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Forderungskatalog der ClubcommissionRäume öffnen statt verfallen lassen

Gegen Leerstand, für mehr Kultur: Neun Punkte umfasst der Forderungskatalog der Clubcommission, der Zwischennutzung in Berlin erleichtern soll.

Ist schon Ort der Zwischennutzung: Die alte Feuerwache am Tempelhoferfeld Foto: Clara Dünkler

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Clara Dünkler aus Berlin

taz | Das Ziel: Leerstand von Gewerbeflächen nutzen und gleichzeitig Kultur, Soziales und gesellschaftlichen Austausch fördern. Um dies zu erreichen, fordern nun die Clubcommission und Transiträume e.V. gemeinsam mit weiteren Akteuren aus der Kulturszene die Vereinfachung von Zwischennutzung. Neun Punkte umfasst der Forderungskatalog.

„Zwischennutzung ist als Werkzeug zu verstehen“, sagt Moritz Tonn, Leiter der Geschäftsstelle von Transiträume e.V. bei der Vorstellung des Katalogs am Donnerstagmorgen in der Feuerwache am Tempelhoferfeld. Ein passender Ort: Ganz im Sinne der Fordernden, beherbt die ehemalige Wache derzeit ein Modellprojekt des Torhaus Berlin e.V.

Gerade in Berlin, einer Stadt in der 1,75 Millionen Quadratmeter Gewerbefläche leerstehen, könnten Zwischennutzungen die Wiederbelebung und Aufwertung der Stadt vorantreiben, so Tonn. Davon würden alle profitieren, meint er: Die Eigentümer:innen, Kulturschaffende und die Stadtbewohner:innen. „Es geht darum, Räume wieder zu öffnen.“ Im tatsächlichen wie auch im übertragenden Sinne.

Verwirrung in der Verwaltung

Eine der bislang größten Hürden sei die Verunsicherung auf Verwaltungsebene. „Es wird mehr abgelehnt als sein müsste, einfach, weil es keinen festen Rahmen gibt“, sagt Tonn. Deswegen lautet der erste Punkt des Forderungskatalogs: Zwischennutzung als eigenständige Kategorie in die Berliner Bauordnung aufzunehmen. Dadurch erhoffen sich die Unterzeichnenden eine wesentliche Beschleunigung der Genehmigungsprozesse.

Der Forderungskatalog nimmt immer wieder Bezug auf bereits an anderen Orten umgesetzte, erfolgreiche Maßnahmen. Dazu gehört zum Beispiel die in Lettland eingeführte Leerstandssteuer. Dies ist eine Abgabe, die Ei­gen­tü­me­r:in­nen zahlen müssen, wenn sie Immobilien über längere Zeit ungenutzt lassen. So etwas halten die Unterzeichnenden auch für Gewerbe- und Büroflächen in Berlin für sinnvoll.

Ein weiteres Vorbild aus der Praxis ist die österreichische Hauptstadt, in der es die Koordinierungsstelle Kreative Räume Wien gibt, die als Bindeglied zwischen allen Interessen vermittelt. So eine städtische Zwischennutzungsagentur wünscht sich der Zusammenschluss auch.

Alles nur auf Zeit

Bei dem Konzept komme häufig die Frage auf, ob eine Nutzung auf Zeit nicht auch problematisch sei, sagt die Sprecherin der Clubcommission, Emiko Gejic. Der Vorteil an der Zwischennutzung sei allerdings, dass sich Projekte relativ unkompliziert ausprobieren könnten: „Sie müssen zum Beispiel nicht gleich wirtschaftlich sein“, erklärt Gejic. In Zeiten von weitflächiger Gentrifizierung und extremem Flächenmangel trotz Leerstand, sei das eine wertvolle Möglichkeit für Kulturschaffende.

Die Un­ter­zeich­ne­r:in­nen hoffen, dass sie bald auch mit den politischen Ent­schei­dungs­trä­ge­r:in­nen über die Umsetzung ihrer Forderungen sprechen können. Der aktuelle Entwurf sei als erste Version zu verstehen, sagt Tonn. Er kann und soll weiterentwickelt werden.

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