Flugzeugentführung Egypt Air: Sag zum Abschied leise Klick
Ben Innes war Geisel im Airbus auf Zypern und ließ sich die Gelegenheit eines Fotos mit dem Entführer nicht entgehen.
Was in einem Menschen vorgeht, der in einem Flugzeug sitzt, das gerade entführt wird, ist nur schwer nachzuvollziehen. Denkt er an den Tod, an Rettung, an die Familie? Der aus England stammende Ben Innes dachte neben all dem wohl vor allem an seine Freunde.
Denn als er und zwei weitere Passagiere zusammen mit vier Besatzungsmitgliedern die letzten Verbliebenen im entführten Airbus in Larnaka auf Zypern waren, bat er eine Stewardess zu übersetzen und dann den Entführer um ein gemeinsames Handy-Foto. Das schickte er an seine Freunde und Mitbewohner.
„Ich dachte mir, wenn die Bombe echt ist und er uns alle in die Luft jagen will, habe ich ohnehin nichts zu verlieren. Also habe ich die Chance genutzt, um mir das Ding genauer anzusehen“, sagte er der britischen Boulevardzeitung The Sun.
Empfohlener externer Inhalt
Das war ja gar kein schlechter Plan. Agent Ben Innes begab sich also in eine brenzlige Situation ganz im Stil von James Bond, um die Bombenattrappe als solche zu enttarnen und ein Foto zur Identifikation des Entführers in die sozialen Netzwerke zu senden. Vielleicht ja sogar im Auftrag ihrer Majestät.
Aber mal ehrlich, war der Mann lebensmüde oder einfach nur sensationsgeil? Beim Gedanken, nichts zu verlieren zu haben, ging er auf Tuchfühlung mit dem Entführer anstatt seinen Lieben ein paar letzte Worte zukommen zu lassen. Wenn der Entführer „alle in die Luft gejagt“ hätte, wäre dieses Grinsekatzen-Foto also das letzte Zeugnis des Lebens von Ben Innes gewesen. Immerhin hat der Möchtegern-Agent nicht die Sonnenbrille aufgesetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?