf jetzt".

  • Wenn das stimmte, wäre es ein positives Zeichen. Immerhin eine Hoffnung.

     

    Ich frage mich nur, warum nicht schon bei den Vertragsverhandlungen ...?

     

    Mir bangt schon vor TISA - da ist TTIP noch gar nicht unterschriftsreif. Wer guckt da fachkundig und kritisch hin? Und ich würde gerne mehr über die Verhandlungsführer von EU-Seite erfahren, natürlich auch über deutsche Beteiligte. Wie fachkundig sind die denn - oder lesen die sich denn auch nur mal eben so ein bisschen in die Materie ein, wie seinerzeit die Kämmerer etlicher deutscher Städte bei PPP-Abkommen, die z.B. Berlins Wassernetz durch skandalöse Vernachlässigung fast ruinierten, während lachende Dritte abgesahnt haben.

     

    Als Bürger erwarte ich dazu Zahlen, Fakten, Daten - keine verschwurbelten Vernebelungsaktionen mit erhöhten Exportzahlen und neuen Arbeitsplätzen! Ich bin gespannt, wie oft wir Europäer uns noch über den Tisch ziehen und ausnehmen lassen.

     

    Angeblich werden unsere Politiker relativ gut bezahlt , weil sie Verantwortung tragen. Aber wie sieht das denn dann im Fall der Fälle aus?? Rücktritt bei hohen Ruhestandsbezügen, Wechsel in die noch besser dotierten Wirtschaftsposten unter Mitnahme von politischem Insiderwissen?? Ist das Verantwortung, auf die Eide geleistet und willig vom Steuerzahler gutes Geld gezahlt wird?

     

    Dafür erwarten wir auch gute Leistungen - speziell wenn es um unser gemeinschaftliches Tafelsilber geht!