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Frauen in iranischen FußballstadienEin Bonbon von den Mullahs

Nach langen Kämpfen durften Frauen im Iran nun ausnahmsweise live Fußball sehen. Ein Erfolg, ja. Aber ein sehr kleiner.

Revolution? Nein, zunächst nur durchgeboxte Ausnahme: Frauen im Azadi-Stadion Foto: dpa

Azadi heißt Freiheit, der Abend im Azadi-Stadion in Teheran hat damit noch mehr hübsche Symbolik bekommen. 4.000 Frauen durften das Qualifikationsspiel zur Fußball-WM gegen Kambodscha im Stadion anschauen.

Es ist eine wichtige Errungenschaft für einen Tag, aber es zeigt auch, wie leicht Medien sich für dumm verkaufen lassen. Selten war es für Diktaturen so einfach, international gute Schlagzeilen zu machen, wie mit ein bisschen Frauendings. Frauen dürfen ans Steuer, Frauen dürfen ins Stadion und Kronprinzen und Mullahs inszenieren sich als liberale Reformer.

Dass tausende Frauen trotz des fast leeren Stadions draußen bleiben mussten wegen angeblicher Sicherheitsbedenken, dass die Anhängerinnen nur hinter Sicherheitszäunen Platz nehmen durften, dass die Erlaubnis natürlich nicht grundsätzlich gilt – geschenkt.

Der Besuch im Azadi-Stadion darf nicht schablonenhaft gedeutet werden. Denn es war im Rahmen der Verhältnisse ein Erfolg. Und er bietet Potenzial, die Grenzen weiter zu verschieben; derzeit fordern Iranerinnen, beim nächsten Länderspiel mehr Karten zu bekommen. Die Erlaubnis aber erfolgte nicht auf internen, sondern auf externen Druck: aus der sogenannten Weltöffentlichkeit, die eigentlich eher eine westliche Öffentlichkeit ist, und irgendwann seitens der Fifa. Sie wurde mit Drohungen durchgeboxt, Iranerinnen allein hätten keine Chance gehabt. Das unterstreicht, wie stabil das Regime intern im Sattel sitzt.

Man wird zu verhindern wissen, dass Frauen sich den Raum Stadion tatsächlich erschließen, im Ligabetrieb sowieso. Das Freiheitsspiel ist nicht mehr als ein Bonbon dafür, dass das System weiterlaufen darf. Verbote sind eine anachronistische, beinahe hilflose Variante des Ausschlusses. Nichtbeachtung, Fehlen von Geldmitteln für Frauensport, Vorurteile im globalen Norden oder erzkonservativer kultureller Druck „von unten“, wie derzeit in vielen arabischen Gesellschaften, all das ist viel wirksamer.

Die Presse ist stärker fasziniert von greifbaren Verboten, das ist menschlich und hochproblematisch. Diese Verbote, auch die gesellschaftlichen Hürden, all das wird fallen. Das Internet beschleunigt den Prozess der Selbstermächtigung. Aber der Weg dorthin ist so viel weiter, als die schönen Geschichten aus dem Azadi-Stadion scheinen lassen.

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