Flugzeug-Crash in Südfrankreich: DNA von 78 Opfern identifiziert
Der zweite Flugschreiber des zerschellten Airbus bleibt weiterhin unauffindbar. Derweil wird über die Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht bei Piloten diskutiert.
PARIS/DÜSSELDORF dpa | In den französischen Alpen ist die Suche nach weiteren Opfern der Germanwings-Katastrophe und nach dem Flugdatenschreiber fortgesetzt worden. Ob die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft weitere Ermittlungsergebnisse bekanntgeben wird, war am Montagmorgen offen. Am Absturzort wurde bislang DNA von gut der Hälfte der 150 Opfer gesichert. Man habe „78 unterschiedliche DNA-Spuren“ identifiziert, sagte Staatsanwalt Brice Robin.
Bislang unauffindbar: der Flugschreiber der Passagiermaschine vom Typ A320. Von den auf ihm gespeicherten Daten erhoffen sich die Ermittler weiteren Aufschluss darüber, was an Bord des Airbus geschah, bevor er am vergangenen Dienstag mit 150 Menschen an Bord zerschellte.
Lufthansa-Manager Kay Kratky verwies am Sonntagabend auf eine mögliche Beschädigung des Geräts: Das Flugzeug sei mit Tempo 800 und damit mit unvorstellbarer Wucht an dem Bergmassiv nordöstlich von Marseille zerschellt, sagte Kratky in der ARD-Talkshow „Günther Jauch“. „Es könnte sein, dass die Belastung hier zu groß war und er keine Signale sendet.“ Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der 27 Jahre alte Copilot die Maschine mutwillig zum Absturz gebracht. Warum – darauf haben die Ermittler noch keine Antwort geben können.
Nach einer nächtlichen Unterbrechung wurden die Arbeiten am Absturzort am Montagmorgen fortgesetzt. Gleichzeitig soll ein Weg ins Absturzgebiet in der Nähe des Örtchens Seyne-les-Alpes geschaffen werden. Der Zugang könnte Montagabend fertig sein und soll vor allem ermöglichen, schwereres Bergungsgerät in die Region zu bringen. Bisher werden Ermittler und Bergungskräfte tagsüber mit Hubschraubern in das unwegsame Gebiet gebracht. Die Bergung der Toten habe absoluten Vorrang, sagte Staatsanwalt Brice Robin.
Weder Abschiedsbrief noch Bekennerschreiben
Aus der Düsseldorfer Behörde hieß es am Montagmorgen, dass erst am Vormittag abzuschätzen sei, ob neue Informationen veröffentlicht werden könnten. Am Freitag hatte die Staatsanwaltschaft lediglich erklärt, es seien in der Wohnung des Copiloten „zerrissene, aktuelle und auch den Tattag umfassende Krankschreibungen“ gefunden worden.
Der 27-Jährige aus Montabaur verheimlichte seinem Arbeitgeber nach Erkenntnissen der Ermittler eine Erkrankung. Die Fahnder suchten nach Hinweisen auf ein psychisches Leiden. Sie fanden weder einen Abschiedsbrief noch ein Bekennerschreiben. Für Berichte, wonach der Copilot an starken psychischen Problemen und auch Sehstörungen gelitten haben soll, war bislang keine Bestätigung zu erhalten.
Als Konsequenz aus der Katastrophe fordert der CDU-Verkehrsexperte Dirk Fischer eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht für sensible Berufe. „Piloten müssen zu Ärzten gehen, die vom Arbeitgeber vorgegeben werden. Diese Ärzte müssen gegenüber dem Arbeitgeber und dem Luftfahrtbundesamt von der ärztlichen Schweigepflicht entbunden sein“, sagte Fischer der Rheinischen Post. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Jarzombek (CDU) schlug eine Expertenkommission vor, die die Frage klären solle, wie mit ärztlichen Diagnosen bei Menschen in besonders verantwortungsvollen Berufen wie Piloten umzugehen sei.
Der Copilot soll den Airbus A320 auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf absichtlich in einen Sinkflug versetzt haben, als der Kapitän das Cockpit kurz verließ. Die französische Staatsanwaltschaft schloss aus den Aufzeichnungen des Sprachrekorders, dass der 27-Jährige den Piloten aus dem Cockpit aussperrte. Französische Ermittler untersuchen allerdings weiterhin auch die Möglichkeit eines technischen Defekts der Maschine.
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