Flüchtlinge in Österreich: Alpendorf darf nicht aufnehmen
Der Bürgermeister eines österreichischen Dorfes würde gerne Flüchtlinge aufnehmen. Darf er aber nicht, weil das Dorf nur aus Deutschland erreichbar ist.
Andi Haid wurde Anfang des Jahres mit überzeugender Mehrheit zum Bürgermeister der kleinen Gemeinde Mittelberg wiedergewählt, tanzt da aus der Reihe. Im idyllischen Alpendorf sei Platz für 20 Flüchtlinge, ließ er die Landesregierung von Vorarlberg wissen. „Wir sehen das nicht als Pflicht, sondern als Selbstverständlichkeit“, so Haid, der die ÖVP-nahe offene Bürgerliste VP Kleinwalsertal vertritt.
Das gehe nicht, wurde ihm beschieden. Denn das 5.000-Einwohner-Dorf liegt im Kleinen Walsertal. Das gehört zwar zu Vorarlberg, ist aber nur über bayerische Straßen zu erreichen. Das nächste Krankenhaus steht im bayerischen Oberstdorf. Während des Asylverfahrens sind Auslandsreisen untersagt.
Haids Beharrlichkeit hat sich aber gelohnt. Es bahne sich jetzt eine Lösung an, freute sich Haid gegenüber der taz. Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) habe das Thema gegenüber ihrem bayerischen Amtskollegen Joachim Herrmann (CSU) angesprochen. Mittelberg wird Konventionsflüchtlinge bekommen, deren Asylantrag bereits bewilligt wurde.
Pensionen und Privatwohnungen stünden bereit. Dass ihn die Wähler abstrafen oder die Touristen ausbleiben, fürchtet Haid nicht: „Für die Gäste, die wir haben, sollte das kein Thema sein.“ Mit 1,6 Millionen Übernachtungen sei Mittelberg eine der größten Fremdenverkehrsgemeinden Österreichs. Im Tal gebe es keine Bewegung gegen Flüchtlinge.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Niederlage für Baschar al-Assad
Zusammenbruch in Aleppo
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag