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Flüchtlingslager in GriechenlandZweites Camp unter Quarantäne

Im Flüchtlingslager Malakasa nahe Athen ist ein 53-Jähriger positiv auf Corona getestet worden. 14 Tage darf niemand das Camp verlassen oder betreten.

Zwei Wochen soll die Eingänge am Lager von Malakasa geschlossen bleiben Foto: reuters/Alkis Konstantinidis

Athen dpa/afp/taz | Zum zweiten Mal binnen weniger Tage hat der griechische Coronavirus-Krisenstab ein Flüchtlingslager nahe Athen für 14 Tage wegen einer Coronavirus-Infektion unter Quarantäne gestellt. Es handelt sich um das Camp von Malakasa rund 45 Kilometer nördlich der griechischen Hauptstadt, wie der staatliche griechische Rundfunk (ERT) am Sonntagmorgen berichtete. Dort leben etwa 1800 Menschen.

Demnach wurde dort ein 53 Jahre alter Afghane positiv auf das Virus getestet. Der Mann hat nach Angaben des Migrationsministeriums eine Vorerkrankung. Mit Corona-Symptomen hatte er sich demnach selbst an die medizinische Einrichtung innerhalb des Flüchtlingslagers gewandt. Anschließend sei er in ein Krankenhaus in Athen gebracht worden, wo er positiv auf das Coronavirus getestet worden sei.

Die Familie des Mannes befindet sich laut dem Ministerium unter Quarantäne. Demnach sollen schrittweise alle Bewohner einem Corona-Test unterzogen werden. „Wir werden unseren Plan so wie im anderen Fall umsetzen“, sagte Griechenlands Migrationsminister Notis Mitarakis im Radiosender Protothema.

Das Virus war bereits Anfang vergangener Woche bei einer Frau nach der Geburt ihres Kindes in einem Krankenhaus in Athen festgestellt worden. Die Frau lebte im Lager von Ritsona rund 75 Kilometer nördlich von Athen. Anschließend waren 20 weitere Flüchtlinge in diesem Camp positiv auf das Virus getestet worden. Ritsona ist bereits unter Quarantäne gestellt worden. Dort leben rund 3000 Menschen.

Große Sorgen um Flüchtlingslager auf den Inseln

In Griechenland sind bislang 68 Menschen an der vom neuartigen Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. Die Sorge ist groß, dass sich das Virus in den völlig überfüllten Flüchtlingslagern auf den Inseln im Osten der Ägäis ausbreitet. Dort harren die Menschen oft in Zelten und provisorischen Unterkünften unter Plastikplanen aus, die sanitären Anlagen sind katastrophal und bei weitem nicht ausreichend.

Auf Lesbos etwa leben nach Zahlen des UN-Flüchtlingswerk UNHCR rund 20.000 Flüchtlinge und Migranten – bei einer Aufnahmekapazität von gerade mal 3000 Plätzen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen hat nach eigenen Angaben einen Notfallplan für das Flüchtlingslager Moria auf Lesbos aufgestellt, sollten sich die dortigen Bewohner infizieren. Wie viele andere Hilfsorganisationen fordert Ärzte ohne Grenzen eine sofortige Evakuierung der komplett überlasteten Lager auf den griechischen Inseln.

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