Folge von Trumps Sanktionen : Indien will Ölimporte aus Russland doch einschränken
Lange hielt Indien trotz US-Kritik an günstigen Ölimporten aus Russland fest. Nun scheint Premier Modi dem Druck aus Washington teilweise nachzugeben.
Es kommt etwas überraschend, auch wenn US-Präsident Donald Trump schon seit Längerem davon spricht: Raffinerien in Indien bereiten sich auf eine Drosselung der russischen Rohöllieferungen vor. Der Grund dafür ist die Aufnahme der größten russischen Ölexporteure Rosneft und Lukoil in die US-Sanktionsliste am Mittwoch.
Im Gegenzug winken Indien mögliche Handelserleichterungen. So könnten die aktuellen US-Zölle für indische Waren von 50 auf 15 bis 16 Prozent sinken.
Schon vor einem Monat signalisierte der indische Handelsminister Piyush Goyal, der gerade in Deutschland ist, dass Indien erwägt, mehr Öl aus den USA zu beziehen. Derzeit verhandeln Washington und Delhi über ein Freihandelsabkommen. Mit dem neuen indischen Kurs könnten die Verhandlungen an Tempo gewinnen.
Die USA zeigen starkes Interesse an einer Ausweitung der Energiekooperation. Das indische Außenministerium bekräftigte dies, kommentierte den Kurswechsel aber zunächst nicht.
Sorge vor steigenden Preisen in Indien
Der indische Energieriese Reliance Industries (RIL) des Milliardärs Mukesh Ambani ist bislang Indiens größter Abnehmer des günstigen russischen Öls und dürfte jetzt der Hauptverlierer sein: Rund die Hälfte der zu RIL gehördenden größten Einzelraffinerie der Welt im westindischen Jamnagar stammt von Rosneft.
Trump hatte Delhi mehrfach aufgefordert, Russlands Krieg in der Ukraine nicht durch Käufe von russischem Öl zu finanzieren. Trump untermauerte seine Drohung mit Sekundärzöllen. Schon 2019 hatte die damalige Trump-Regierung Indien aus dem Ölhandel mit dem Iran gedrängt. Seitdem bezieht China mehr Öl aus Iran und Indien aus den USA.
Derzeit importiert Indien Rohöl vor allem aus Irak, Saudi-Arabien, Russland, den Emiraten, den USA sowie Nigeria und Westafrika. Russland liegt auf Rang drei und die USA auf Platz fünf. In Indien wächst jetzt die Sorge über steigende Preise. Davor warnt auch Prashant Vasisht von der Ratingagentur ICRA Limited.
Russlands Präsident Wladimir Putin kritisierte die US-Sanktionen als „unfreundlichen“ Akt. Sie würden die russische Wirtschaft aber nicht beeinträchtigen und Russland werde sich niemals dem Druck der USA beugen. Für Dezember ist eine Besuch Putins in Indiens Haupstadt geplant. In der Filmstadt Noida bei Delhi hat der russische Staatssender RT gerade mit dem Aufbau eines Studios begonnen.
Früher waren russische Ölimporte wegen hoher Transportkosten für Indien nicht so attraktiv. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine fielen die Preise jedoch und Moskau akzeptierte auch Zahlungen in Rupien. Damit verfügt Russland nun über Devisen, die es fast nur in Indien ausgeben kann.
Modi vermeidet jetzt Nähe zu Trump
Im Januar lieferte Moskau auch wichtige Ausstattung für das südindische Atomkraftwerk Kudankulam. Doch die wirtschaftlichen Verflechtungen beider Länder reichen weit über den Energiesektor hinaus, auch wenn Indien sich zunehmend in Bereichen wie etwa der militärischen Ausrüstung diversifiziert. Beide Länder verhandel aktuell über den Kauf russischer Raketen für Indiens S-400-Luftverteilungssysteme.
Währenddessen versucht Indiens Premierminister Narendra Modi weiterhin, jegliche persönliche Interaktion mit Trump zu vermeiden, mit dem er bis zum Frühjahr mehrfach öffentlich eine enge Freundschaft zelebriert hatte. Modi fühlt sich offenbar vom US-Präsidenten brüskiert. Indiens Premier sagte inzwischen auch seine Teilnahme am Sonntag beginnenden Gipfel des südostasiatischen Staatenbundes Asean in Malaysia ab. Dort wird Trump zu Gast sein.
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