Frauenverachtende Veranstaltung: Sexistische Miss-Wahl in Kiel
Beim Schönheitswettbewerb gibt es für Männer und Frauen ungleiche Teilnahmebedingungen: Die Gleichstellungsbeauftragte rügt das.
Die künftige Miss Kiel muss zwischen 16 und 28 Jahren alt, ledig und kinderlos sein. Außerdem braucht sie die deutsche Staatsbürgerschaft und es dürfen keine Nacktbilder von ihr im Umlauf sein. So steht es in den Teilnahmebedingungen für die Miss-Kiel-Wahl. In den vergangenen Jahren hat die nur online stattgefunden, aber dieses Jahr wird die Veranstaltung wieder offline, in einem Einkaufszentrum, ausgetragen. Beim künftigen Mister Kiel ist man nicht so streng: Der darf 39 Jahre alt sein, Kinder und Ehering sind kein Problem.
Diese Teilnahmebedingungen „sind diskriminierend und sexistisch“, wirft Helga Rausch, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kiel, der Miss Germany Corporation vor, die den Wettbewerb veranstaltet. Es entstehe der Eindruck, dass Frauen frei und verfügbar sein sollen. „Sie dürfen nicht durch Ehe und Mutterschaft gebunden sein. Mal ganz abgesehen davon, dass Schönheit ein subjektiver Maßstab ist, verstehe ich nicht, was diese Kriterien damit zu tun haben sollen“, sagt Rausch. Sie fordert, dass Männer und Frauen nach den gleichen Kriterien beurteilt werden.
„Wir organisieren die Miss-Germany-Wahl jetzt seit über 40 Jahren und nie hat sich jemand über die Kriterien beschwert“, sagt Ralf Klemmer, Geschäftsführer der Miss Germany Corporation, die bundesweit die Miss-Wahlen ausrichtet, um am Ende die Miss Germany zu küren.
„Die Wahl richtet sich an eine junge Generation. Eine Miss Germany mit Mann oder Kind an der Hand – das geht nicht“, sagt Klemmer. Man passe sich nur den internationalen Maßstäben an, damit die Miss Germany weltweit an Wettbewerben teilnehmen könne. „Wenn wir da nicht mitziehen würden, wären wir sofort raus“, sagt Klemmer.
Seit 1927 findet die Miss-Germany-Wahl statt.
Die Opal-Textilwerke sicherten sich in den 1950er-Jahren die Rechte an Miss Europa, Miss World und Miss Universe.
Die Miss Germany Corporation mit Sitz in Oldenburg ließ sich 1999 die Bezeichnungen Miss Germany und Mister Germany beim Europäischen Markenamt schützen.
Seitdem sind sie alleiniger Ausrichter des Wettbewerbs.
Miss steht eben für Fräulein, sagt eine Kandidatin
Die Miss Germany Corporation hat vor 23 Jahren die ersten Mister-Germany-Wahlen veranstaltet. Und von Beginn an galten für die Männer andere Kriterien. „Bei Frauen gibt es ja auch die Unterscheidung in Fräulein und Frau. Das ist bei Männern nicht der Fall, deswegen dürfen sie auch verheiratet sein und Kinder haben“, sagt Klemmer.
Auch Franziska Fey, Miss Kiel 2014, hat kein Problem mit den Kriterien. Miss stehe im Deutschen eben für Fräulein, daran sei nichts Sexistisches, schreibt sie auf ihrer Facebook-Seite. Sie will dieses Jahr ihren Titel verteidigen. Am 5. September treten die TeilnehmerInnen im Einkaufszentrum Sophienhof gegeneinander an. Männer wie Frauen präsentieren sich in einem Wunschoutfit, in Bademode und in Abendgarderobe. Eine Jury entscheidet wer gewinnt.
„Das Gesicht, die Figur und auch die Stimme sind wichtig“, sagt Klemmer. „Wenn der Gesamteindruck einer Person stimmt, hat sie gute Chancen.“ Und wer gewinnt, darf an Miss-/Mister-Schleswig-Holstein-Wahl teilnehmen und kriegt Einkaufsgutscheine - einzulösen im Einkaufszentrum.
Helga Rausch bedauert, dass das Einkaufszentrum Sophienhof diese „frauenverachtende Veranstaltung“ unterstützt und ausrichtet. Die jungen Menschen sollten nicht mit derart überholten Geschlechterstereotypen aufwachsen. Eine Miss-Wahl sei generell schon fragwürdig, aber wenn sie schon stattfindet müsse, dann wenigstens unter gleichen Bedingungen für alle.
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