Frauen in Afghanistan erschossen: Angreifer auf Motorrädern
In Kandahar wurden fünf Flughafenmitarbeiterinnen erschossen. Sie sollen schon zuvor Morddrohungen erhalten haben – weil sie arbeiteten.
Nach Angaben von Provinzsprecher Samim Cheplwak näherten sich drei Angreifer auf Motorrädern dem Kleinbus, der die Frauen zur Arbeit am Flughafen von Kandahar brachte. Die Angreifer feuerten in das Fahrzeug und flohen anschließend.
Die Frauen waren bei einer privaten Firma angestellt, die Gepäck- und Körperkontrollen an weiblichen Passagieren vornimmt. Nach Angaben von Flughafenchef Ahmadullah Faisi hatten sie wegen ihrer Berufstätigkeit in der Vergangenheit Todesdrohungen erhalten.
Zu dem Angriff bekannte sich zunächst niemand. Die radikalislamischen Taliban erklärten, sie seien nicht für den Angriff verantwortlich. Die Taliban lehnen es ab, dass Frauen außer Haus arbeiten.
Zwar haben Frauen seit dem Sturz der Taliban-Regierung im Jahr 2001 mehr Rechte in dem Land. Sie sind jedoch noch immer weitgehend vom öffentlichen Leben ausgeschlossen und häufig Opfer von Gewalt, Unterdrückung und Missbrauch. Laut der afghanischen Generalstaatsanwaltschaft wurden in den ersten acht Monaten dieses Jahres mehr als 3.700 Fälle von Gewalt gegen Frauen gemeldet.
Der afghanische Präsident Aschraf Ghani erklärte, die Tötung von unschuldigen Zivilisten und Frauen zeige „die Schwäche der Feinde Afghanistans“. Die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff und forderten rasche und transparente Ermittlungen.
Auch insgesamt hat sich die Situation der Zivilbevölkerung in Afghanistan in den vergangenen Monaten immer weiter verschärft. Pro Asyl spricht für das erste Halbjahr 2016 von über 1.600 Toten und mehr als 3.500 Verletzten in der Zivilbevölkerung. Die Schutzquoten für Geflüchtete aus Afghanistan sind im Gegensatz dazu deutlich gesunken. Vergangene Woche schob die Bundesrepublik 34 abgelehnte Asylbewerber nach Afghanistan ab. In Deutschland hatte das Proteste ausgelöst.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Gedenken an Hanau-Anschlag
SPD, CDU und FDP schikanieren Terror-Betroffene
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
Trump, Putin und Europa
Dies ist unser Krieg
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt