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Frankreichs Abzug aus AfrikaAntimilitaristische Neujahrsgrüße nach Paris

Die Präsidenten von Senegal und Elfenbeinküste beenden Frankreichs Militärpräsenz per Neujahrsansprache. Aus Tschad ist der Abzug bereits im Gange.

Der Gendarm Afrikas: Französische Soldaten beim Morgenappell in Tschads Hauptstadt Ndjamena, 2014 Foto: Emma Farge / reuters

Berlin taz | Nach Tschad haben jetzt auch Senegal und die Elfenbeinküste Frankreich aufgefordert, seine seit Kolo­nial­zeiten andauernde ständige militärische Präsenz in ihren Ländern zu beenden. „Wir haben den abgesprochenen und organisierten Abzug der französischen Streitkräfte aus der Elfenbeinküste beschlossen“, sagte der ivorische Präsident Alassane Ouattara in seiner Neujahrsansprache am Dienstagabend.

Ebenfalls in seiner Neujahrsansprache erklärte Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye „das Ende jeglicher ausländischen Militärpräsenz in Senegal ab 2025“, womit er auf Frankreich anspielte, da es keine andere ausländische Militärpräsenz in Senegal gibt.

Senegal und die Elfenbeinküste waren jahrzehntelang die wichtigsten Partner Frankreichs in Westafrika. In Senegal wurde bei den Wahlen 2024 eine Linksregierung an die Macht gewählt, die die Bande zu Frankreich lockern will. Ende November erklärte Präsident Faye in einem Interview, Senegals „Souveränität“ sei mit ausländischen Militärbasen im Land unvereinbar.

In der Elfenbeinküste gilt Präsident Ouattara zwar als frankophil, unter anderem weil er es einer französischen Militärintervention 2011 verdankt, das er nach seinem Wahlsieg 2010 die Macht übernehmen konnte, was sein sozialistischer Vorgänger Laurent Gbagbo zuvor mit militärischer Gewalt monatelang verhindert hatte. Aber 2025 stehen auch in der Elfenbeinküste Wahlen an, und wie in allen Ländern der Region ist auch hier die Ablehnung alter kolonialer Bindungen inzwischen Mainstream.

Sahel-Intervention ist bereits beendet

Die französische Basis im ivorischen Port Bouet soll noch im Laufe des Januars an die Elfenbeinküste übergeben werden. In den vergangenen zwei Jahren musste Frankreich bereits seine 2013 gestarteten Antiterror­interventionen in Mali, Burkina Faso und Niger beenden und seine Truppen komplett abziehen, nachdem in allen drei Ländern Militärputschisten die gewählten Regierungen gestürzt und die französischen Eingreiftruppen ausgewiesen hatten.

Drehscheibe der französischen Militärinterventionen in der Sahelregion war Tschad gewesen, wo seit Jahrzehnten französische Kampfjets und Kampftruppen stationiert sind. Auch Tschads Präsident Mahamat Déby hat im November 2024 die Militärabkommen mit Frankreich aufgekündigt. Der französische Abzug aus Tschad ist nun in vollem Gange.

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