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Frachtschiff in der Nordsee havariertSuche nach Containern geht weiter

Fast 300 Container sind am Dienstag über Bord eines Frachters gegangen. Mindestens einer soll Gefahrgut enthalten. Für die Insel Borkum herrscht Warnmeldung.

Bewohner*innen der Insel Borkum müssen sich besonders vor den Containern in Acht nehmen Foto: dpa

Den Helder/Bremerhaven dpa | Nach der Havarie des Riesenfrachters „MSC Zoe“ in der Nordsee könnten am Donnerstag weitere der rund 270 über Bord gegangenen Container an Land gespült werden. Nach Angaben des Havariekommandos in Cuxhaven soll mindestens einer von ihnen Gefahrgut enthalten – nämlich Dibenzoylperoxid, das in der Kunststoffproduktion eingesetzt wird und im Extremfall bei großer Hitze explodieren kann. Die niederländische Küstenwache geht von mindestens drei Containern mit einem gefährlichen Stoff aus.

Die Reederei der „MSC Zoe“ lässt mit Spezial-Schiffen nach den Containern suchen. Die Schiffe sind mit Sonar ausgerüstet. Ein Bergungsunternehmen sei mit der Suche beauftragt worden, teilte die MSC Reederei mit Sitz in Genf mit. Das Unternehmen solle auch die Säuberung der Strände koordinieren. Man nehme den Vorfall sehr ernst.

Besondere Wachsamkeit herrscht an der ostfriesischen Küste, für die Insel Borkum wurde am Mittwochabend eine Warnmeldung abgesetzt. Es sei möglich, dass Container oder freigesetzte Gefahrstoffe an Land gelangten, hieß es in einer über das Warn- und Informationssystem Katwarn verbreiteten Meldung. „Keinesfalls offene Container oder freigesetzte Stoffe berühren“, warnte der Landkreis Leer. „Sollten Sie einen Container entdecken, bitte umgehend der Rettungsleitstelle, Telefon 112, melden.“

Auch für den Schiffsverkehr stellen die Container ein Risiko dar. „In der Nacht war das Ems-Fahrwasser westlich von Borkum vorübergehend gesperrt“, sagte ein Sprecher des Havariekommandos am Donnerstag. So sollte verhindert werden, dass Schiffe im Wasser treibende Container rammen könnten. Die Suche nach den restlichen über Bord gegangenen Containern wurde am Morgen nach Sonnenaufgang wieder aufgenommen.

Betroffene Bereiche sollen gesichert werden

„Die endgültige Zahl der Container wird sich erst bei der Zählung in Bremerhaven herausstellen“, sagte der Sprecher. Das könne einige Tage dauern. Das Cuxhavener Havariekommando hatte zuvor nach Rücksprache mit der Besatzung des Frachters erklärt, dass mindestens einer der Container Gefahrgut enthalte.

Der Frachter hatte die Container am Dienstag auf dem Weg vom belgischen Antwerpen nach Bremerhaven in stürmischer See verloren. Zunächst wurden sechs Container in deutschen Gewässern gesichtet. Zusammen mit der Reederei wollte das Havariekommando einen Bergungsplan erarbeiten. Der betroffene Bereich sollte gesichert werden. An den Stränden der Inseln Vlieland, Terschelling und Ameland wurden nach Angaben der niederländischen Küstenwache mehr als 20 Container angespült.

Das Containerschiff legte laut Havariekommando in der Nacht auf Donnerstag in Bremerhaven an. Die Fahrt in den Hafen verlief demnach ohne Zwischenfälle. Die „MSC Zoe“ der Reederei Mediterranean Shipping Company aus der Schweiz ist mit über 394 Metern Länge eines der größten Containerschiffe der Welt. Sie kann mehr als 19 000 Standardcontainer laden.

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3 Kommentare

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  • Stehen die da eigentlich einfach so auf Deck oder werden die vielleicht auch mal gegen "stürmische See" (soll ja vorkommen...) gesichert??

    • @Mitch Miller:

      Das Festzurren von Containern an Bord ("Laschen") ist ein eigener Beruf für Hafenpersonal. Die unteren ein bis drei Reihen werden meist in Gestelle gestapelt und/oder mit überkreuzten Stangen befestigt, darüber verwendet man kleinere Verriegelungen, die die einzelnen Container jeweils über die Ösen an den Ecken miteinander verbinden ("Twistlocks").

      EIGENTLICH sollte also so ein Containerstapel an Deck ein stabiler, fest mit diesem und dem Nachbarstapel verbundener Block sein, und zwar Container für Container. Aber auch diese Verbinbdungen haben natürlich ihre Grenzen, und was so eine überkommende Sturmsee an Kraft entwickelt, ist einfach unvorstellbar.

      • @Normalo:

        Ja ! Sie sagen es: "..was so eine überkommende Sturmsee an Kraft entwickelt, ist einfach unvorstellbar.."



        Die "MSC ZOE" ist eines der grössten Schiffe die es bisher gibt! Mit ca. 400m Länge und um die 60m Breite und Tiefgang bis 16m wurde um diese Schiffsgrösse gesagt, das "kein Wetter zu fürchten" ist !



        Im Normalfall, bei harter See, steuern die Schiffe mit reduzierter Kraft direkt gegen den Wind um hartes Schlingern (Schaukeln) zu begrenzen. Wenn wir die Schäden an der Ladung der "MSC ZOE" betrachten, so wurde einfach Kurs auf Bremerhaven gehalten, obwohl harter Wind und grosse Wellen von der Seite kamen. Der Kapitän hat die Wucht der "überkommenen Sturmseen" (Riesenwellen im Orkanwind) unterschätzt. Es könnte auch sein, das er den Zeitplan einhalten wollte und deshalb nicht gegen den Wind steuerte? ..und dann noch.. `evtl´ das "TITANIC Syndrom" vom `sicheren Schiff´. "GUT" ist m.E. das es keine Verletzten oder Todesfälle in der Crew der "MSC ZOE" gab !