Es gibt Spieler, von denen weiß man erst hinterher, dass man sie vorher hat kommen sehen. Sie werden seltener, diese Entdeckungen, die keiner auf dem Zettel hatte, aber es gibt sie noch. Benjamin Pavard zum Beispiel, den gibt es. Und wie es ihn gibt.
Benjamin Pavard, 22 Jahre alt, war kurze Zeit beim OSC Lille unter Vertrag und wechselte dann in die zweite Bundesliga, zum VfB Stuttgart. Mit dem stieg er dann auf, und mit ihm spielte der Club über weite Strecken der Saison knapp an den Abstiegsrängen entlang, um gegen Ende mit einem regelrechten Schub fabulöserweise auf Platz sieben zu landen. Das klingt nach einer soliden Karriere. Es klingt nicht nach dem, was noch kommt.
Es läuft die 57. Minute. Frankreich war bisher das deutlich bessere Team, immer wieder nahm N’Golo Kanté den Argentiniern im Spielaufbau den Ball weg, um dann mit präzisen Pässen die vogelwilde Offensive in Gang zu bringen. Daraus resultierend: ein Freistoß, ein Elfmeter, ein Lattentreffer, ein Tor. Und diverse Situationen, die mehr versprachen.
Und trotzdem führte Argentinien. Zwei Mal nur hatten sie aufs französische Tor geschossen, zweimal hatte der Ball einen Weg gefunden. Das Spiel hätte nach dem Führungstor kurz nach der Halbzeit auch kippen können, es gab viele Verdachtsmomente: die französische Mannschaft, jung und unerfahren, hatte in der Vorrunde jede Feurigkeit vermissen lassen.
WM 2018: Und raus bist du!
Kroatien ist bei dieser WM genau genommen nicht ausgeschieden. Das Finale haben sie trotzdem mit 2:4 gegen Frankreich verloren. Und Mandzukic (Foto) geht als erster Eigentorschütze in die WM-Geschichte ein.
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Belgien verliert das Halbfinale mit 1:0 gegen Frankreich. Im Spiel um den dritten Platz können die Belgier jedoch punkten: sie gewinnen 1:0 und erklimmen damit das WM-Treppchen. Ein historischer Erfolg.
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Ein zerplatzer Traum: Die letzte WM-Finalteilnahme der Engländer war im Jahr 1966 im eigenen Land. Auch dieses Mal hat's nicht gereicht; die Mannschaft verliert im Halbfinale 2:1 gegen Kroatien. Auch im Spiel um den dritten Platz müssen sie sich geschlagen geben: Belgien gewinnt 1:0.
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Igor Akinfeew, im Achtelfinale gegen Spanien noch Elfmeterkiller, muss diesmal zu oft hinter sich schauen. Dennoch: Das in der Fifa-Rangliste schwächste Team hat sich hervorragend geschlagen, Zeiter in der Gruppe A, Spanien rausgeworfen, gegen Kroatien im Viertelfinale gut mitgehalten. Tolles Heimturnier.
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Weit gekommen, gut verteidigt, Deutschland und die Schweiz rausgeschmissen: Schweden scheitert erst im Viertelfinale mit 0:2 gegen England.
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Brasilien war stark. Aber Belgien war stärker. Das Aus für Neymar und Co kam im Viertelfinale nach einem 1:2.
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Uruguays Torwart Muslera patzt: Frankreich gewinnt das erste Viertelfinale mit 2:0, die Urus (ohne den verletzten Cavani) sind raus. Dennoch: Starker WM-Auftritt von Uruguay. Souverän in Gruppe A gewonnen und ein gutes Achtelfinale gegen Portugal abgeliefert.
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Achtelfinale. England gewinnt gegen Kolumbien. England gewinnt gegen Kolumbien im Elfmeterschießen. Kein Witz. Kolumbien fährt heim.
Die Schweizer können ihrer Favoritenrolle nicht gerecht werden. Emil Forsberg erzielt für Schweden in der 65. Minute den einzigen Treffer des müden Achtelfinales. Michael Lang (Schweiz, Foto) schleicht vom Platz.
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Japan schockt im Achtelfinale die favorisierten Belgier mit einem Doppelschlag nach der Pause: erst Haraguchi, dann Inui (Foto). Doch Belgien kommt zurück und schafft mit einem Tor in der Nachspielzeit den Lucky Punch. Japan muss heimfahren.
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Torhüter Guillermo Ochoa kann dem Ball nur noch entgeistert hinterhergucken - das 2:0 durch den Brasilianer Willian besiegelt das Ausscheiden von Mexiko, das einigen bis dahin als Geheimfavorit gegolten hatte.
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Kroatien setzt zum Jubel an, Dänemark versteift. Erst im Elfmeterschießen konnten sich die Kroaten durchsetzen und treffen im Viertelfinale auf Russland. Dänemark scheidet als starke Defensivmannschaft im Achtelfinale aus.
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Russlands Torwart Akinfeew hält im Elfmeterschießen zwei Elfer, einen von Koke (im Bild). Die sehr defensiv spielenden Russen kommen ins Viertelfinale. Für Spanien, den Weltmeister von 2012, ist im Achtelfinale Schluss.
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Ein schönes, faires, sportliches Bild: Cristiano Ronaldo (Portugal, r.) führt den verletzten Edinson Cavani (Uruguay), der zuvor zweimal getroffen hatte, vom Feld. Wenn es ums Ergebnis geht, ist das Bild spiegelverkehrt. Uruguay ist mit weiter, Portugal scheidet im Achtelfinale nach einer 1:2-Niederlage aus.
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Argentiniens Torwart Franco Armani fliegt umsonst: Benjamin Pavard trifft zum 2:2. Frankreich gewinnt das erste Achtelfinale der WM mit 4:3 und zieht ins Viertelfinale ein. Argentinien ist raus!
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Vorrundenaus: Senegal, 4 Punkte, 4:4 Tore, Gruppe H: einmal gewonnen, ein Unentschieden, einmal verloren. Punkt und torgleich mit Japan. Raus wegen Fairplay: Japan hatte am Ende zwei gelbe Karten weniger. Ganz bitterer Abschied für Senegal.
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Polen, 3 Punkte, 2:5 Tore, Gruppe H: Seit 12 Jahren hat Polen mal wieder an einer WM teilgenommen, die Erwartungen der Fans waren hoch. Aber Robert Lewandowski und seine Mitspieler lieferten nicht.
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Panama, 0 Punkte, 2:11 Tore, Gruppe G: Panama hatte bei seiner ersten WM nicht das größte Glück, mit Belgien und England als Gruppengegner. Aber: Die Mittelamerikaner haben ihr erstes WM-Tor geschossen – gegen England! Gegen Tunesien hätte es fast noch zu einem Punkt gereicht. Fast.
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Tunesien, 3 Punkte, 5:8 Tore, Gruppe G: Tunesien war neben Marokko das einzige Außenseiterteam, das versuchte, offensiv zu spielen. Auffällig war, dass die Tunesier am Anfang (Minuten 0 bis 10) und am Ende des Spiels (85. Minute bis Ende der Nachspielzeit) schwach waren. Nach einem knappen Sieg gegen Panama schieden sie aus.
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Deutschland, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe F: Schland unter, das war's. Der amtierende Weltmeister und Gruppenfavorit verliert gegen Mexiko und Südkorea und scheidet damit in der Vorrunde aus. Verdient.
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Südkorea, 3 Punkte, 3:3 Tore, Gruppe F: So sehen glückliche Verlierer aus. Trotz WM-Aus kann sich Südkorea über ein verdientes 2:0 gegen Deutschland freuen. Die Südkoreaner scheiden als Gruppendritter vor Deutschland aus dem Turnier aus.
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Costa Rica, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe E: Im letzten Spiel sicherte man sich knapp noch einen Punkt. Geholfen hat es nicht: Das Team muss nach der Vorrunde nach Hause fahren.
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Serbien, 3 Punkte, 2:4 Tore, Gruppe E: Zuletzt traf Serbien 2014 in einem Freundschaftsspiel auf Brasilien – und gewann mit 1:0. Vier Jahre später verlieren die Serben 0:2. Damit sind sie raus aus dem Turnier.
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Island, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe D: Island ist das Team, dass irgendwie jeder mag. Die Isländer spielen körperbetont, aber nicht unfair und sie agieren als Team. Bei ihrer ersten WM-Teilnahme konnten sie zwar nicht in die K.o.-Phase vordringen, aber sie haben mit drei guten Partien gegen starke Teams eine gute Premiere hingelegt.
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Nigeria, 3 Punkte, 3:4 Tore, Gruppe D: Ach ja, Nigeria. Es ist in den letzten vier Weltmeisterschaften immer dasselbe: Man ist mit den Argentiniern in der Gruppe, um knapp an ihnen zu scheitern.
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Australien, 1 Punkt, 2:5 Tore, Gruppe C: Australien hat in dieser WM mal wieder überrascht. Aufgrund ihres Kaders, der größtenteils mit Spielern aus zweitklassigen Ligen besetzt ist, wurden die Australier mehr oder weniger abgeschrieben. In einer schweren Gruppe konnten sie aber mit jedem Gegner mithalten – fast.
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Peru, 3 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe C: Peru hat die leidenschaftlichsten Fans der WM – eine riesige WM-Euphorie. Im letzten Spiel zeigten die Peruaner dann, wie stark sie wirklich sind und besiegten Australien mit 2:0.
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Marokko, 1 Punkt, 2:4 Tore, Gruppe B: Marokko ist der Pechvogel der WM. Gegen Iran verlor man wegen eines Eigentores in der 95. Minute. Marokko hat außerdem, im Gegensatz zu vielen Underdogs, das ganze Turnier über versucht, offensiv zu spielen. Gegen Portugal und Spanien war das Team durchaus ebenbürtig.
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Iran, 4 Punkte, 2:2 Tore, Gruppe B: Der Iran hat bei der WM positiv überrascht. Besonders beeindrucked war, dass die Iraner sich von Spiel zu Spiel verbessert haben. Sie brachten sowohl Spanien als auch Portugal ins Schwitzen.
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Ägypten, 0 Punkte, 2:6 Tore, Gruppe A: Auch Ägypten stellte einen Rekord auf. Im Tor vertraute das Team auf den ältesten Spieler der WM-Geschichte, den 45-jährigen Torwart El-Hadary. Ansonsten bot Ägypten ohne Mohamad Salah im 1. Spiel gegen Uruguay offensiv nichts, Salahs zwei Tore in den anderen Spielen halfen auch nicht mehr.
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Saudi-Arabien, 3 Punkte, 2:7 Tore, Gruppe A: Saudi-Arabien hat einen speziellen Rekord aufgestellt. Mit 5:0 erlitten die Saudis eine der härtesten Eröffnungspleiten der WM-Geschichte. Trotzdem sind sie nicht so schlecht aufgetreten wie erwartet.
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Insbesondere das Spiel gegen Dänemark, mit der schlechteste, grausamste Kick dieser Weltmeisterschaft, ließ befürchten, dass diese Mannschaft, in der so viel Tempo, so viel Dynamik steckt, im entscheidenden Moment den Knopf nicht findet. Didier Deschamps, der Trainer, war harsch kritisiert worden, weil er so viel durchrotiert hatte, Mbappé auf der Bank ließ, Pogba auch, Matuidi; hatte dieser Wechselreigen vielleicht doch die Abläufe gestört? Wen Deschamps auch auf der Bank ließ, und wohl der einzige, auf den zu verzichten keine Diskussion befeuerte: Benjamin Pavard.
Mit das schönste Spiel der WM
Es läuft die 57. Minute. Lucas Hernandez sprintet die linke Seitenlinie entlang, um in vollem Lauf eine Flanke über den grätschenden Gabriel Mercado hinweg in die Mitte zu schlagen. Die Flanke ist hervorragend, scharf und in der richtigen Höhe, mit leichtem Effet, aber ach: der Ball dreht sich einmal unberührt durch den kompletten Strafraum, die Stürmer waren noch nicht in der richtigen Konstellation, man sieht Olivier Giroud bereits an, dass er abdrehen will. Pech, könnte man sagen, weitermachen, da geht doch vielleicht noch was.
Einer, der schon weitergemacht hatte; einer, der schon gegangen war: Benjamin Pavard. Von seinem Platz hinten rechts in der Viererkette war er den kompletten Weg mit nach vorne gekommen, ans Strafraumeck, kein Gegenspieler neben ihm; und nun stand er da, der Ball vor seinem Fuß; er, der in seiner ganzen Zeit in Lille, in Stuttgart zwei Tore gemacht hat, zwei Tore in vier Jahren, zweimal war ihm ein Eckball günstig auf die Locken gefallen.
Was dann passiert, ist Kunst. Pavard zögert nicht, in einer flüssigen Bewegung dreht er seinen Körper nach links, um einmal das rechte Bein durchzuschwingen; und er trifft den Ball, zwischen Spann und Außenrist, er hat einen leichten Drall, er zieht mit der Eleganz eines Kometen quer durch den Strafraum und schlägt ins lange Eck ein. Sah das schön aus.
Das Ding trifft er im Leben einmal genau so. Man sieht das auch an seinem Jubel: er weiß gar nicht, wie das geht, dieses Jubeln. Er rennt einfach los, unkontrolliert, die Arme halb von sich gestreckt, in die Spielmitte, irgendwohin, hin und wieder ruft er was, wahrscheinlich, dass es rau klingt und zittrig. Irgendwann kommen die anderen und stürzen auf ihn ein: das hilft. Danach schüttelt er sich kurz; weiter geht’s.
Das Ding macht er in seinem Leben nur ein Mal genau so. Und er macht es in einem Achtelfinale, bei einer Weltmeisterschaft. Es ist die Peripetie: danach wird Mbappé die gegnerische Abwehr älter aussehen lassen, als sie ohnehin schon ist. Es ist mit das schönste Spiel dieser WM geworden, und schuld daran ist einer, den selbst Experten bisher nur beim Nachnamen kannten: Benjamin Pavard.
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