Finnlands neue Regierung: Das nordische Muster
Die Rechtspopulisten werden künftig die finnische Politik dominieren. Das Tor dazu haben ihnen die anderen Regierungsparteien selbst geöffnet.
S ozialdemokratisch geführte Regierungen in allen vier nordischen Ländern: Das gab es. Gerade einmal zwei Jahre ist es her. Zwar haben sich in Dänemark und Norwegen die dortigen Sozialdemokraten nach wie vor in Regierungsposition halten können. Allerdings koalieren sie nicht wie früher mit linken, sondern lieber mit rechten Parteien. Ihre Politik rutschte entsprechend nach rechts.
Und nach Schweden bekommt jetzt auch Finnland eine konservative Regierung, in der die am weitesten rechtsaußen stehende Parlamentspartei das eigentliche Sagen haben wird. Allein schon die Ressortverteilung spricht Bände: Die Wahren Finnen sicherten sich in Helsinki unter anderem das Finanz-, Wirtschafts-, Sozial-, Justiz- und Innenressort.
Die Partei hat aus dem Fiasko von 2015 gelernt. „Wir sind gekommen, um zu bleiben“, hatte sie gefeiert, als sie erstmals Regierungspartei geworden war. Und scheiterte kläglich. Anspruch und Wirklichkeit klafften so weit auseinander, dass die Partei zerbrach.
Für ihren zweiten Anlauf wurde der Deal, den die Schwedendemokraten im vergangenen Herbst mit der konservativen Regierung in Stockholm geschlossen hatten, die Blaupause für das Koalitionspapier in Helsinki. Auf 260 Seiten – der deutschen Ampelregierung hatten 144 gereicht – wird darin detailliert der Regierungskurs festgelegt. Bei jedem Abweichen droht nun die Aufkündigung des Bündnisses.
Strikte Asylpolitik in Finnland
Jetzt werde es endlich den erforderlichen Paradigmenwechsel in der Migrations- und in der Klimapolitik geben, schwärmt die Parteivorsitzende der Wahren Finnen, Riikka Purra. Finnland bekommt eine noch striktere Asylpolitik und alle klimapolitischen Maßnahmen stehen in Zukunft unter dem Vorbehalt, dass dadurch Haushalte nicht finanziell belastet werden sollen.
Migrations- und Klimapolitik: Die beiden Politikfelder, auf denen die Rechtspopulisten derzeit hoffen, besonders erfolgreich von den Ängsten und Sorgen der Menschen profitieren zu können. Aber das Tor dafür, dass sie inzwischen maximalen politischen Einfluss ausüben und die übrigen Regierungsparteien vor sich her treiben können, das haben die anderen Parteien selbst für sie geöffnet. Schon alleine deshalb, weil sie sich überhaupt entschieden haben, mit dieser Partei zu koalieren. Es gab ja Alternativen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei