Flüchtlingsunterkunft in Berlin: Wohnen auf dem Feld

Die Container auf dem Tempelhofer Feld sollten längst abgebaut sein. Weil aber wieder mehr Menschen nach Berlin kommen, ziehen erneut Geflüchtete ein.

Container als Unterkünfte auf dem Tempelhofer Feld in Berlin

Dauerhafte Übergangslösung: Das Containerdorf auf dem Tempelhofer Feld Foto: Jürgen Held / imago

Die Container auf dem Tempelhofer Feld sind wieder bewohnt. Wie das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) bestätigte, sind am Mittwoch rund 20 Geflüchtete dort eingezogen. In den nächsten Tagen sollen es jeweils genau so viele sein, „um eine angemessene und zugewandte Begrüßung und Begleitung der neu nach Berlin kommenden Geflüchteten dort zu gewährleisten“, sagt Sascha Langenbach vom LAF. Insgesamt sei Platz für 280 Menschen.

Die Container auf dem Tempelhofer Feld waren 2017 aufgestellt worden, Anfang Dezember desselben Jahres zogen die ersten Flüchtlinge ein – teils hatten sie vorher in den Hangars im Flughafengebäude gelebt. In den sogenannten Tempohomes teilten sich jeweils vier Menschen ein Container-Ensemble mit zwei Betten pro Zimmer, Kochnische, Dusche und Toilette. Auf dem Feld waren zu der Zeit Plätze für rund 1.000 Menschen vorgesehen. Damit war es das größte Containerdorf der Stadt.

Die Dauer der Nutzung war dort eigentlich auf zwei Jahre befristet, schon Ende 2019 sollten alle wieder ausziehen. Diese Frist hing mit dem Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes zusammen, nach dem keine Bauwerke dauerhaft auf dem Feld errichtet werden dürfen. Die Container hätten 2020 wieder abgebaut werden sollen. Doch der Senat behielt sie als Reserve. Nutzbar waren sie lange nicht, es gab Probleme mit der Wasserversorgung.

Diese Probleme sollen inzwischen behoben sein, die jüngsten Wasserproben sind laut LAF alle einwandfrei. Das Bezirks­amt Tempelhof-Schöneberg hat die Nutzung dennoch nur unter Auflagen genehmigt, so dürfen aktuell keine Schwangeren und Kinder einziehen. Bei den neuen Be­woh­ne­r:in­nen handelt es sich nach Angaben des LAF vor allem um Menschen aus Afghanistan, Syrien, Somalia, Serbien, Iran und Burkina Faso, die nach einigen Wochen im „Ankunftszentrum“ in die Tempohomes ziehen.

Schon vor Baubeginn hatte die Initiative 100 Prozent Tempelhofer Feld das Projekt kritisiert: Rund 17 Millionen Euro soll es insgesamt gekostet haben, die Container aufzustellen. Dazu kommen nun noch die Kosten für den Umbau. „Aus unserer Sicht spricht nichts dafür, die Container wieder in Betrieb zu nehmen“, sagt Mareike Witt von der Initiative. Das Geld für die Umbaumaßnahmen hätte besser in Renovierungsarbeiten in den Flughafengebäuden fließen sollen, findet Witt. „Wir haben direkt neben dem Contai­nerdorf den Gebäudekomplex des alten Flughafens, der eh saniert werden muss. Dort könnten Menschen würdiger untergebracht werden – natürlich nicht in den Hangars, sondern in kleineren Einheiten“, sagt sie. „Das wäre ökonomisch und ökologisch sinnvoller.“

Beim LAF habe man dagegen vor allem positive Erfahrungen mit den Tempohomes gemacht. Die Nähe zu Neukölln, Kreuzberg und Tempelhof sei von den Bewohnerinnen sehr geschätzt worden. „Eine Unterbringung in den Containern mit ihren innenliegenden Sanitäreinrichtungen wurde von vielen Geflüchteten gegenüber Gemeinschaftswaschräumen eindeutig bevorzugt“, sagt Langenbach.

Die Tempohomes werden nicht die letzte Unterkunft sein, die jetzt (wieder) in Betrieb genommen wird. Noch im Februar soll eine Einrichtung in Pankow-Buch mit 490 Plätzen wiedereröffnen. Im März kommen Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge (MUF) in Charlottenburg-Wilmersdorf hinzu. Angesichts der etwa im Rahmen von humanitären Sonderaufnahmeprogrammen aus Afghanistan oder der Türkei erwarteten Menschen müsse man in den kommenden Wochen und Monaten weitere Plätze akquirieren.

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