Frankreichs Präsident im Pech: Linker Protest gegen Hollandes Politik
Hollande ist so unbeliebt wie noch nie. Am Samstag gingen in Paris auch noch zehntausende Linke auf die Straße. Ihr Vorwurf: Der Präsident ist viel zu unternehmerfreundlich.
PARIS afp | Tausende Menschen sind am Samstag in Paris einem Aufruf der radikalen Linken zu einem Protestmarsch gegen die Politik der Regierung gefolgt. Nach Polizeiangaben zogen 25.000 Menschen durch die französische Hauptstadt, die Organisatoren sprachen von 100.000 Teilnehmern. Mit Parolen wie „Hollande, es reicht“ und „Die Linke an die Macht“ forderten die Demonstranten einen Politikwechsel. Die Politik von Präsident François Hollande ist in ihren Augen allzu unternehmerfreundlich und missachtet die Belange der Arbeitnehmer.
An der Spitze des Protestmarschs lief neben Pierre Laurent von den Kommunisten und Jean-Luc Mélenchon von Linkspartei der griechische Oppositionsführer Alexis Tsipras von der Partei Syriza. Er tritt bei der Europawahl im Mai als Spitzenkandidat der Europäischen Linken an. Am Freitagabend hatte Tsipras zum Wahlkampfauftakt ein Ende der im Zuge der Eurokrise eingeleiteten Sparpolitik vieler europäischer Regierungen gefordert.
Die Demonstration der Linksfront war die erste nach der massiven Abstrafung der Sozialisten bei den französischen Kommunalwahlen Ende März und nach der Regierungsumbildung in Paris. Die radikale Linke sieht in der Kommunalwahlschlappe der Sozialisten und den Erfolgen des rechtsextremen Front National eine Bestrafung von Hollandes Kurs. Sie werfen dem Präsidenten vor, mit seiner Politik immer stärker nach rechts zu driften. Hollande hatte einen „Verantwortungspak“ angekündigt, mit dem Arbeitgeber im Gegenzug für die Schaffung von Arbeitsplätzen deutlich entlastet werden sollen.
Premier Valls steht höher in der Gunst
Präsident François Hollande ist einer neuen Umfrage zufolge so unbeliebt wie noch nie. In einer von der Zeitung Le Journal du Dimanche veröffentlichten Umfrage des Ifop-Instituts kam der sozialistische Staatschef Anfang April nur noch auf 18 Prozent Zustimmung. Hollande ist seit Mai 2012 im Amt, seine Beliebtheitswerte befinden sich seitdem im Sinkflug. Seine bisherigen Negativ-Rekorde hatte er bei der monatlichen Ifop-Umfrage mit jeweils 20 Prozent im November 2013 und Februar 2014 eingefahren. Im März hatte er sich mit 23 Prozent leicht verbessert.
Deutlich beliebter als Hollande ist sein neuer Regierungschef Manuel Valls, mit dessen Leistung 58 Prozent der mehr als 1900 Befragten zufrieden waren. Hollande hatte den zum rechten Parteiflügel zählenden bisherigen Innenminister nach dem Debakel für die Sozialisten bei der Kommunalwahl im März zum Premierminister ernannt. Valls war schon als Minister einer der populärsten Politiker Frankreichs.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren