Forderung von Tatort-Schauspielern: Zeit für homosexuelle Kommissare
Im Münsteraner Tatort mimten Boerne und Thiel ein schwules Pärchen. Nun fordern sie mehr „echte“ lesbische oder schwule ErmittlerInnen.
In der Krimifolge „Erkläre Chimäre“ vom Sonntagabend, die 13,01 Millionen Menschen sahen, gab sich das Ermittler-Duo Frank Thiel (Prahl) und Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) als schwules Paar aus, um den reichen Onkel aus Florida (Christian Kohlund) für eine Erbschaft zu täuschen.
Prahls Schweizer Schauspieler-Kollege Stefan Gubser (57) alias Reto Flückiger pflichtete ihm bei: „Ein schwuler Kommissar würde dem „Tatort“ sicher eine neue Farbe verleihen und das kann nie schaden“, sagte Gubser der NOZ. „Außerdem wäre es doch wunderbar, wenn eine so große Community auch im „Tatort“ vertreten wäre.“
Prahl hatte der NOZ vom Samstag gesagt, dass er die Episode vom Sonntag durchaus als Statement für das Eherecht auch für gleichgeschlechtliche Paare sehe: „Jeder muss selbst wissen und entscheiden können, wie er glücklich wird, deswegen befürworte ich natürlich die Homo-Ehe.“ Seit Irland in einem Referendum für die Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften gestimmt hat, ist die Diskussion über einen solchen Schritt auch in Deutschland wiederbelebt. Vor allem die christlich geprägten Unionsparteien tun sich aber damit schwer.
Jan Josef Liefers will die Ehe-Öffnung
Auch Prahls Co-Star Jan Josef Liefers (50) hatte seine Meinung zur Ehe für alle kundgetan. In einem Bild am Sonntag-Interview äußerte er: „Es wäre mir lieber gewesen, Deutschland wäre den Schritt vor Irland gegangen, gleichgeschlechtliche Ehen gleichzustellen. Wir waren mal sehr fortschrittlich in diesen Fragen.“
Im Kern des aktuellen TV-Falls aus Münster ging es um einen jungen toten Brasilianer. Bei den Ermittlungen gab es Spuren zu einem Weinhändler und eben eine Verbindung zu Boernes schwulem Erbonkel. Bei den Zuschauern stieß der Fall wieder auf viel Gegenliebe, aber auch Kritik. Manche freuten sich über den außergewöhnlichen Auftritt der Ermittler, andere sahen darin zu viel Klamauk.
Der Film vom Sonntag war der 27. Fall aus Münster seit 2002. Die Presse hatte den Krimi vorab unterschiedlich rezensiert. Spiegel Online schrieb etwa: „Auch wenn die Darsteller Liefers und Prahl, großes Lob immerhin dafür, allzu tuckiges Verhalten vermeiden, geht diese umgekrempelte Version von „Charleys Tante“ an keiner Stelle auf.“ Die taz schrieb hingegen: „Falls man das Wörtchen „altbacken“ also auch irgendwie nett meinen kann, dann sind die Münsteraner Fälle auf ganz wunderbare Art etwas trutschig.“
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