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Flucht über das MittelmeerHelfer fordern staatliche Rettung

Seenotretter schlagen Alarm: Die Zahl der Menschen, die von Afrika nach Europa flüchten, steigt. Salvini fährt für seinen Wahlkampf nach Lampedusa.

Wo bleibt die staatliche Seenotrettung? Migranten im Mittelmeer im Juni 2022 Foto: Michael Bunel/Le Pictorium/imago

Rom dpa | Wegen immer mehr Menschen, die im Mittelmeer in Seenot geraten, fordern drei Hilfsorganisationen ein staatliches Such- und Rettungsprogramm. Der deutsche Verein Sea-Watch sowie die internationalen Organisationen Ärzte ohne Grenzen und SOS Méditerranée verlangten von den EU-Staaten am Mittwoch den „Einsatz einer angemessenen, staatlich geführten und proaktiven Flotte für die Seenotrettung“.

In den vergangenen Wochen hatten die Helfer mit ihren Schiffen Hunderte Menschen an Bord geholt, die von Afrika aus nach Europa übersetzen wollten. Italien registrierte in diesem Jahr bislang mehr als 42.000 Flüchtlinge – das sind schon jetzt deutlich mehr als im gesamten 2021, als 30.000 gezählt worden waren. Das Mittelmeerland hat immer größere Probleme, die Leute vernünftig zu registrieren und aufzunehmen. Das für rund 350 Menschen konzipierte Flüchtlingslager auf der Insel Lampedusa etwa ist extrem überfüllt.

Die Helfer beklagen, dass die EU-Staaten keine koordinierten Einsätze im Mittelmeer durchführen, um Menschen zu retten. Stattdessen müssten zivile Organisationen einspringen. Auf der zentralen Mittelmeerroute wurden nach UN-Angaben allein in diesem Jahr bislang 907 Migranten als tot oder vermisst gemeldet.

An diesem Donnerstag will Matteo Salvini von der rechten Lega das Camp in Lampedusa besuchen und dort Wahlkampf betreiben. Er hofft auf einen Sieg des Mitte-Rechts-Blocks bei den Wahlen am 25. September und kündigte bereits an, dann wesentlich härter gegen Migranten vorzugehen.

Die Hilfsorganisationen sind derweil ständig im Einsatz. Das Schiff Geo Barents von Ärzte ohne Grenzen wartete am Mittwoch mit 659 Geretteten – darunter mehr als 150 Kinder und Babys – weiter auf die Zuteilung eines Hafens. „Dieses unnötige, tagelange Warten zermürbt die Geretteten“, berichtete Mattea Weihe, Sprecherin von Sea-Watch. „Sie haben das Mittelmeer überlebt, doch anstatt sich in Sicherheit zu wissen, müssen sie tagelang vor den verschlossenen Toren Europas darauf warten, dass ihre Menschenrechte respektiert werden.“

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5 Kommentare

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  • Jetzt ist es wirklich erforderlich, sichere Korridore für die Flüchtenden zu schaffen, anstatt sie auf dem Mittelmeer absaufen zu lassen. Daher sollte jetzt die Einreise auf dem sicheren Luftweg aus Afrika gestattet werden. Visafreiheit für afrikanische Staaten zur Einreise nach Deutschland rettet Menschenleben.

    • @V M:

      ist politisch nicht machbar.

      Ob gut oder schlecht ist egal, das ist ein Fakt.

      Weltwiete Visafreiheit für alle ist definitiv ein feuchter Traum von mir aber aktuell nicht umsetzbar.

      Kp vll wenn wir eine erste richtige KI erschaffen die ein Bewusstsein entwickelt und uns in den Schatten stellt und wir diese dann als Regierungsobverhaupt wählen. Weil die Länder die das machen ökonomisch und gesellschaftlich fortschritlicher sein werden wird sich diese Art der Regierung durchsetzen.

      Die Ki Regierungen verstehen sich viel besser als die Menschen. Als erstes werden Subventionen weltweit angepasst. Es kommt anschließend zu einer fortschreitenden Verpfechtung der Welt die letzlich die Grenzen zunächst faktisch verschwinden lässt. Nachdem der Nationalismus durch den Einfluss der KI ausreichend gedämpft ist werden Grenzen abgeschafft und wir verstehen uns als "Menschheit".

      Kein Militär mehr, keine Grenzkontrollen, weltweite Gesundheitsversorgung, sauberes Trinkwasser, Nahrungsmittel, erneuerbare Energien.

      Die Welt wäre längst paradisisch wenn wir das was wir in das Militär stecken für andere Zwecke nutzen würden weltweit.

      Wie viel Geld wurde für Waffen, Grenzzäune, Diktatorenschmiergeld (als türsteher), Grenzschutz, Grenzüberwachung ausgegeben? In den letzen 50 Jahren?



      Und wie viel für den Kampf gegen den Klimawandel, Soziale Gerechtigkeit?

  • Dass die EU-Staaten keine koordinierten Einsätze im Mittelmeer durchführen, um Menschen zu retten ist doch logisch, wenn man bedenkt, daß sich diese Menschen von selbst in Gefahr bringen. Eine Art von Druckmittel.

    • @Max Sterckxc:

      Ein Seemann der zumj Fischen ausfährt bringt sich selbst in Gefahr, lass ihn ersaufen!

      Wozu überhaupt Rettungseinsätze? Jeder der auf das offene Meer fährt begibt sich selbst in Gefahr.

      Wir stellen einfach am Ufer so schilder auf, das ist bestimmt billiger als diese Küstenwache usw.

      Nene wir Menschen haben 2 Beine und sind nur für das Land geschaffen da haben Sie schon recht.

      Wer baden geht muss damit rechnen zu ertrinken, warum haben wir also überhaupt Bademeister. Wer in so einem klenen Pool ersäuft dem is doch eh net zu helfen!

      • @Obscuritas:

        Fahren die Fischer neuerdings mit 100 Mann, Frau und Kinder aufs Meer, und das in einem vergammelten Schlauchboot?



        Und stürzen sich hunderte Nichtschwimmer ins Schwimmerbecken in der Hoffnung, gerettet zu werden?



        Merken Sie, wie albern Ihre Vergleiche sind?