Flüchtlingsgipfel in Malta: Europa mauert
Europäisch-afrikanische Missverständnisse prallen aufeinander: Die einen wollen weniger illegale Migration, die anderen mehr legale.
Vella lobte die fünf afrikanischen Staaten, die mit der EU „Compacts“ genannte Rahmenabkommen abschließen wollen: Niger, Nigeria, Senegal, Mali und Äthiopien. Diese allgemein gehaltenen Vereinbarungen, die vor allem mehr Entwicklungshilfe vorsehen, reichen der EU aber nicht aus. Sie will konkrete Verpflichtungen ihrer afrikanischen Partner zu mehr Abschiebungen und zum Kampf gegen Schlepper. Legale Möglichkeiten der Migration für ihre Bürger könnten für sie „ein Anreiz“ sein, bei Abschiebungen besser zu kooperieren, sagte Vella. Afrikanische Vertreter, darunter aus Ägypten und Tunesien, verwiesen jedoch darauf, dass es genau dies bislang nicht gebe: legale Wege für afrikanische Arbeitsmigranten und Flüchtlinge.
Vertreter der deutschen Delegation sagten, es müssten mehr Menschen nach Afrika zurückkehren, vorzugsweise freiwillig. Kritisch fiel die Stellungnahme der Afrikanischen Union (AU) aus. Sie warf der EU vor, kein Interesse an der Entwicklung Afrikas zu zeigen.
„Mit dem Treffen bekräftigen Europa und Afrika, dass Migration nur durch Partnerschaft effektiv verwaltet werden kann“, sagte die EU-Außenkommissarin Federica Mogherini. Es gebe jedoch „auf der Welt Kräfte, die auf einen völlig anderen Ansatz dringen: Mauern bauen statt Partnerschaften“, sagte Mogherini, wohl auf die USA gemünzt. „Dies ist nicht der europäische Weg, und ich glaube, das ist nicht die afrikanische Art.“
Nach ihrer Ansprache fuhr die Italienerin zu dem italienischen Kriegsschiff „San Giorgio“ im Hafen von Valletta. Gemeinsam mit Maltas Premierminister Joseph Muscat verabschiedete sie 89 libysche Küstenwächter, die von der EU trainiert worden sind. Unter anderem weil unklar ist, inwieweit bewaffnete Gruppen in Libyens Küstenwache verstrickt sind, war die Ausbildungsmission stark umstritten.
Sie ist aber einer der wichtigsten Bestandteile der Antischlepperpolitik der EU. Die 89 Männer sollen als Eintrittskarte für die EU-Militärmission „Sophia“ in libysche Gewässer dienen, dort gemeinsam mit ihnen patrouillieren und dafür auch neue Boote erhalten. Künftig sollen die in libyschen Gewässern aufgebrachten Flüchtlinge von ihnen nach Libyen zurückgebracht werden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Bis Freitag war er einer von uns
Elon Musk und die AfD
Die Welt zerstören und dann ab auf den Mars
Magdeburg nach dem Anschlag
Atempause und stilles Gedenken
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Nordkoreas Soldaten in Russland
Kim Jong Un liefert Kanonenfutter
Tarifeinigung bei Volkswagen
IG Metall erlebt ihr blaues „Weihnachtswunder“ bei VW