piwik no script img

■ Frauen in die Bundeswehr? Nein danke!Wargasmusschwierigkeiten

Rudolf Scharping möchte die Tore der Bundeswehrkasernen für die Frauen aufreißen. Als erster Schritt sollten Frauen mit der Knarre in der Hand Wache schieben dürfen. Aber nicht mit mir.

Den logischen Widersinn, daß Frauen laut Grundgesetz der Dienst an der Waffe verboten ist, der bewaffnete Wachdienst aber erlaubt sein soll – wird im Zweifelsfall mit Lippenstifthülsen geschossen? –, will ich mal beiseite lassen. Es geht um die Frage, ob Frauen um des Prinzips willen Männern in allen Bereichen gleichziehen sollen oder, in anderen Worten, ob sie jeden Quatsch der Männer nachäffen sollen. Worin soll der zivilisatorische Fortschritt bestehen, wenn die Stellen von Henkern, Milzbrandzüchtern oder Armeeoffizieren erfolgreich quotiert werden? Es gibt eine ganze Menge Jobs, die man besser abschaffen als mit Frauen garnieren sollte.

Zumal es genau um das Garnieren geht: Frauen wird dann der Zugang zu ehemals rein männlichen Institutionen geöffnet, wenn diese als kalt, hart oder destruktiv in Verruf geraten. Weibliche Führungskräfte hätten die größeren Fähigkeiten zur Menschenführung, hört man aus Managerkreisen. Das innerpolizeiliche Klima sei viel besser geworden, seit dort mehr Frauen eingestellt worden seien, tönt es aus Polizeikreisen. Die Sanitäterinnen und Trommlerinnen sorgten in ihrem Umkreis für ein günstiges soziales Klima, heißt es in der Bundeswehr. Weibliche Wesen sind offenbar so etwas wie wartungsfreie Luftumwälzpumpen in schwülen (schwulen? das gilt es zu verhindern!) Männerbastionen.

Polizei, Armee, Justiz, also die marschierenden Unterabteilungen des staatlichen Gewaltmonopols, könnten aber nur dann auf Dauer „aufgeweicht“ werden, wenn frau sich dort wirklich hineinbegebe, lautet ein gewichtiges feministisches Argument. Eine hehre Subversionsstrategie, die allerdings in allen gemischten Armeen täglich scheitert. Die Vergewaltigungsrate der Soldatinnen im US- und im israelischen Militär ist immens. Kurz gesagt: Krieg ist ohne massive Geschlechterpolarisation undenkbar. Krieg war in den meisten Gesellschaften „Männersache“; die „Stand-by“-Kriegsbereitschaft der ersten stehenden Heere war ein Ergebnis des Drills; der Drill ist innerpsychisch nicht ohne massive Männerphantasien verkraftbar: die Waffen als verlängerte Phalli, das feindliche Territorium als ein zu erobernder Frauenkörper. „Wargasm“, so hieß Pentagon-intern eine Liste von Zielen für die US-Atomraketen. Sorry, ich habe Wargasmusschwierigkeiten. Ute Scheub

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen