Forderung des Chaos Computer Clubs: Verschlüsselt oder gar nicht
Immer wieder fordern konservative Politiker, verschlüsselte Kommunikation für den Staat zugänglich zu machen. Nun schießt der Chaos Computer Club zurück.
BERLIN dpa | Der Hacker-Verein Chaos Computer Club hat auf Ideen aus der Politik zur Einschränkung von Verschlüsselung mit einer radikalen Gegenforderung reagiert. Unverschlüsselte Kommunikation müsse strikt verboten werden, verlangte der CCC am Donnerstag.
„Wer Daten seiner Kunden unverschlüsselt überträgt, archiviert und damit deren Sicherheit gefährdet, muss mit empfindlichen Strafen belegt werden“, hieß es in einem Blogeintrag.
Zuletzt hatte der britische Premier David Cameron ein Verbot von Kommunikations-Apps mit Verschlüsselung ins Gespräch gebracht, die Sicherheitsbehörden keinen Zugang zu Inhalten bieten. Auch Bundesinnenminister Thomas de Mazière sprach sich gegen Verschlüsselung aus.
Nach den Enthüllungen über die ausufernde Internet-Überwachung durch den US-Abhördienst NSA und dessen britischen Gegenpart GCHQ setzen Privatleute und Unternehmen stärker auf Verschlüsselung. In Deutschland forderte zuletzt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) die Wirtschaft zum Einsatz von harter Verschlüsselung auf der Basis des offenen Systems GnuPG auf, für das staatliche Stellen mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Hintertür besitzen.
Anbieter einiger Kurzmitteilungsdienste werben auch damit, dass sie keinen Zugriff auf Inhalte der Nutzer hätten und sie deshalb auch nicht Behörden preisgeben könnten.
„Wir fordern, dass die Millionen, die in die Militarisierung der Netze gesteckt werden, stattdessen in den Bau offener, sicherer Systeme zu investieren sind“, erklärte der CCC. Das Geld solle auch in eine bessere technische Ausbildung fließen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
Eine Chauffeurin erzählt
„Du überholst mich nicht“
SPD im Vorwahlkampf
Warten auf Herrn Merz
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut