Folgen der Corona-Epidemie: Senat verhängt Ausgangsbeschränkung
Restaurants müssen schließen und Versammlungen von mehr als sechs Personen sind in Hamburg nun untersagt. Am Sonntag wird über eine Ausgangssperre entschieden.
Am Sonntag wollten die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) entscheiden, ob eine regelrechte Ausgangssperre verhängt wird. „Das hängt davon ab, wie viele vernünftige Verhaltensweisen wir sehen“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) auf einer eigens anberaumten Landespressekonferenz. Entscheidend sei, dass die Menschen Abstand zueinander hielten.
Tschentscher lobte die Hamburger dafür, dass sie größtenteils zu Hause blieben. Er sehe wenige Menschen im öffentlichen Raum und habe auch nichts von unverantwortlichen Verhaltensweisen wie Corona-Parties mitbekommen. „Wir wollen niemanden einsperren“, sagte der Bürgermeister. Die Beschränkung auf sechs Personen sei eine für die Polizei handhabbare Regel. „Wir wollen eine pragmatische Umsesetzung sicherstellen“, sagte Tschentscher. Ausnahmen gälten für Familien, Medien, Leute, die beruflich unterwegs seien.
Wie die Gesundheitsbehörde mitteilte, wurden von Donnerstag auf Freitag in Hamburg 158 weitere Fälle von Erkrankungen mit Covid-19 bestätigt. Damit ist die Zahl der in Hamburg gemeldeten Fälle auf nunmehr insgesamt 664 angestiegen.
Urlaubsrückkehrer schlagen durch
Dass die Zahlen so stark stiegen, liege an den vielen Urlaubsrückkehrern, hieß es. Bei vielen zeigten sich die Erkrankungssymptome verzögert, so dass sie erst mit einigem Abstand zum Ferienende getestet wurden. In den kommenden Tagen wird bundesweit mit einem weiteren deutlichen Anstieg der positiv getesteten Fälle gerechnet.
Nach wie vor geht die Krankheit in der Regel mit leichten bis mittleren grippeähnlichen Symptomen einher. Nach aktuellem Stand werden 26 Hamburger stationär behandelt, weil sie mit Covid-19 infiziert sind, davon werden sechs Personen intensivmedizinisch betreut.
Der Senat hat am Freitag auch das einen Tag zurvor angekündigte Maßnahmenpaket für die Wirtschaft beschlossen. Ein grob geschätzt dreistelliger Millionenbetrag aus dem Haushalt soll verhindern, dass massenhaft Unternehmen und Soloselbstständige insolvent werden und die Wirtschaft nachhaltig Schaden nimmt. „Wir empfinden als Staat eine Verpflichtung, wenn wir Unternehmen ihre Geschäftstätigkeit untersagen“, erläuterte Kultursenator Carsten Brosda (SPD).
Die Hilfen sollen mit den Hilfen des Bundes abgestimmt und „schnell und unbürokratisch aus einer Hand“ gewährt werden. Bei der „Hamburger Corona-Soforthilfe“ handelt es sich um direkte nicht rückzahlbare Zuschüsse, die nach Unternehmensgröße gestaffelt werden. Darüber hinaus bietet der Senat Förderkredite an, Steuerstundungen sowie die Stundung und den Erlass von Gebühren. Das gelte auch für die indirekt von den Schließungen Betroffenen, etwa Lieferanten.
Kurzarbeit auch im Kulturbetrieb möglich
Die Kulturbehörde kündigte an, neben den Selbstständigen auch Betriebe wie Musikclubs und Privatbühnen, die bereits gefördert werden, zusätzlich zu unterstützen. Senator Brosda erinnerte daran, dass auch im Kultur- und Kreativbereich Kurzarbeit angemeldet werden könne. Neben der Nothilfe für Künstler werden auch neue Instrumente entwickelt: So werde die Behörde helfen, Hilfe im Wege des Crowdfunding zu organisieren.
„Was nötig ist, werden wir möglich machen“, versicherte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Mit der Schuldenbremse sei das Programm durchaus vereinbar. „Unsere Schuldenbremse ist eine intelligente Schuldenbremse“, sagte Dressel. Sie sehe Regeln für Notfälle vor. Nach den zurückliegenden guten Haushaltsjahren habe Hamburg „die finanzielle Kraft dieses zu stemmen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sturz des Assad-Regimes
Freut euch über Syrien!
Krieg in Nahost
Israels Dilemma nach Assads Sturz
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Weihnachten und Einsamkeit
Die neue Volkskrankheit
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
Trump und Krypto
Brandgefährliche Bitcoin-Versprechen