Fracking in Argentinien: Traum vom vielen Öl
Im argentinischen Vaca Muerta werden die größten Ölschiefer-Reserven der Welt vermutet. Auch das argentinische Militär mischt kräftig mit.

Argentiniens „Vaca Muerta“ gilt als eine der weltweit größten Ölschiefer-Reserven. Aus dem Sediment lassen sich per Fracking Schieferöl und Schiefergas, also Flüssiggas gewinnen. Nach der Verfassung darf die argentinische Armee nur zur Verteidigung der Landesgrenzen eingesetzt werden, weshalb Paleo auch eine Revision der bisherigen Definition der Außengrenzen vorschlug. „Müssen wir sie nicht im Rahmen eines erweiterten Grenzkonzepts betrachten, um sie zu verteidigen?“ Gemeint ist die Grenze, über die das Geld kommt.
Da jedoch gar keine Invasion der Rohstoffregionen durch ausländische Truppen droht, dient die Militarisierung offensichtlich dem reibungslosen Abbau und Abtransport der Vorkommen. Gegenwärtig wird eine Gaspipeline von Vaca Muerta in Richtung Norden verlegt, für deren Sicherheit angeblich gesorgt werden muss.
„Argentinien hat enorme Möglichkeiten in den Bereichen Bergbau, Öl und Gas sowie der Agrarindustrie. So sehr, dass wir die jährlichen Exporteinnahmen relativ schnell um 25 Milliarden Dollar steigern könnten“, so der argentinische Wirtschaftsanalyst Miguel Kiguel. Seit Jahren wird diese Prognose in zahllosen Varianten von Politiker*innen aus nahezu allen politischen Lagern wie ein Heilsversprechen vorgetragen.
Kritische Stimmen dringen kaum durch
Übersehen wird gerne, dass Argentinien 20 Jahre nach dem Soja-Boom und der Bonanza der Rohstoffpreise in den Nullerjahren sozial ähnlich ruiniert ist wie zu Beginn. Ende 2022 lebten 18 Millionen Menschen – fast 40 Prozent der Bevölkerung – unterhalb der Armutsgrenze.
Kritische Stimmen, die vor den ökologischen und gesundheitlichen Folgen des Extraktivismus in Bergbau und Landwirtschaft warnen, dringen dennoch kaum durch. Im Gegenteil, die Protestaktionen der betroffenen Bevölkerung vor Ort, zu der vor allem Angehörige des Mapuche-Volks gehören, werden zunehmend als terroristische Akte diffamiert. Die letzte größere Aktion fand im November statt, als mit der Blockade zweier Straßen der Zugang zu den Ölfeldern tagelang versperrt wurde. Die Blockierenden forderten eine bessere Trinkwasserversorgung für alle Bewohner*innen der Region.
Mitarbeit: Felix Lee
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