Flüchtlinge im Arbeitsmarkt: Das Kapital will mehr
Arbeitgeber wollen Flüchtlinge mit einer hohen Bleibeperspektive nach drei Monaten sofort arbeiten lassen. Azubis sollen ein gesichertes Bleiberecht erhalten.
Die Bundesregierung will am Mittwoch im Kabinett zahlreiche Änderungen im Asylrecht wie auch Änderungen der Beschäftigungsverordnung beschließen. Die Entwürfe sehen einige Regelungen vor, die eine rasche Integration in den Arbeitsmarkt erleichtern sollen. So erhalten Asylbewerber und Flüchtlinge schneller Zugang etwa zu Integrationskursen und berufsbezogenen Sprachkursen.
Nach den Regierungsplänen sollen aber die Arbeitsagenturen weiter prüfen, ob ein inländischer Arbeitsuchender nicht Vorrang vor einem Asylsuchenden hat. Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) wollte dies zwar abschaffen, war damit aber nach Angaben aus Koalitionskreisen an Bedenken der Union und der Gewerkschaften gescheitert.
Auch deutsche Topmanager dringen einer Umfrage zufolge auf bessere Möglichkeiten, Flüchtlinge in ihren Unternehmen einzustellen. Insgesamt 80 Prozent der befragten Führungskräfte und Unternehmer fordern von der Bundesregierung, rechtliche und bürokratische Hindernisse so weit wie möglich zu beseitigen, wie eine Erhebung der Personalberatung LAB & Company im Auftrag der Süddeutschen Zeitung ergab.
Profit durch Integration
Verlangt wird demnach etwa, dass Behörden ausländische Studien- und Berufsabschlüsse rascher prüfen. Zudem solle allen Flüchtlingen, die einen sozialversicherungspflichtigen Job haben, in jedem Fall eine mehrjährige Aufenthaltserlaubnis erteilt werden. Mehr als 60 Prozent der Manager erwarten, dass ihre Firma von einer besseren und schnelleren Integration der Flüchtlinge profitieren werde.
Genauso viele sind der Auffassung, dass die wirtschaftlichen Chancen für Deutschland insgesamt die gesellschaftlichen Risiken übersteigen. „Die Flüchtlingshilfe, die heute geleistet wird, ist kein Kostenfaktor, sondern eine langfristige Investition in die Zukunft des Wirtschaftsstandortes Deutschland“, sagte Post -Chef Frank Appel der Zeitung. Demzufolge will die Post unter anderem im Rahmen eines breit angelegten Hilfsprogramms bis zu 1000 Praktikumsplätze für junge Flüchtlinge anbieten. „Spätere Ausbildung und Arbeit nicht ausgeschlossen“, ergänzte Appel.
Das derzeitige vierjährige Beschäftigungsverbot für Flüchtlinge in der Leiharbeit wird zwar aufgehoben. Für die meisten Flüchtlinge bleibt sie aber in den ersten 15 Monaten verboten. Nur in Engpassberufen, für die die Arbeitsagenturen Fachkräftemangel bescheinigen, sollen Asylsuchende und Geduldete nach drei Monaten einen Leiharbeitsjob aufnehmen dürfen.
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