Frauen in Führungspositionen: Die Quote wirkt schon jetzt

Die Zahl frauenfreier Vorstände unter den größten deutschen Firmen hat sich seit Oktober halbiert. Dabei ist die Frauenquote noch gar nicht in Kraft.

Die Beine männlicher und weiblicher Vorstandsmitglieder stehen auf einer Hauptversammlung zusammen -

Frauenquote: In den meisten Vorständen der größten börsennotierten deutschen Unternehmen bereits umgesetzt Foto: Oliver Berg/dpa

BERLIN taz | Nur noch 3 der 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen haben derzeit rein männlich besetzte Vorstände: Infineon, HeidelbergCement und MTU. Das teilte die überparteiliche Initiative Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR) am Mittwoch mit. Sie strebt eine nachhaltige Erhöhung des Frauenanteils in den Führungsetagen deutscher Unternehmen an.

Unternehmen wie die DAX-30 sollen nach dem neuen Entwurf eines Quotengesetzes bald dazu verpflichtet sein, Frauen in ihre Vorstände zu holen. Seit der Verkündung der Pläne, dass bei großen börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern mindestens eines weiblich sein muss, habe sich die Zahl der DAX-30-Unternehmen ohne weibliche Vorstände damit halbiert, so FidAR.

Im Oktober waren die Pläne bekannt geworden, Anfang Januar hatte das Kabinett den Gesetzentwurf für mehr Frauen in den Vorständen beschlossen, der noch im Bundestag beraten werden muss.

„Jede weitere Frau in einem DAX-Vorstand ist ein Schritt für mehr Gleichberechtigung“, sagte FidAR-Präsidentin Monika Schulz-Strelow. „Aber wir erwarten mehr: Frauenfreie DAX-Vorstände müssen endlich Geschichte sein.“ Mit Blick auf die Bundestagswahl fordere sie eine gleichberechtigte Teilhabe auf allen Führungsebenen der Unternehmen.

Schluss mit Freiwilligkeit

„Es ist erfreulich, dass Unternehmen schon jetzt handeln. Aber es ist auch offensichtlich, dass sie sich nur bewegen, weil absehbar ist, dass die Zeit des freiwilligen Handelns vorbei ist“, sagte Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD).

Außenminister Heiko Maas (SPD), in dessen Haus am Nachmittag mit dem ­FidAR-Forum eine der größten Konferenzen für Frauen in der deutschen Wirtschaft digital stattfand, sagte: „Gleichberechtigte Gesellschaften sind sicherer, stabiler und friedlicher.“ Im Kern gehe es auch bei der Quote für Führungspositionen um die Frage, in was für einer Gesellschaft man leben wolle.

Bei dem Forum wird das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) für die Steigerung seines Frauenanteils in Führungspositionen mit dem „Public Women on Board“-Preis ausgezeichnet. Das WZB hat mit Jutta Allmendinger seit 2007 eine weibliche Präsidentin, seit 2017 außerdem eine weibliche Doppelspitze in der Geschäftsführung. Im Aufsichtsrat und Kuratorium sei der Frauenanteil zudem nachhaltig gesteigert worden, heißt es in einer Mitteilung. Mit dem WZB bekommt nach SAP und Telekom in den vergangenen Jahren zum ersten Mal eine öffentliche und wissenschaftliche Einrichtung den Preis.

„Auch hier gilt wie in der Privatwirtschaft: Frauen brauchen Vorbilder, damit sie auf ihrem langen und steinigen Weg an die Spitze durchhalten“, sagte WZB-Präsidentin Allmendinger. „Sie brauchen Frauen, die ihnen vormachen, wie das geht: sichtbar zu bleiben und sich gegen Widerstände zur Wehr zu setzen.“

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