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Folge der EuropawahlSchattenboxen bei der SPD

Nach der Pleite bei der Europawahl will SPD-Fraktionschefin Nahles sich vorzeitig im Amt bestätigen lassen. Gegenkandidaten gibt's noch nicht.

Kampf gegen „Gemurmel“: Andrea Nahles Foto: reuters

BERLIN taz | Es gab Gerüchte, viel mehr nicht. Die beiden Ex-SPD-Chefs Martin Schulz und Sigmar Gabriel sollen an dem Stuhl von Fraktionschefin Andrea Nahles sägen. Aus Nahles’ Umfeld lautete bis Montagabend das Wording: Ignorieren, jetzt bloß keine Personaldebatten. Dann vollzog Nahles in einem TV-Interview am Montag einen Kurswechsel, der auch die SPD-Spitze kalt überraschte. Weil es um ihre Zukunft als Fraktionschefin „Gemurmel“ gegeben habe, werde sie jetzt vorzeitig antreten. Wer glaube, es besser zu können, könne ja am Dienstag gegen sie kandidieren. Mit Gemurmel sind vage Spekulationen um mögliche Konkurrenten von Nahles gemeint – aus den einflussreichen Landesgruppen NRW und Niedersachsen.

Den Ausschlag für Nahles’ abrupte Ansage gab offenbar der Brief eines SPD-Bundestagsabgeordneten. Der SPD-Mann Michael Groß aus Recklinghausen hatte gefordert, dass die Fraktion klären müsse, ob sie „hinter ihrer Vorsitzenden steht oder nicht“. Die Wortmeldung eines Hinterbänklers als Auslöser für eine vorgezogene Fraktionswahl? Die Nervosität ist offenbar hoch.

Der Hintergrund ist das miserable Ergebnis der SPD bei den Europawahlen. Leisen Unmut gibt es in der Fraktion schon länger. Die Landesgruppen NRW und Niedersachsen hatten sich Anfang des Jahres ohne die Fraktionschefin getroffen – ein Zeichen der Distanz zu Nahles. Medien hatten zudem, ohne Quellen zu nennen, schon vor der Europawahl berichtet, dass der Chef der NRW-Landesgruppe Achim Post, Arbeitsminister Hubertus Heil oder der Umweltpolitiker Matthias Miersch aus Niedersachsen gegen Nahles antreten könnten. Aber das waren nur Gerüchte. Nahles setzt nun mit der vorgezogenen Wahl ihre vermeintlichen Kritiker unter Druck. Die müssen jetzt, auf ihre Aufforderung, antreten – oder schweigen.

Wen interessiert das außer Journalisten und Politiker?

Sebastian Hartmann, NRW-SPD

Die Frage ist, ob Nahles’ forscher Schachzug ihr nützt. Im Fraktionsvorstand stimmten am Montag immerhin 4 von 11 gegen Nahles’ Plan, die Wahl vorzuziehen. NRW-Landeschef Sebastian Hartmann sagte dem Spiegel, dass die SPD nach der Wahlniederlagen keine Debatte um Personalentscheidung brauche: „Wen interessiert das außer Journalisten und Politiker?“ Allerdings hatte der Abgeordnete Groß aus Hartmanns Landesverband NRW genau das gefordert. Am Dienstag wurde eine Krisensitzung der SPD-Fraktion für Mittwoch einberufen.

Auch Martin Schulz, als Kanzlerkandidat 2017 gescheitert, kritisierte Nahles’ Vorhaben, die Wahl zur Fraktionsspitze vorzuziehen. Auf die Frage, ob er gegen Nahles antreten werde, sagte er: „Diese Frage stellt sich nicht.“ Gegenkandidaten hatten sich bis zum Dienstagnachmittag noch nicht gemeldet.

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13 Kommentare

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  • Es ist durchaus klug, seine Feinde aus der Deckung zu locken, doch das bringt nur Aufschub, weil irgendwann jemand büßen muss und da könnte Andrea Nahles Kopf dann fallen.

    Ohnehin fällt ihr das Amt schwer, sie war ja letztlich noch in einer Regierung, dann ist sie plötzlich wieder im Bundestag - sie gibt erstmalig eine unklare Figur in der Politik ab.

    Die SPD-Fraktion muss ja ihre Regierung unterstützen, aber diese Regierung steht schlecht dar, vor allem die Wähler finden sie gar nicht so gut.

    Aber die SPD vertritt auch einfach keinen echten Marken-Kern mehr - sie ist weder sozial, noch liberal oder besonders demokratisch, dafür stabilisiert die SPD die bestehende Aufteilung der sozialen Schichtung und ist da klar Oben, bei denen, die eigentlich die SPD nicht wählen und nicht unterstützen. Auch ausgleichend wirkt die Partei nicht mehr - sie betreibt Politik mit Konflikt - gegen viele Menschen.

    Die Menschen, die arm in Rente sollen, ist zum Beispiel sehr groß und denen ist klar, wer ihnen das eingebrockt hat: Die SPD. Und die wissen auch, wer ihr Problem nicht und niemals lösen wird: Die SPD.

    Ob nun also Nahles sich frühzeitig bestätigen lässt oder Schulz es wagt, zu kandidieren (gerade er?) - es ist wohl gar nicht so wichtig.

    Am Ende wird alles so sein, wie immer und das bedeutet, die nächste Wahl wird auch mies enden. Dann wird auch darüber diskutiert werden, wer dafür heranzuziehen ist.

  • "Der SPD-Mann Michael Groß aus Recklinghausen hatte gefordert, dass die Fraktion klären müsse, ob sie hinter ihrer Vorsitzenden steht oder nicht"

    Was will die SPD - einen Parteiführer, der mehr Wählerstimmen bringt? Man sucht die Überzeugungen der Wähler und versucht diese aufzunehmen.

    Richtig wäre, in der Bevölkerung für eigene Überzeugungen zu werben. Was der spd heute jedoch fehlt sind Überzeugungen, hinter denen die Partei steht. Das kann man auch nicht mit einem anderen Parteivorsitzenden ändern.

  • Mit dem unabdingbaren Wunsch endlich nur noch einstellige Wahlergebnisse einzufahren macht die SPD doch alles richtig :-)

  • "Der Hintergrund ist das miserable Ergebnis der SPD bei den Europawahlen. Leisen Unmut gibt es in der Fraktion schon länger. "

    Und die SPD wird auf ihrer Linie bleiben. Seit 2003 wird die Partei für ihre Politik abgestraft, korrigiert wird aber nix, weil die SPD verliert inzwischen tapfer und gewohnt. Diese Partei geht Richtung 10 bis 20 Prozent. Es ist vielleicht die letzte Regierung, wo sie noch den Außenminister stellen kann. Und diese Partei meidet die Oppositionsbänke - ein Haufen Karrieristen will unbedingt in die Ministerien und dort punkten, an den Urnen versagt man und das gerne und oft.



    Ob nun Andrea Nahles diesen Abgang der SPD als Volkspartei beschleunigt oder verlangsamt - am Ende ist es egal. Die Partei steht für viele Dinge, aber man vergißt das alles, aber an die Rentenreform unter Gerd Schröder erinnert sich jeder, schließlich schickt die Rentenversicherung ja ihre Ermahnungsbriefe an alle. Auch an Hartz IV kann sich jeder erinnern: Abstieg für Alle und vor allem wirklich einfach gemacht. Man muss nur länger als 12 Monate keine Arbeit finden und zack ist ein Jobcenter für einen zuständig. Ich denke die SPD wird noch weiter verlieren. Sie wollen das auch so haben. Öffentlich sagen sie das nicht, aber insgeheim liebt die Partei das Drama ihres Abstiegs.

    • @Andreas_2020:

      "Auch an Hartz IV kann sich jeder erinnern: Abstieg für Alle und vor allem wirklich einfach gemacht."

      der hartzismus ist der für die globalisierungsgewinner und nur für sie bisher durchaus funktionierende versuch den standort deutschland durch sozialabbbau niedriglöhne,leiharbeit und präkarisierung wettbewerbsfähig zu machen .die globalisierungsgewinner opfern den rest der gesellschaft und insbesondere die armen und die alten ihrem interesse im neoliberalen globalisierten turbokapitalismus weiter zu siegen oder wenigstens nicht unterzugehen.



      es ist ein sehr böses spiel dass da gespielt wird.es dehumanisiert die gesellschaft und zerstört die demokratie.aber mit "Abstieg für alle" kann man es nicht überschreiben.-abstieg für viele aufstieg für wenige wäre eine bessere überschrift.







      dass die spd das "Drama ihres Abstiegs" liebt glaube Ich nicht.aber die spd-parteiführung liebt ihre macht oder den rest der von ihr übriggeblieben ist ,mehr als die partei und blockiert deren personelle und programmatische erneuerung.



      Andrea Nahles ist nicht die einzige die gehen muss wenn die spd wieder eine zukunft haben will.



      insbesondere alle seeheimer müssen gestürzt werden.



      nur wenn die spd-basis das schafft-wird die spd wieder eine zukunft haben

      • @satgurupseudologos:

        Die Seeheimer betreiben doch den Niedergang der SPD - die lösen sich irgendwann in der CDU auf, wenn es dann noch was zum Auflösen gibt ...

    • @Andreas_2020:

      Wow was für eine komplette Ignoranz.

      1. Die SPD wollte keine GroKo. Jamaika hats nicht gebacken gekriegt ne Regierung zu bilden. Schon vergessen?

      2. "Öffentlich sagen sie das nicht, aber insgeheim liebt die Partei das Drama ihres Abstiegs." Lesen Sie eigentlich was Sie schreiben noch mal bevor Sies abschicken?

      • @GrünerTee:

        Seit 2003 verliert die SPD immer wieder und es bleibt alles klar. Kennen sie jemand der immer an der gleichen Kreuzung einen Unfall macht und dann sagt, jetzt habe ich's verstanden und dann eine Woche später BUMS, wieder? Nein, so einen Menschen kennen Sie nicht und Sie werden ihn nicht finden. Aber die SPD macht das und zwar immer und immer wieder = Die wollen das so haben. Sonst würden sie sich ändern. Vielleicht ist Drama das falsche Wort, es steigen ja auch viele auf, sitzen in Regierungsbüros, verdienen gut, aber die Partei insgesamt geht nach Unten. Und was ist daran bitte ignorant?



        Und zu 2. Siegmar Gabriel und Gerd Schröder, kritisierten kürzlich wieder offen und ein wenig versteckt die aktuelle Führung. Es gibt in der SPD mächtige Kreise, die die Partei Unten sehen wollen, Gerd Schröder zum Beispiel. Der hat seit 2003 einen Abrutsch der SPD ausgelöst und beharte dennoch auch darauf, dass es so weiter gehen muss.

    • @Andreas_2020:

      Das mit dem Drama halte ich für übertrieben.

      Das Ende Ihres ersten Abschnitts bringt es dagegen indirekt auf den Punkt.



      Die karrieregeile SPD-Elite kann sich nicht ändern und wird daher so weiter machen wie bisher, in der Hoffnung, noch einen der weniger werdenden Posten zu ergattern.

      Das ist letztlich nur ein typisches Schicksal großer, ehemals mächtiger Institutionen.

  • Eine Wahl ohne Gegenkandidaten ist sehr praktisch.

    Das ist wie bei Asterix.



    "Wer dafür ist per Handzeichen abzustimmen, der hebe jetzt die Hand."



    Vielen Dank. Und jetzt:



    "Wer dagegen ist per Handzeichen abzustimmer, der hebe jetzt die Hand".

    Egal. Frau N. wird wohl trotzdem nicht Kanzlerin der Herzen.

  • Frau Nahles hat Gespür für Machterhalt. Ihre Dreistigkeit wird hoffentlich erkannt und die SPD macht vor der Wahl erst einmal eine Inventur zu ihren relevanten Themen.

  • Die SPD hat ihr Problem noch nicht erkannt! "Nach der Pleite bei der Europawahl will SPD-Fraktionschefin Nahles sich vorzeitig im Amt bestätigen lassen." Ätschi Bätschi!"



    Die Steuerbürger werden zur Passivität und des Einzahlens in die Gemeinschaftskasse verdammt sowie zusätzlich hinterrücks an die Galeere der öffentlichen Schulden gefesselt. Dabei spekuliert der Staat, durch keine Krise belehrt, auf die Passivität der Bürger?



    Solche Gedanken will ich gern verbreiten um zur Herrschaft des Volkes (von δῆμος, Demos,"Volk" und κρατία, Kratia, "Herrschaft") wieder



    beizutragen! Die Strukturelle Korruption und Politik als Geschäft muss aufhören.

    Wir leben in einer "Demokratie", d.h. die "Besten wurden gewählt" (Aristoteles) und in einer "Republik", d.h. der Souverän (ich regiere mich selbst) schaut hin und kontrolliert die "Herrscher" (Lucretia legende).

    Leider sparen unsere noch Regierenden vorsätzlich zu sehr an der BILDUNG!



    Das gilt es zu ändern oder unsere Kinder werden uns noch das Fürchten lehren:



    Greta Thunberg hat gerade den "etablierten Parteien" gelehrt, daß gesunder Menschenverstand auch eine gesunde Umwelt voraussetzt!

  • 0G
    05838 (Profil gelöscht)

    Katarina Barley war Spitzenkandudatin der SPD für die EU Wahl. Als sie aufgestellt wurde, waren die Umfrageergebnisse für die SPD besser als bei der Wahl. Verantwortlich wird sie aber nicht gemacht, denn sie ist ja so lieb und nett.