Frauenwettbewerb des Iron Man: Die beste Triathletin der Welt singt
Anne Haug ist die erste Deutsche, die den Frauenwettbewerb des Iron Man in Hawaii gewinnt. Nur kann sie es selbst kaum glauben.
Dass Anne Haug aufs Podium kommt, also nach diesem Wochenende einmal mehr als eine der drei weltbesten Triathletinnen gelten wird, das war ja realistisch. Aber dass die 36-jährige Profisportlerin, die in Bayreuth und München lebt und im Triathlon eigentlich von der Kurzstrecke kommt, den Frauenwettbewerb des Ironman auf Hawaii gewinnen wird, das kam dann doch überraschend.
Schon ihr dritter Platz im vergangenen Jahr auf Hawaii hatte für Überraschung gesorgt. Und nun ist sie Weltmeisterin – Ironwoman. Ob sie es wirklich schon realisiert hat, wurde sie nach dem Sieg im Fernsehinterview gefragt. „Nein, aber ich freu mich trotzdem“, lautete die Antwort.
Ein wenig gemein ist es, wenn Haugs Erfolg nur als weiblicher Teil eines deutschen Doppeltriumphs dargestellt wird; bei den Männern siegte der gebürtige Kölner Jan Frodeno. Das wäre schon deswegen nicht ganz richtig, weil zum Erfolg der beiden auch ihr gemeinsamer Luxemburger Trainer Dan Lorang gehört.
Und, wichtiger, weil die 1,64 Meter große Haug ein deutlicher anderer Typ ist als der die Medien liebende 1,94-Meter Mann Frodeno. Haug gilt in der Szene als bescheiden und bodenständig, große Töne spuckt sie nicht, und publizistisch ist die studierte Sportwissenschaftlerin gerade mal mit einem Lehrbuch vertreten: „Olympische Distanz: Effizient trainieren mit der Profi-Strategie“ (2016).
Songs, die zum Leiden passen
Vor dem diesjährigen Ironwoman hatte die Schweizerin Daniela Ryf als Favoritin gegolten, doch sie konnte nicht mithalten. Haug hingegen hielt sich zurück. Nur, dass der abschließende Marathon – nach 3,86 Kilometer Schwimmen und 180,2 Kilometer Radfahren – „nie schön, sondern immer zäh“ ist, hatte sie in einem Interview gesagt. Und nach ihrem Hawaii-Triumph an diesem Wochenende berichtete sie, das Rennen sei sie quasi „in Trance“ zu Ende gelaufen.
Ein paar Tricks, in Trance zu kommen und die Zähigkeit zu bewältigen, hat sie auf Lager: Haug singt. Und zwar Songs, die zum Leiden auf der langen Strecke passen. Der Tageszeitung Die Welt sagte sie einmal, dass es manchmal der Song „Love the Way You Lie“ von Eminem und Rihanna ist, denn da kommt die Textzeile „I like the way it hurts“ vor. Dass sie die Art mag, wie ihr Sport wehtut, das, sagte Haug im Interview, „spricht mir aus der Seele, wenn ich mich richtig quäle“.
Fast ist das ein sehr privater Zugang zu Anne Haug, die sonst Wert darauf legt, sich öffentlich nicht allzu sehr zu exponieren. „Ich habe in diesem Profisport immer das Gefühl, man lebt in einer Blase“, berichtet sie. „Zu Hause wirst du dann aus dieser Blase ausgespuckt und fragst dich: ‚Ist das wirklich passiert?‘“
Das in Hawaii ist jetzt wirklich passiert. Anne Haug ist Weltmeisterin im Triathlon, erste deutsche Siegerin des legendären Hawaii-Ironman. Nina Krafts Sieg von 2004 war ja wegen Doping aberkannt worden. Und damit zählt Haug nun zur absoluten Weltspitze dieses Extremsports. Ob sie selbst es glaubt oder nicht.
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