piwik no script img

Frankreich-Wahl in BerlinVive la France!

Die in Berlin lebenden Französ*innen haben gewählt: und zwar mehrheitlich links. Die Rechtsextreme Marine Le Pen bekommt hingegen nur 2,1 Prozent.

Schlangestehen gegen Le Pen: französische Wähler*innen vor der Botschaft in Berlin Foto: dpa

Ginge es nach den Franzosen und Französinnen in Berlin, die Erwähnung des Namens Marine Le Pen würde nicht mehr als ein müdes Schulterzucken hervorrufen: Nur 2,1 Prozent der hier gemeldeten französischen Wähler*innen gaben der Vorsitzenden des Front National in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl am Sonntag ihre Stimme. Schon bei der Präsidentschaftswahl 2012 brachte die Rechtsextreme es in Berlin nur auf 2,5 Prozent.

Ebenso deutlich wie die Niederlage Le Pens fällt in Berlin auch der Sieg des Wahlgewinners aus: Emmanuel Ma­cron, Gründer der Bewegung En ­Marche!, verpasste mit 47,7 Prozent der Stimmen nur knapp die absolute Mehrheit. Das Berliner Ergebnis unterscheidet sich deutlich vom Gesamtergebnis der ersten Wahlrunde – mit seinen 24 Prozent liegt Macron dort keine drei Prozentpunkte vor der Rechtsextremen Le Pen.

Berlins Französ*innen wählen links. Einen klaren zweiten Platz belegte der Linke Jean-Luc Mélenchon mit 22,6 Prozent – im Gesamtwahlergebnis kommt er auf 19,6 Prozent der Stimmen. Auch der Sozialist Benoît Hamon schnitt mit 15,2 Prozent in Berlin außerordentlich gut ab – unter der Gesamtheit der französischen Wähler*innen kommt er auf gerade mal 6,3 Prozent. Deutlich abgeschlagen landete in Berlin dagegen der Republikaner François Fillon bei 8,3 Prozent – im Vergleich zu knapp20 Prozent insgesamt.

In Berlin standen die Wähler*innen stundenlang Schlange vor der Französischen Botschaft am Pariser Platz oder dem „Institut français“ am Kurfürstendamm. Frankreich lässt weder Brief- noch Online­wahl zu; wer abstimmen wollte, musste dies in einem der Wahllokale in Berlin, Hannover, Hamburg oder Bremen tun – oder eine Person in einem französischen Wahlkreis bevollmächtigen.

Trotz dieser Hürden war die Wahlbeteiligung in Berlin hoch: Mit 63,6 Prozent lag sie knapp 17 Punkte höher als bei der Präsidentschaftswahl 2012. Zur Wahl registriert hatten sich dieses Jahr 11.877 der etwa 19.000 in Berlin gemeldeten Französ*innen, 7.552 von ihnen gaben tatsächlich ihre Stimme ab. Zur Stichwahl am 7. Mai heißt es für sie dann wieder: Schlange stehen gegen Le Pen.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Macron + Fillon + Le Pen = 47,7% + 8,3% + 2,1% = 58,1%, d.h. dass die Mehrzahl der Franzosen eben NICHT links gewählt hat, sondern rechts. Macron hat volkswirtschaftlich keinen einzigen linken Vorschlag im Programm und ist sozial gesehen nicht mehr als liberal.

     

    Ich muss zugeben, dass ich bei der ganzen Berichterstattung der TAZ nicht verstanden habe, warum Sie darauf bestehen, eine Position, die sich in Deutschland am ehesten in der FDP finden würde, als "links" zu bezeichnen. Aber Ihr Kandidat wird der nächste Präsident Frankreichs werden - Glückwunsch.